„Gemeinsam mehr erreichen“ ist das Ziel des Runden Tischs, den Landrat Mario Löhr (SPD) anlässlich der sich zuspitzenden Energiekrise einberufen hat. Handfeste Hilfen will man Bürgern in Energienöten bieten. Hauptsächlich wird es dabei um Beratungen gehen.
Aussenden will man ein „starkes Signal aller Beteiligten, für Solidarität und Zusammenhalt einzutreten“, verkündet Löhr am heutigen Montag, 26. 9. „
Vertreter von Handwerk und Wirtschaftsförderung, Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden, Wohnungswirtschaft und Kommunalversorgern sitzen neben Akteuren von Arbeitsagentur, Jobcenter und Kreisverwaltung. Weitere Akteure aus Gesellschaft und Wirtschaft sollen dazustoßen.“
Man sei „breit aufgestellt, um Seismograph der Krise im Kreis Unna sein zu können“.
So weit die vollmundigen Versicherungen, die der Landrat am heutigen Montag, 26. September, von dem von ihm initiiierten „Runden Tisch“ aussandte. In der umfangreichen Pressemitteilung vom Nachmittag aus dem Kreishaus finden sich vor allem um Solidaritätsbeschwörungen, die an Kanzler Olaf Scholz´ „You´ll never walk alone“ erinnern.
So wolle man sich als „Kümmererspitze verstehen“, lässt sich Löhr zitieren, es geht hier nicht um Politik und schon gar nicht um Parteipolitik, sondern um Lösungen und konkrete Hilfen für unsere Bürgerinnen und Bürger genauso wie für Ehrenamt und Wirtschaft.“
Um tatsächlich konkrete Hilfen in der Pressemitteilung zu finden, muss man etwas länger suchen.
- So will die UKBS „als kommunal und sozial orientiertes Wohnungsunternehmen“ keinem Mieter kündigen, der mit seiner Heizkostenabrechnung in Verzug gerät.
Geschäftsführer Matthias Fischer betonte, dass man gemeinsam nach Lösungen wie etwa Ratenzahlungen suchen werde. Damit ist allerdings nicht das Problem gelöst, dass die zu erwartenden horrenden Summen irgendwann irgendwie bezahlt werden müssen.
„Wichtig ist, dass die Mieter aktiv Kontakt zur UKBS aufnehmen, wenn Zahlungsprobleme entgehen – persönlich, schriftlich oder telefonisch.“
- „Konkrete Hilfen in konkreten Problemsituationen“ wollen auch die lokalen Stadtwerke bieten. Dabei geht es allerdings um individuelle Beratungen, nicht um finanzielle Hilfen.
Die Geinschaftsstadtwerke Kamen, Bönen, Bergkamen (GSW) sollen für ihre 3 Kommunen „sehr kurzfristig“ ein entsprechendes Angebot schaffen, das bestenfalls auf alle anderen Städte und Gemeinden im Kreis übertragen werden kann.
„Gemeinsam mit Kommunalversorgern, Kommunen und Jobcentern können wir richtig gute Beratung auf den Weg bringen“,
glaubt Dorothée Schackmann als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt im Kreis Unna mit Verweis auf jahrzehntelange Beratungserfahrung der Verbände.
Die Energiekrise im Kreis Unna: Was steht zu befürchten?
Handwerker vor Produktionsausfällen, Wirtschaft vor Schließungswelle
„Uns erreichen insbesondere Stimmen aus den sehr energieintensiven Betrieben des Handwerks, die durch Kündigungen ihrer Energielieferverträge große Sorge haben, die Produktion im kommenden Jahr aufrecht erhalten zu können“, berichtete etwa Volker Stein für die Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe. „In einem Fall wurde laut darüber nachgedacht, ob es wirtschaftlich sinnvoller ist, den Betrieb zu schließen, als die Altersvorsorge des Unternehmers für die Überbrückung der Krise aufzubrauchen.“
Sascha Dorday, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna, warnt vor einer Schließungswelle als Kettenreaktion der Energiekrise: „Egal ob Handwerks- oder Industrieunternehmer – diese Krise betrifft jeden.“
Vereine vor „ganz prekärer Situation“
Klaus Stindt als Vorsitzender des Kreissportbundes Unna machte deutlich, wie groß die Belastungen für die ehrenamtlich getragenen Vereine ist: „Flüchtlingskrise und Coronakrise, jetzt Energiekrise – das ist eine ganz prekäre Situation für unsere Vereine“, sagte Stindt mit Verweis auf 100.000 Sportlerinnen und Sportler, die in 460 dem KSB angeschlossenen Vereinen organisiert sind.
„Wenn sich bei einem ehrenamtlich getragenen Sportverein die Energiekosten plötzlich verdreifachen, dann können die den Laden zu machen.“
Mario Löhr brachte zudem das einstimmige Votum der Bürgermeister aller zehn Städte und Gemeinden mit zum Runden Tisch, die Initiative zu unterstützen und „niederschwellige und gewissermaßen interdisziplinäre Beratungsangebote“ vor Ort zu schaffen.
Beim Auftakttreffen richtete der Runde Tisch unter SPD-Landrat Löhr auch einen Appell an CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst:
„Geben Sie Antwort auf die drängendste Frage der Gesellschaft: Wie sollen wir das schaffen?“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben an die Staatskanzlei mit konkreten Forderungen.
„Machen Sie Ihren Einfluss auf die Bundespolitik geltend, um schnellere und umfänglichere Hilfen insbesondere für klein- und mittelständische Unternehmen auf den Weg zu bringen“, heißt es in dem Papier, das zudem für Förderprogramme beziehungsweise Hilfsfonds für ehrenamtlich organisierte Sportvereine wirbt. Und weiter:
„Statten Sie Verbraucherzentralen und Wohlfahrtsverbände mit zweckgebundenen Mitteln aus, um den erwartbar steigenden Bedarf an Energie- und Schuldenberatung gerecht werden zu können.“
#besserbereit-Kampagne
Der Kreis Unna ist Teil der regionalen Informationskampagne „#besserbereit“, die heute vorgestellt wurde. Das Ziel: Die Selbsthilfefähigkeit der Menschen stärken, Energienotlagen verhindern, das Krisenmanagement stärken – besser bereit sein. Alle 53 Kommunen des Ruhrgebiets und der Regionalverband Ruhr machen mit. Alle Infos dazu sind unter www.besserbereit.ruhr zu finden.
Quelle PM Kreis Unna