Die Tourismusunternehmen in Dortmund, Hamm und im Kreis Unna ziehen im zweiten Coronajahr eine äußerst negative Bilanz. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund, an der sich mehr als 100 Tourismusunternehmen aus dem IHK-Bezirk beteiligt haben.
Die Ergebnisse bestätigen die Erwartungen der IHK, die schon seit längerer Zeit auf die dramatischen Entwicklungen hingewiesen hatte. IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber sagt: „In den betroffenen Branchen hat die Pandemie leider deutliche Spuren hinterlassen. Einerseits brauchen viele Unternehmen weiterhin finanzielle Unterstützung, zum anderen benötigen viele Betriebe schnelle und unbürokratische Hilfe durch die Kommunen, etwa wenn es um die Förderung der Außengastronomie geht.”
Mit Blick auf das in Kürze beginnende neue Ausbildungsjahr sei es von großer Wichtigkeit, so Schreiber, den neuen Auszubildenden in den gebeutelten Branchen eine verlässliche berufliche Perspektive aufzuzeigen.
Gastronomen und Hoteliers sehr skeptisch
Die Stimmung bei den Unternehmen ist, im Vergleich zu den Umfrageergebnissen aus dem Herbst 2020, noch gedrückter. Das Herunterfahren der Wirtschaft über viele Monate hinweg und massive Einschnitte im Rahmen der Corona-Schutzverordnungen haben beim Gastgewerbe und den Reiseunternehmen zu starken Einbußen geführt.
Gut zwei Drittel der Gastronomen und Hoteliers rechnet mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung für die kommenden sechs Monate. Knapp 30 Prozent der befragten Betriebe gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Fast 82 Prozent der Beherbergungsbetriebe und 88 Prozent der Restaurants geben an, dass die Geschäfte in der Wintersaison 2020/2021 schlecht gelaufen sind. Von einem befriedigenden Saisonverlauf sprechen gerade mal 14 Prozent der Hoteliers, während es in der Gastronomie nur sieben Prozent sind.
Das spiegelt sich auch in der Finanzlage der Betriebe von Hotellerie und Gastronomie wider: Bei über der Hälfte der Befragten hat sich die Eigenkapitalquote verringert, während 46 Prozent der Unternehmen über Liquiditätsengpässe klagen. Etwa ein Viertel der Betriebe aus dem Gastgewerbe befürchtet sogar eine Insolvenz.
Jeder dritte Gastronom und Hotelier schätzt, dass erst im ersten Halbjahr 2022 das „Vor-Corona-Niveau“ erreicht wird. Ein weiteres Drittel möchte keine Einschätzung abgeben. Im Beherbergungssektor hält gegenwärtig rund die Hälfte der Unternehmen an ihren Mitarbeitenden fest, in der Gastronomie sind es 46 Prozent. Allerdings gehen auch 46 Prozent der gastronomischen Betriebe und 44 Prozent der Hoteliers von einer reduzierten Beschäftigtenzahl in der kommenden Saison aus.
Gute Nachrichten allerdings für die Kunden und Gäste: Die Mehrheit der Hoteliers und Gastronomen möchte die Preislage stabil halten. Gleichbleibende Verzehrpreise signalisieren im Beherbergungssektor 58 Prozent und in der Gastronomie 42 Prozent der befragten Betriebe. Etwas über acht Prozent der Hoteliers und 30 Prozent der Gastronomen beabsichtigen in der kommenden Saison ihre Übernachtungs- oder Verzehrpreise anzuheben.
Gravierende Umsatzverluste in der Reisebranche
Im zweiten Jahr der Pandemie hat COVID-19 auch deutliche Spuren in der Reisebranche hinterlassen.
Für die Mehrheit der Reisebüros, -veranstalter und Omnibusunternehmen ist die Wintersaison 2020/2021 nicht zufriedenstellend verlaufen. 93 Prozent der Touristiker geben der Geschäftslage eine schlechte Note. Lediglich sieben Prozent der Reiseunternehmen haben ein gutes oder befriedigendes Saisongeschäft erlebt. Die Überbrückungshilfen können nur einen kleinen Teil der finanziellen Belastungen vieler kleiner und mittelständischer Reiseunternehmen ausgleichen. Der schlechte Saisonverlauf spiegelt sich deutlich bei den Angaben zu den Umsatzzahlen wider: 95 Prozent der Betriebe signalisieren, dass ihre Umsätze mit allen Gästegruppen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen sind. Aufgrund der aktuellen Entwicklung schließen 21 Prozent eine Insolvenz nicht aus.
Ähnlich wie beim Gastgewerbe beeinträchtigen bei den Touristikern ein zu geringes Eigenkapital und fehlende Sicherheiten die Unternehmensfinanzierung. Die Hälfte der befragten Reisebetriebe gibt an, dass sie in Sachen Finanzierung keine Beeinträchtigungen hat. Insgesamt 34 Prozent der Touristiker hatten ursprünglich vor, ihre Verkaufspreise für die Sommersaison 2021 zu erhöhen. 44 Prozent signalisieren Preisstabilität, während 22 Prozent sogar von fallenden Verkaufspreisen ausgehen. 51 Prozent der Reisebüros, -veranstalter und Omnibusbetriebe planen in den kommenden Monaten mit der gleichen Mitarbeiterzahl. Auf der anderen Seite denken 44 Prozent der Unternehmen über eine Reduzierung ihres Personalstamms nach. Neueinstellungen wollen fünf Prozent der Betriebe vornehmen.
Die gesamten Umfrageergebnisse finden Interessierte auf dortmund.ihk24.de/tourismusumfrage2021
Quelle: IHK