„Shared Space“ am Morgentor – wo Verkehrswende mit Baumschutz zusammenprallt

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Am Morgentor soll ein "Shared Space" entstehen. Foto: S. Rinke / RB

Mobilitätswende contra Baumschutz – in Unna prallt unvereinbar zusammen, was eigentlich nach logischem Ermessen zwingend zusammengehört.

Doch am neu zu gestaltenden Morgentorplatz, Bereich Morgenstraße/Güldener Trog/Burgstraße/Ostring, ist die propagierte Mobilitätswende und autoarme Innenstadtumgestaltung unvereinbar mit dem Erhalt von vier Bäumen, die dort stehen.

Bzw. die die längste Zeit dort gestanden haben, denn sie zu erhalten, werde nicht möglich sein, machte der Technische Beigeordnete Jens Toschläger im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag (16. 6.) klar.

Hintergrund: Die Stadt gestaltet das City-Eingangsareall zwischen Ostring, Morgenstraße, neuen Gastroterrassen und Landratsamt zum „Shared Space“ um, zum „Verweilplatz“ also. Autos sollen dort künftig möglichst sparsam „verweilen“, statt dessen Fußgänger, Radfahrer, Gastronomiebesucher.

Planungsbereich / Quelle Stadt Unna

Dazu muss der vorhandene Platz neu aufgeteilt und müssen die Wegeverbindungen neu strukturiert werden. Dieser Neugestaltung sind 4 Bäume in Richtung Landratsamt im Weg.

Schon im Mai hatte der Streit begonnen. Die Grünen-Fraktion will die Baumfällungen verhindern und mit Blick auf die über 300 neuen Parkplätze am künftigen Mühlencenter (Mühle Bremme-Gelände) lieber auf die 9 Parkplätze verzichten, die am Morgentor geschaffen werden. Allerdings fallen dort zugleich 11 der bisherigen Parkplätze weg, es wird für die Anwohner also sowieso parkraummäßig (noch) enger.

Zudem müsse die Stadt schon eingestrichenes Fördergeld zurückzahlen, wenn sie jetzt nachträglich die Pläne des „Shared Space“ ändere, behauptete Jens Toschläger in der Hauptausschusssitzung vom 27. Mai.

Das stimme nicht, widersprach ihm Grünen-Ratsfrau Simone Hackenberg (damit hatte sie Recht) und lieferte sich mit dem Beigeordneten ein hitziges Wortgefecht darüber, unter welchen Umständen die Fördergelder denn nun geflossen sind bzw. noch fließen werden.

Mit 135.000 Euro fördert das Land NRW die Neugestaltung, mit 122.000 Euro der Bund. Rund 200.000 Euro sind in den Jahren 2019 und 2020 gezahlt worden.

Am Donnerstag nun räumte Toschläger auf Anfrage Simone Hackenbergs ein: Die Förderfähigkeit des Shared Space ist tatsächlich nicht gefährdet, wenn die 4 Bäume stehen bleiben. Für deren Fällung liegt übrigens noch keine Zustimmung der Baumschutzkommission vor.

Umso vehementer argumentierte der Beigeordnete jetzt mit der ursprünglichen Zielsetzung dieser Neugestaltung.

„Eine Umgestaltung unter Erhalt der Bäume entspräche am Ende nicht den Zielen, die wir seit Jahren präsentiert haben. Wir wollen Fußgängerwege, Radverkehr und Pkw-Verkehr getrennt führen und ein Verweilen ermöglichen.“

So würden sich beim Erhalt der Bäume z. B. Pkw- und Lkw-Verkehr vor dem Ollen Kotten wie schon bisher mit Radlern und Fußgängern treffen. Fußgänger würden über den Parkplatz geführt, was auch nicht im Sinne des Shared Space sei.

„Auch wenn wir nur einen Baum erhalten, würde der Verkehr zu nah am Landratsamt entlang geführt werden. Ein Umsetzen würden die Bäume nicht überleben“, argumentiert Toschläger für ein Beibehalt des Konzepts. Er fasste die Konsequenzen aus einem Erhalt der Bäume zusammen:

„Wir hätten nicht mehr Raum für Fußgänger und Radler als bisher. Wir würden kein verändertes Mobilitätsverhalten erzielen.“

Um der sichtlich ungehaltenen Grünen entgegenzukommen, bot der Beigeordnete an: „Wir sind bereit, noch mehr Bäume zu pflanzen, als das Konzept vorsieht.“ Und das Konzept sehe schon üppige Anpflanzungen vor.

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