„Mit unseren Grundsätzen und christlichen Werten unvereinbar“ – Unnas Hospiz lehnt Spende des AfD-Kreisverbandes ab

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Heilig-Geist-Hospiz Unna, Foto RB

„Sehr geehrte Damen und Herren, vor gut einem Jahr begleitete ich den Sterbeprozess meines Freundes. Ich musste erleben, wie schwierig es war zumindest einen Pflegeplatz für ihn zu bekommen.

Aus dieser Erfahrung heraus entschloss ich mich zu einer Spende, an der sich unser Kreisverband der AfD gern beteiligen würde. Bitte teilen Sie uns ihre Kontonummer mit.“

Auf diese Mailanfrage ans Heilig-Geist-Hospiz Unna bekam Hans-Otto Dinse, stellv. Sprecher des AfD-Kreisverbandes Unna, von der Leitung des Sozialdienstes folgende höfliche Antwort:

„Guten Tag und Danke für Ihre Nachricht.

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir aufgrund unserer tiefen Verankerung in den christlichen Werten, dem christlichen Menschenbild sowie der Verbundenheit zu den christlichen Kirchen eine Unvereinbarkeit mit den Positionen der AfD haben.

Vor diesem Hintergrund möchten wir keine Spende der AfD oder deren nahestehenden Organisationen annehmen. Eine als solche erkennbare Spende würden wir zurücküberweisen.

Für das Heilig-Geist-Hospiz gilt ebenfalls, dass wir nicht im Zusammenhang mit der AFD sowie einer ihr nahestehenden Organisation öffentlich erscheinen möchten.“

Der obige Mailverkehr, der unserer Redaktion im Wortlaut vorliegt, fußte auf einem Artikel von Rundblick Unna vom 9. März.

In diesem Beitrag berichteten wir über die Dringlichkeit von Spenden fürs Heilig-Geist-Hospiz Unna: Rund 200.000 Euro benötigt die Einrichtung des katholischen Hospitalverbunds Hellweg jedes Jahr, um ihr Defizit zu decken. Über diese massive strukturelle Unterfinanzierung gab es auf der Rundblick-Facebookseite kontroverse Diskussionen.

AfD-Funktionär Dinse bekam auf seine weitergehende Frage ans Unnaer Hospiz, ob er denn privat spenden könne, bisher keine Antwort.

Screenshot des öffentlichen Facebookeintrags von AfD-Kreisvize Hans-Otto Dinse aus Schwerte.

Wie verhält es sich mit einer solchen Privatspende? Und würde ein AfD-Politiker denn als Patient im Unnaer Hospiz aufgenommen?

Eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion beantwortete die Pressesprecherin des katholischen Hospitalverbunds Hellweg, Karin Riedel, wie folgt:

„Für das Heilig-Geist-Hospiz ist in der Mail an Herrn Dinse bereits grundlegend unsere Haltung bezüglich der Spendenthematik dargestellt.

Es gibt darüber hinaus keine festgeschriebenen Spenden-Grundsätze.

Uns ist wichtig, dass wir Spenden von Parteien oder Organisationen nicht annehmen möchten, deren Grundsätze oder Positionen nicht mit unserer christlichen und weltoffenen Grundhaltung vereinbar sind.

Wir stehen auf dem Boden unseres Leitbildes, das eben als Grundlage die christlichen Grundwerte hat. Wir stehen für eine offene und demokratische Gesellschaft und die unantastbare Würde jedes Menschen.

Dazu gehört ebenso untrennbar unsere Weltoffenheit zum Beispiel in Bezug auf die Herkunft unserer Mitarbeitenden sowie deren Religion oder Geschlechtsidentität (dargestellt auch im Thema „Out in Church“).

Selbstverständlich begleiten wir vor diesem Hintergrund in unserem Hospiz alle Menschen.

