Messerattacken im Tagestakt in Dortmund – Polizeichef Lange will „alle Mittel des Rechtsstaats ausschöpfen“

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Messerangriff - Symbolbild, Foto Rinke

Die vierte schwere Messerattacke seit Samstag allein in Dortmund wurde am Mittwoch vermeldet. Auch dieses Opfer wurde lebensgefährlich verletzt.

Am Dienstagabend (25. Oktober) erlitt ein Mann auf der Braunschweiger Straße in der Nordstadt durch mehrere Stiche schwere Verletzungen. Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund gaben am frühen Mittwochabend Folgendes dazu bekannt:

Gegen 22.40 Uhr geriet demnach ein 44-jähriger Mann aus Essen mit einer bislang unbekannten Personengruppe aneinander. Der Essener brach unter mehreren Stichverletzungen zusammen. Die Täter flüchteten. Ein Rettungswagen brachte den Schwerverletzten in ein Krankenhaus. Es bestand Lebensgefahr.

Eine Mordkommission ermittelt.

Auf die Gewalteskalation hin nahm Mitte der Woche Polizeichef Gregor Lange Stellung.

Nahezu täglich schwere Gewalttaten

  • Am Samstag hatte es in Dortmund zwei Messerangriffe mit mehreren Verletzten gegeben.
  • Am Sonntagabend wurde ein 19-Jähriger von einer psychisch stark auffälligen 26-jährigen Frau lebensgefährlich verletzt. Dazu kam ein Überfall einer gewalttätigen Gruppe auf der Rheinischen Straße.
  • Ein weiterer Mann wollte in der Nordstadt einen Streit schlichten und bekam einen Hieb mit einer Machete auf die Hand, musste notoperiert werden.
  • In Hamm erstach ein 40-Jähriger mutmaßlich beinahe seine Ehefrau, er sitzt in Untersuchungshaft.
  • In Menden wurde am Wochenende ein 83 Jahre alter Mann umgebracht – verhaftet wurde ein 17-Jähriger, der am Samstagnachmittag mit dem Audi A3 des Seniors einen schweren Alleinunfall auf der B515 baute
  • Die nächste schwere Messerattacke in Dortmund folgte am Mittwoch im Stadtteil Sölderholz – angegriffen und schwer verletzt wurde eine Frau durch einen psychisch auffälligen Mann.
  • Ebenfalls am Mittwoch am späten Abend gab es zwei Raubüberfälle binnen 10 Minuten im Bereich des Nordmarktes auf zwei junge Männer. In einem Fall war ein Messer und eine Nagelschere im Einsatz.
  • Am Donnerstag vermeldeten Polizei und Staatsanwaltschaft einen schweren Messerangriff vom Montag im Stadtteil Hörde nach. Dort war ein Mann vor einem Mehrfamilienhaus niedergestochen worden. Der mutmaßliche Täter sitzt seit Donnerstag in U-Haft.
  • Am Freitagmittag wurden im Abstand von 3 Stunden zwei Frauen in den Stadtteilen Scharnhorst und Wickede von einem Räuber mit Messer überfallen.
  • Ebenfalls am Freitag, am späten Abend, überfielen zwei Männer eine 18-Jährige in Dortmund-Husen.

Polizeichef Lange: Waffenverbotszonen, Strategische Fahndung, Videoüberwachung

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange. Foto: PP Dortmund/Menne

„Die aktuelle Situation ist nicht die Fortsetzung einer Lage, die es vor der Pandemie bereits gab, denn die Zahl der Straftaten ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.“

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange (SPD) wiederholt auf dem Hintergrund der aktuellen Gewalteskalation insbesondere in der nördlichen Innenstadt (7 Messerattacken an 5 Tagen, dazu unbewaffnete Raubüberfälle) seine schon oft getätigte Versicherungen: dass Dortmund und speziell der Norden immer sicherer geworden sei.

„Warum es nun aber in der Innenstadt zu diesen von einer hohen Gewaltbereitschaft geprägten Delikten gekommen ist, ist Gegenstand unserer Ermittlungen und erfordert schnelles und konsequentes Handeln.“

Auf diese Gewalttaten besonders aggressiver Straftäter in der Dortmunder Innenstadt reagierte die Polizei im September 2022 mit einer strategischen Fahndung für gezielte Kontrollen innerhalb des Walls, um Personalien festzustellen und verbotene Waffen oder andere gefährliche Gegenstände sicherzustellen.

„Der Schwerpunktdienst, der Streifendienst, ein Einsatztrupp und der Bezirksdienst der Dortmunder Polizei sowie das Ordnungsamt, die Bundespolizei und DSW21 sind seitdem gemeinsam im Einsatz. Das oberste Ziel: Täter abschrecken – Straftaten verhindern – für Sicherheit sorgen“, unterstreicht Lange.

