Auch Klimabündnis kritisiert Parkkonzept: „Suchverkehr vor allem mit SUV wird zunehmen“

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Parkhaus Massener Straße - Foto WBU

Die Ideen fürs künftige Unnaer Innenstadtparken einigen die unterschiedlichsten Akteure in Gegnerschaft: Nach Politik (WfU, SPD) und Innenstadthandel (City-Werbering) reiht sich jetzt auch das Unnaer Klimabündnis in die Reihen der Kritiker ein.

In einem Statement unter dem Titel

„Warum das grün-schwarze Parkraumbewirtschaftungskonzept aus Sicht des Klimaschutzes und der Stadtentwicklung nicht greift“

begründen die Klimaschützer ihre Kritik wie folgt:

„Der Grundsatz im neuen Parkkonzept, das Parken von PKW im öffentlichen Straßenraum teurer und damit unattraktiver zu machen, ist erst einmal richtig.

Ist das Parken in den Parkbauten (Parkhaus, Tiefgarage) preiswerter, werden diese sinnvollerweise besser ausgenutzt.

Nach dem bisher bekannt gewordenen Konzept sollen aber die oberirdischen Parkplätze in der Innenstadt nur zum Teil wegfallen. Das bedeutet, dass man mit dem PKW weiterhin in allen Straßen der Altstadt nach Parkmöglichkeiten suchen kann und wird.

Auch wenn hier das Parken erheblich teurer wird, wird dies wohl nicht bedeuten, dass diese Plätze dann frei bleiben.

Vielmehr wird sich die Parkzeit verringern und somit der Parksuchverkehr zunehmen. Besonders Fahrer von breiten PKW (SUV) werden die Parkbauten eher vermeiden und oberirdische Plätze aufsuchen.

Für einige Parkplätze ist in dem neuen Konzept auch eine kürzere Höchstparkdauer vorgesehen. Auch dies führt zu mehr Parksuchverkehr.

Die weitaus meisten Innenstadtbesucher parken auf den etwa 2000 Stellplätzen in den Parkbauten (für 1,50 € pro Stunde) oder auf den zahlreichen Plätzen am Stadtrand. Die wenigsten finden ihren Parkplatz auf oberirdischen Plätzen in der Altstadt und müssen diese noch mit den Anwohnern teilen.

Die Fußwege von den außenliegenden Parkmöglichkeiten sind sehr kurz. Zum Vergleich: die mittelalterliche Stadt Unna umfasste in ihrer Stadtmauer eine Fläche von 17 Hektar. Dortmund war im Mittelalter 81 Hektar groß.

Hinter dem Parkkonzept sollten aus Sicht des Klimaschutzes und der Stadtentwicklung vor allem folgende Ziele stehen:

  • Gute Erreichbarkeit der Altstadt
  • Schönheit und Attraktivität unserer Innenstadt
  • Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel


Zu 1.: Fahrten mit dem PKW sollten Umwege vermeiden und Parkmöglichkeiten gezielt und direkt ansteuern, z.B. durch ein gutes Parkleitsystem. Unnas Innenstadt sollte vom Umweltverbund (Bus, Bahn, Rad und Fuß) auf attraktiven und sicheren Wegen erreichbar sein. So müsste endlich das vor 7 Jahren beschlossene Fahrradzielnetz, das die Altstadt im Mittelpunkt sieht, umgesetzt werden.

Zu 2.:

Plätze in der Altstadt sollten von Autoabstellflächen zu Räumen der Begegnung, des Aufenthalts, für Kulturveranstaltungen und der Grüngestaltung werden. Hier sind vor allem zu nennen: Schulstraßenparkplatz, Museumsvorplatz, Platz vor dem Standesamt, Platz im Krummfußviertel.

Die Straßenräume sollten stärker begrünt werden, um das städtische Kleinklima und die Schönheit der Altstadt positiv zu beeinflussen.

Zu 3.: Die Verkehrserhebung von 2022 hat gezeigt, dass Verschiebungen in der Nutzung von Autoverkehr hin zum Umweltverbund möglich sind. Die Pandemie, Homeoffice und der enorm gestiegene Gebrauch von E-Bikes haben auch ohne Änderungen in der Infrastruktur dazu geführt, dass der Anteil des Autos an zurückgelegten Wegen von 65,5 % auf 53 % gesunken, der der Fußgänger von 14 % auf 21 % und der der Radfahrer von 11 % auf 21 % gestiegen ist.