Dazu ein Hinweis zu dieser Haltung als Zitat von unserer Homepage:

„Jeder ist willkommen. Im Heilig-Geist-Hospiz Unna nehmen wir schwerstkranke und sterbende Menschen auf, die an einer unheilbaren, fortschreitenden und/oder fortgeschrittenen Erkrankung leiden, deren Lebenserwartung begrenzt ist und bei denen eine stationäre Krankenhausbehandlung nicht mehr notwendig sowie eine ambulante Betreuung nicht mehr ausreichend ist. Das Hospiz steht allen Menschen unabhängig von Nationalität, Religion, Geschlecht oder Vermögenssituation offen.“

 Aufnahme – Heilig Geist Hospiz Unna (heilig-geist-hospiz.de)

4 KOMMENTARE

  1. Das Hospiz braucht Geld. Aber so dringend dann wohl doch nicht, wenn eine Spende der AfD abgelehnt wird. Eine Partei, die bundesweit von ca. einem Fünftel aller Wahlberechtigten gewählt wird, ist nicht gut genug, für das Hospiz zu spenden. Man muss doch nicht AfD wählen, wenn man zur Erfüllung der humanitären Ziele eine Spende dieser Partei annimmt. Tut mir leid, eine solche Argumentation ist hirnrissig.

  2. Das Spendenkonto muß man nicht extra anfragen, das kann man man innerhalb weniger Sekunden auf der Seite finden und einfach spenden.
    In anderen Städten sieht das ganz anders aus. Das die Afd beim Kreisverband Unna noch nicht aufgeräumt und die Leute mit Kontakten zur harten Neonaziszene in Dortmund noch nicht rausgeschmissen hat, ist ein großer Fehler. Im Interesse der Landes- oder Bundespartei kann dieser Kreisverband nicht sein. Inwieweit die Bundes Afd Einblicke in diese Neonaziszene hat, die im Hintergrund in der Region um die Hochburg Dortmund seit Jahren versucht, alle möglichen Bürgerbewegungen zu unterwandern, kann ich von außen nicht beurteilen. Auch nicht, wie das genau geht, wenn man solche Leute mit Parteiausschlußverfahren aus der Partei rausbekommen möchte.
    Überall wo sie versuchen, Gruppierungen zu unterwandern, richten sie nur Schaden an und bringen Bürger mit seriösen Anliegen in Misskredit. Der kann das ohne aufwendige Recherche in der Regel gar nicht ermessen, wenn die als Wolf im Schafsfell irgendwo auftauchen.

    Die Bürgerstiftung hinter dem Hospiz Unna hat viele Unterstützer. Eine hervorgehobene Position hat dort sicherlich die Sparkasse, welche der Kommune unterliegt. CDU Bürgermeister Wigant ist dort Vorsitzender des Verwaltungrates. Verbandsvorsteher des Sparkassenzweckverbandes der Sparkasse UnnaKamen ist der GRÜNE Sando Wiggerich.
    Laut eigenen Angaben auf der Webseite der GRÜNEN ist Frau Claudia Keuchel im Verwaltungsrat der Kreis- und Stadtsparkasse Unna-Kamen. Da habe ich allerdings nichts offizielles gefunden. Eine Übersicht von der Sparkasse selbst, welche Politiker dort nun genau im Verwaltungsrat sitzen, auch nicht.

    Als Hospiz/Bürgerstiftung hätte ich die Spende angenommen und als Afd Kreisverband hätte ich diesen Vorgang und die Ablehnung nicht für die Öffentlichkeitsarbeit benutzt.
    Eine seriöse politische Auseinandersetzung zu konkreten Sachthemen ist mir da als einfacher Bürger lieber. Da besteht bei allen Parteien Verbesserungsbedarf.

    • Hallo Schmunzler, Ihr Einverständnis vorausgesetzt haben wir den Kommentar – wie schon in einigen Fällen zuvor – auf unsere Facebookseite kopiert.

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