„Klimaklotz“ Neue Mühle zieht Unnas Image nach unten – Marketingchef Bresan: „Das wird sich ins Gegenteil kehren!“

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Einkaufscenter Neue Mühle, Archivbild vom 6. August 2022 - in diesen Wochen liefen die Befragungen für die neue Image-Studie Unnas. (Foto Rinke)

Weniger gastlich, weniger attraktiv, weniger aufstrebend, weniger zukunftsgerichtet… weniger von so ziemlich allem, was eine liebens- und lebenswerte Mittelstadt ausmacht.

Wenig schmeichelhafte Resultate hat die fünfte Image-Studie für Unna ergeben, die das Stadtmarketing und das Institut für Marketingberatung der FH Dortmund am Dienstag (17. Januar) gemeinsam vorstellten. HIER berichteten wir umfassend über die Ergebnisse.

Und ausgerechnet das millionenschwere „Vorzeigeprojekt“ von Stadt und Politik zieht das Image erstmals so richtig runter: Das Einkaufszentrum „Neue Mühle“ auf dem ehemaligen Gelände Mühle Bremme.

Rund 2000 Einwohner und Besucher Unnas (davon knapp 10 Prozent unter 30 Jahren) waren für die Studie im Sommer und Herbst vorigen Jahres befragt worden, online und in persönlichen Gesprächen vor Ort.

Das Resultat ergibt ein insgesamt „angekratztes“ Image der Eselsstadt.

Institut und Unna-Marketing führen das allerdings nicht auf reelle Verschlechterungen und Veränderungen in der Kreisstadt zurück, sondern ganz überwiegend auf die aktuellen multiplen Krisen und die damit verbundene generell verschlechterte Stimmung der Menschen.

Sie neigten aufgrund der negativen globalen Entwicklungen dazu, auch ihr lokales Umfeld negativer zu bewerten als zu besseren Zeiten.

Die Überzeugung, dass die Image-Studie 2022 lediglich als „Ausreißer“ einzuordnen ist und mit den realen Gegebenheiten wenig bis nichts zu tun hat, schließt auch einen Hauptschuldigen an dem angekratzten Image ein:

Unter den Top 5 der meist genannten Minuspunkte sticht neu das Einkaufszentrum Neue Mühle hervor, das sich unschmeichelhaft auch schon als „Betonklotz“ oder „Klimaklotz“ einen Namen gemacht hat.

Am 7. Juli 2022 eröffnet, sorgte der ausladende Betonbau auf dem früheren Industriegelände Mühle Bremme neben der Post gerade in jenen Wochen für heftigste Diskussionen in Unna, als die Dortmunder Marketingberatung mit den Befragungen für die Image-Studie startete.

Foto S. Rinke

Insofern sei der negativ „transportierte“ Eindruck bei den Befragten noch ganz frisch gewesen, sucht Marketingchef Horst Bresan nach einer Erklärung für die doch sehr massive Ablehnung des 27 Millionen teuren Neubaus.

Er spricht vom „Schlechtreden“ des Einkaufszentrums und einer Verstärkung dieses Negativeindrucks durch Wiederhall. Ähnlich hatte es bei der Eröffnung der Neuen Mühle auch Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) formuliert und gar öffentliche Schelte an die Kritiker des Einkaufszentrums ausgeteilt.

Die aktuelle Ablehnung werde sich legen und recht bald positiver Annahme des neuen Einkaufsangebots weichen.

Dessen zeigte sich Horst Bresan bei der Pressekonferenz zur neuen Image-Studie felsenfest gewiss.

Er ist sich in diesem Punkt so sicher, dass er mit unserer Redaktion eine Champagnerwette einging:

„Bei der nächsten Image-Studie in 5 Jahren ist die Neue Mühle kein Thema mehr. Jedenfalls keins, das sich negativ auf die Sicht auf Unna auswirkt.“

Denn ganz objektiv, unterstreicht Bresan, gebe es absolut keine Begründung dafür, ein so attraktives neues Einkaufsangebot wie diesen „tollen großen Edeka“ und die anderen dort untergebrachten Geschäfte negativ zu sehen.