Vor allem beim Radverkehr ist dann noch eine Steigerung denkbar, wenn das geplante Zielnetz mit Fahrradvorrangrouten Realität wird. Dies und eine Steigerung der Attraktivität des ÖPNV würden auch den Parkdruck in der Innenstadt von Unna verringern.

Zur Steigerung der Attraktivität des Radverkehrs gehören auch geeignete, sichere, überdachte und ausreichende Fahrradabstellanlagen und dies nicht nur in der Innenstadt, sondern besonders auch an den Wohngebäuden. Die Entscheidung für das umweltfreundliche Fahrrad hängt auch sehr davon ab, wie gut es für den Einzelnen verfügbar und erreichbar ist.

Radabstellanlagen sollten – vor allem in großen Siedlungen wie z.B. der Berliner Allee – ebenerdig, leicht zugänglich und nahe an den Wohnungen platziert sein. Das fehlt heute noch vielfach.

Auch das Parkraum-Gutachten der Planersozietät von 2018 („Parkraumerhebung und -konzept für die Unnaer Altstadt“) sieht in der Förderung des Umweltverbundes Chancen zur Verringerung des Parkdruck in der Innenstadt (siehe Seite 57 und 79).

Für eine autoarme Innenstadt bieten sich in Unna eigentlich nur zwei Bereiche an:

  • Gerh.-Hauptmann-Straße/Schäferstraße/Schulstraße/Klosterstraße
  • Das Burgviertel

Diese könnten für den KFZ-Fremdverkehr gesperrt und nur noch für Anwohner, Behinderte und Lieferverkehr zugänglich sein. Zu 1. gibt es in unmittelbarer Nähe ausreichend freie Parkkapazitäten rund um die Flügelstraße und im Parkhaus an der Massener Straße. Zu 2. gibt es in der Nähe Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage am Bahnhof und im Parkhaus Mühle Bremme.

In den anderen Bereichen der Innenstadt befinden sich Parkbauten, die man auch weiterhin anfahren können sollte, so dass sich diese Teile der Altstadt für eine Sperrung für den Fremdverkehr nicht eignen.

Die Unterzeichner sind Aktive im Klimabündnis Unna:

Christina Arndsmeier
Antje Bansi
Anke Bienengräber
Peter Esser
Nadja Feldmann
Dieter Grabsch
Christoph Hörstermann
Gert Kretschmar
Judith Kuck-Bösing
Gertrud Künzel
Helmut Papenberg (Ansprechpartner, Tel. 0170-8130672)
Klaus-Peter Rüsing
Sabine Schmidt
Stefan Schubert
Jule Wilberg
Frank Winkelkötter

Unna, den 20.3.2023

3 KOMMENTARE

  1. Ist ja bezeichnend dass das Unnaer Klimabündnis von „grün-schwarze Parkraumbewirtschaftungskonzept“ spricht.
    Zeigt also wessen Handschrift es trägt und die Schwarzen (wie bei der Wahl des 1. Beigeordneten selbst verkündet) nur noch ein Anhängsel der schwarzgrünen Projektgemeinschaft ist.
    Das nicht nur SUV-Fahrer das Parkhaus vermeiden sondern viele die nicht nur die Enge der Parkhäuser vermeiden wird den Parksuchverkehr forcieren. Insofern konform.
    Das allerdings jederzeit und überall Parkflächen in den Häusern zur Verfügung stehen wird bezweifelt wenn ich die Auslastung (z.B an der Flügelstraße zu Marktzeiten) sehe. Bedarf sicherlich einer Analyse und zeigt das Erfordernis eines Leitsystems.
    Preiswerter wird das Parken zukünftig auch in den Parkhäusern nicht solange grüne Bevormundungs und Verbots Politik die Entscheidungen bei einem devoten Partner bestimmt

    • Hallo Herr Clodt, wie genau meinen Sie das? Geht es Ihnen um die Frage, was Nicht-Innenstadtbewohner von den Parkvorschlägen halten, oder um die Erreichbarkeit der Innenstadt von den Dörfern aus mit dem Fahrrad? VG von der Redaktion!

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