„NEIN!“ Ohne Wenn und Aber. KEINE Gewalt an Frauen.
Auch in diesem Jahr weist das Mädchen- und Frauennetzwerk Unna auf die Gewalt gegen Mädchen und Frauen hin: Gemeinsam mit dem Frauenforum Unna, den Katholischen Frauen im Pastoralverbund Unna und dem Zonta-Club Unna-Hamm hisste das Netzwerk wieder am Rathaus die Fahne.
Anlass ist der Internationale Tag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ am heutigen 25. November.
Einige Zahlen belegen die erschreckende Dimension der Gewalt vor Ort:
- Die Kreispolizei Unna wurde im vergangenen Jahr zu 421 Fällen Häuslicher Gewalt gerufen,
- davon 92-mal allein in der Kreisstadt Unna.
- 100 Gewalttäter wurden kreisweit der Wohnung verwiesen,
- in Unna waren es 23 Wohnungswegweisungen.
Josefa Redzepi, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisstadt Unna, verweist mit großer Sorge auf die seit Jahren steigenden Zahlen von Häuslicher Gewalt.
Sie berichtet, dass in den ersten 10 Monaten 2020 die Zahlen nach wie vor auf einem hohen Niveau liegen: „Kreisweit wurden bis Ende Oktober schon 376 Fälle Häuslicher Gewalt gemeldet, 104 Fälle in Unna. Bei den Wohnungswegweisungen liegen die Zahlen mit 75 Fällen kreisweit und 26 in Unna weiterhin sehr hoch.“
Frauke Huwald von der Frauen- und Mädchenberatungsstelle des Frauenforums ergänzt die Zahlen: „2019 wurden im Frauenhaus 46 Frauen und 61 Kinder aufgenommen. In der Frauen- und Mädchenberatungsstelle hatten wir 256 Fälle Häuslicher Gewalt, 14 Stalkingfälle und 61 Fälle von sexualisierter Gewalt.“
„Wir wollen die Gewalt an Frauen nicht länger hinnehmen. Deshalb setzen wir uns gemeinsam mit vielen Menschen in ganz Deutschland und der Welt mit dem Hissen der Fahne dafür ein, dass die Gewalt an Frauen sichtbar wird. Sie geschieht in vielen Formen und passiert tagtäglich vielen Frauen und Mädchen, gerade auch in den scheinbar sicheren 4 Wänden. Gewalt ist nicht weniger brutal, wenn sie in der eigenen Partnerschaft begangen wird. Gewalt ist eine Menschenrechtsverletzung und muss in allen Formen angeprangert und geächtet werden.“
Huwald und Redzepi wünschen sich, dass die Öffentlichkeit hinsieht und handelt. Betroffene Frauen sollen ermutigt werden, ihr Schweigen zu brechen und sich Hilfe zu holen.
Auch Kamen zeigt Flagge:
Am weltweiten Tag gegen Gewalt an Mädchen und Frauen trafen sich in den vergangenen 20 Jahren viele engagierte Frauen und Männer, um in Kamen „Flagge zeigend“ Solidarität mit den Betroffenen zu erklären. In diesem Jahr müssen Bürgermeisterin Elke Kappen und die die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kamen, Martina Grothaus, allein dafür sorgen, dass die Fahne „frei leben – ohne Gewalt“ vor dem Rathaus zu sehen ist.
„Auch wenn die Fahne keine Gewalt verhindern kann, so ist sie mittlerweile aber zu einem weltweiten Symbol gegen Gewalt an Frauen geworden“, sagt Bürgermeisterin Kappen.
Neben dem Thema Zwangsverheiratung und Frühehen, das in diesem Jahr im Mittelpunkt der von Terre des femmes ins Leben gerufene Aktion steht, konnten an dem internationalen Gedenktag schon viele Gewaltformen, denen Frauen immer wieder ausgesetzt sind, öffentlich gemacht werden – wie etwa „weibliche Genitalverstümmelung“ oder „Gewalt gegen Frauen in der Prostitution“.
„Ein Thema, das in jedem Jahr aktuell ist, ist nach wie vor die häusliche Gewalt“, verweist die Bürgermeisterin auf die aktuellen Zahlen der Polizei. Bis zum 31. Oktober wurde die Beamten 376 Mal gerufen, in Kamen gab es in diesem Zeitraum schon 5 Einsätze mehr als 2019.
„So erschreckend die Zahlen auch jedes Jahr wieder sind, dient dieser Tag aber auch dazu, bundesweit das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu bringen und Betroffene auf wichtige Hilfsangebote hinzuweisen zu können“, hofft die Gleichstellungsbeauftragte Martina Grothaus. „Denn gerade zu Corona-Zeiten ist es wichtig, dass Frauen wissen, wo telefonische oder Online-Beratung angeboten wird.“
Für das nächste Jahr hofft die Gleichstellungsbeauftragte, wieder gemeinsam mit vielen Kamener Bürgerinnen und Bürgern ein Zeichen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen setzen zu können. Und dazu beizutragen, das Schweigen zu brechen.
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Hilfen gibt es auf überregionaler und regionaler Ebene:
Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ besteht als Ergänzung zu den Fachberatungsstellen und Frauenhäusern vor Ort. Es ist an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr unter der Rufnummer 08000 116 016 und über die Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de erreichbar. Anonym, kostenlos, barrierefrei und in 15 Sprachen.
Unmittelbarer Kontakt im Kreis Unna ist die Frauen- und Mädchenberatungsstelle des Frauenforums unter der Telefonnummer 02303/82202. Entweder telefonisch oder im Rahmen eines persönlichen Gespräches erhalten Frauen und Mädchen Entlastungsgespräche, Unterstützung in Krisensituationen, Beratung zur Verarbeitung der Gewalterlebnisse und Informationen zum Gewaltschutzgesetz. Auf der Homepage des Frauenforums Unna können sich Mädchen und Frauen darüber hinaus auch online beraten lassen, dazu unter www.frauenforum-unna.de das Logo „Online-Beratung“ anklicken.
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Zum Hintergrund:
1981 wurde der 25. November als Internationaler Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“ ausgerufen. Seither setzen sich Menschen an diesem Tag weltweit für die Beseitigung von Gewalt und Diskriminierung an Frauen ein. So auch in Deutschland, wo Gewalt gegen Frauen noch immer trauriger Alltag ist. Jede dritte Frau ist von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen. Rund 25 Prozent aller Frauen erleben Gewalt in ihrer Partnerschaft. Mehr als die Hälfte der Frauen wurde mindestens einmal im Leben sexuell belästigt. Besonders gefährdet sind Frauen mit Behinderungen oder in unsicheren Lebensverhältnissen.