Im Gegenteil:

„Ich sehe die Neue Mühle als absolute Bereicherung für Unna.“

Und bis zur nächsten Zufriedenheitsbefragung im Jahr 2027 werde die ganz überwiegende Mehrheit der Bewohner und Besucher ebenso urteilen.

Noch-Eigentümer Ten Brinke sucht weiterhin nach einem Pächter für eine zugkräftige Gastronomie im gläsernen Rondell – HIER unser Bericht.

5 KOMMENTARE

  1. Mühle Bremme – großer Klotz, aber die schönsten, überdachten Parkplatzflächen in Unna! Großzügig zugeschnitten, hell und trocken und genügend Platzreserve. Ein wohltuender Unterschied zu den Tiefgaragenhöllen, wo man mit erheblichem Rangieraufwand das Anecken verhindern muss. Ganz zu schweigen von halbdunklen Treppenhäusern mit Unsicherheitsgefühl inclusive. Ich parke nur noch in der „Mühle“ !
    Nur leider zu teuer – wie alle Parkplätze in der Innenstadt. Und kein „Park + Ride“. Also Förderung des Umstieges von PKW auf die Bahn gleich nebenan ? Fehlanzeige. Hat der schwarz-grüne Block im Rathaus auch noch nicht verstanden….

    • Hallo Herr Bürger, wir würden Ihren Kommentar gern noch einmal als separate Lesermeinung bringen. Sind Sie damit einverstanden?

  2. In einem Punkt wird Herr Bresan vielleicht richtig liegen. In fünf Jahren wird die Mühle kein Thema mehr sein. Aber warum?
    Ganz einfach, der Bau ist immer noch da, aber man hat sich an ihn gewöhnt. Er wird aber immer noch die „Beton-Mühle“ sein. Nur hat man sich dann damit abgefunden, dass man diesen „Gewinn“ für Unna nicht los wird. Und dann wird man es auch nicht mehr erwähnen.
    Vielleicht hat man dann auch die Verkehrsführung im Griff.
    Und dann noch ein Punkt für die Parkplatzlobby: Der Standort für Parkplatzsucher ist doch nicht schlecht, oder? Und wenn ein Gebäude wie der Betonklotz im Schnitt 150 bis 200 freie Plätze aufweist, dann kann die Parkplatznot in Unna ja nicht so gravierend sein!
    Ach ja, es ist auch nicht das Angebot, dass uns Bürgern sauer aufstößt. Es ist dieses Gesamtpaket in welches die Geschäfte integriert wurden.
    Ganz klar, Herr Bresan muss diese Thesen verbreiten. Dafür wird er bezahlt. Aber ist es wirklich ein „Schlechtreden“? Ich glaube nicht, dass man davon reden kann. Es ist eine Meinungsäußerung, die ein subjektives Empfinden widerspiegelt. Und wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, überträgt sich das sehr leicht auf eine Pauschalisierung.
    Wenn ich täglich meinen Stau im Tunnel erlebe und dann nach rechts blickend nur zwei, drei Autos sehe, die das „Betonmühlen“-Gelände verlassen, dann ist das mit ein paar banalen Worten nicht schön zu reden. Wenn ich als Radfahrer dorthin möchte, dann ist es schnell erkannt, dass man den Fokus auf das Auto gelegt hat. Auch dieser Punkt bleibt eher haften, als ein Einkauf im EDEKA, der übrigens sehr freundliche Mitarbeiter hat.
    Und natürlich ist ein abgesperrter Gehweg auch eine symbolträchtige Einrichtung in Zeiten einer angestrebten Verkehrswende.
    Oder mit den Worten meines Urenkels: „Wieso ist das da und geht es auch wieder weg?“

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