„Festnahmen und Haftbefehle nach schwerwiegenden Straftaten in der City und in der Nordstadt sind die Belege für die gute Arbeit der Streifenteams und in den Kommissariaten der Polizei.“

Der Polizeipräsident weiter:

„Für mehr Sicherheit schöpfen wir alle Mittel des Rechtsstaats aus und prüfen weitere Schritte.

Ob in ausgewählten Bereichen die Voraussetzungen für eine mobile Videobeobachtung oder für eine Waffenverbotszone vorliegen, werden wir ebenfalls sorgfältig prüfen.

Sollten die Voraussetzungen für diese Maßnahme vorliegen und diese auch geeignet sein, über den Einsatz unseres sehr engagierten Personals hinaus das Problem nachhaltig zu lösen, dann muss selbstverständlich auch darüber gesprochen werden.“

Zur Strategie der Polizei sagt Gregor Lange: „In Situationen wie diesen ist es immer wichtig sofort zu handeln – und das haben wir ohne jeglichen Verzug mit der strategischen Fahndung, mit einer starken Präsenz und vor allem mit gebündelten Kräften an der Seite unserer Sicherheitspartner getan. Alle Kolleginnen und Kollegen sind bei einer aktuell sehr hohen Arbeitsbelastung engagiert und konzentriert für die Sicherheit der Bürger im Einsatz. Sie liefern Ergebnisse. Das verdient eine besondere Anerkennung, denn unsere Teams machen nicht einfach nur ihren Job – sie sind voll dabei und erreichen zeitweise auch Grenzen.“

Der Polizeipräsident betont auch die engen und guten Kontakte u.a. des Bezirksdienstes der Polizeiwache Mitte zu den Bürgern sowie zum Einzelhandel und zur Gastronomie in der Innenstadt.

„Engagiert bei der Sache sind auch unsere täglichen Gesprächspartner. Wir bekommen Hinweise und können deshalb Tatorte und Tatgelegenheiten aufhellen. Zusätzlich investieren Eigentümer und Pächter in Sicherheit, wenn sie zum Beispiel für mehr Licht sorgen.

Und zusätzlich sind Bestrebungen zu erkennen, bei denen für ein Sicherheits-Plus auch der Städtebau eine besondere Rolle spielt. Verschiedene Initiativen und auch Kritik aus der Bürgerschaft greifen also ineinander. Für den Erfolg brauchen wir neben dem aktuell hohen Kontrolldruck aber auch eine größere soziale Kontrolle. Anders geht es nicht, wenn wir langfristig wirkende Ergebnisse erzielen möchten.“

Wichtig ist aus Sicht der Polizei eine enge Vernetzung mit Akteuren unterschiedlicher Professionen, denn Kinder und Jugendliche, die in den Abend- und Nachtstunden in der Innenstadt auffallen und Probleme bereiten, stammen auch aus umliegenden Städten.

Mit der strategischen Fahndung können die Einsatzkräfte der Dortmunder Polizei innerhalb des Walls ohne konkreten Anlass eine einfache Sichtkontrolle z. B. in Taschen vornehmen, bei einem Verdacht genauer hinsehen und so verbotene Waffen und andere gefährliche Gegenstände sicherstellen.

So geschehen u.a. bei noch jugendlichen Intensivtätern, die der Polizei bereits bekannt sind. Dabei fiel auf, dass die Täter und Tätergruppen in der City und in der Nordstadt aktiv sind – die Polizei nutzt deshalb die strategische Fahndung auch in Teilen der Nordstadt.

Zwischen dem 30. September und dem 27. Oktober 2022 überprüfte die Polizei an 200 Orten (innerhalb Wall und am Dortmunder U) insgesamt 589 Personen und 183 Fahrzeuge. 169 Personen erhielten Platzverweise, 7 wurden festgenommen. In 11 Fällen lieferte die Polizei die Tatverdächtige zur Gefahrenabwehr vorübergehend ins Gewahrsam ein. Die intensiven Kontrollen führten zu 37 Strafverfahren. Dazu kommen 156 Sanktionen nach Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung.

Polizeipräsident Gregor Lange beharrt darauf:

„Diese Zahlen zeigen, dass wir für das sorgen, was jede Bürgerin und jeder Bürger von uns erwartet: Wir sind für Sicherheit und Ordnung im Einsatz.“

Quelle Polizei Dortmund

7 KOMMENTARE

  1. Grade im Qualitätsfernsehen aus Dortmund: kein Bericht hierzu, aber neue Schuldzuweisungen an die Dortmunder Polizei wegen des Senegalesen. Scheint sich hier nicht um die medienwirksam-korrekte Täter-Opfer-Konstellation zu handeln…

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