Unnas SPD-Chef sieht CDU-Bürgermeister als „Phase“ – „Katja Schuon war richtige Kandidatin“

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Stadtverbandsvorsitzender Sebastian Laaser mit Stellvertreterin Anke Limbacher (li.) und Bürgermeisterkandidatin Katja Schuon bei der Bürgermeisterkandidatinnen-Präsentation im September 2019. (Foto RB)

Für die nächsten 5 Jahre wird Unna einen CDU-Bürgermeister haben. Das kam in Unnas Stadtgeschichte seit 1954 bisher nur ein Mal vor (Volker Weidner gewann die Wahl 1999 gegen Wilhelm Dördelmann) und soll auch diesmal „eine Phase“ bleiben, „die die SPD meistern wird“.

Das sagte heute Nachmittag gegenüber unserer Redaktion SPD-Chef Sebastian Laaser bei einem Resümee zur Bürgermeisterstichwahl vom Vorabend. Es sei bedauerlich, dass die Unnaer Wähler/innen „den inhaltlichen und personellen Neubeginn der SPD nicht so honoriert haben, wie wir uns das gewünscht hätten.“

Mit knapp 200 Stimmen unterlag die Kandidatin der SPD, Kreisjugendamtsleiterin Katja Schuon, dem städtischen Beigeordneten Dirk Wigant (HIER berichteten wir ausführlich über den Wahlabend).

Angesicht der geballten Front an Wigant-Unterstützern sei ein knappes Rennen erwartbar gewesen, merkte Laaser an, in Anspielung auf die offensiven Wigant-Bekenntnisse von FDP, Freien Wählern, Wir für Unna (WfU) und nicht zuletzt der Spitzenkandidatin der Grünen, Claudia Keuchel.

Ob Katja Schuon vielleicht doch die falsche Kandidatin gewesen sei?

Dieser Frage widersprach der Vorsitzende vehement. „Im Gegenteil. Katja hat einen sehr engagierten Wahlkampf gemacht und hat sich in einer für die SPD schwierigen Zeit für die Kandidatur bereit erklärt. Als ihre knappe Niederlage gestern Abend feststand, hat sie standing ovations bekommen.“

Die Frage, ob der allseits bekannte und erfahrene Politprofi Hartmut Ganzke im Rückblick vielleicht doch der geeignetere Kandidat gewesen wäre (der Landtagsabgeordnete, der seinen Wahlkreis in Massen trotz der herben Verluste der SPD erneut direkt holte, zog seine Ambitionen nach internem Tauziehen im Herbst 2019 von sich aus zurück), diese Frage sei in den ganzen vergangenen Monaten und auch gestern Abend „nicht zur Sprache gekommen“, unterstrich Laaser.

Er gibt sich „gespannt darauf, ob im neuen Rat jetzt für alle die Sachthemen im Vordergrund stehen, wie ja alle eifrig betonen“, merkt der Partei- und wahrscheinlich auch neue Fraktionschef der stark geschrumpften SPD-Fraktion an.

Gestern Abend schienen die Genossen noch in Schockstarre zu verharren.

Jubel nach der haarscharf gewonnen Stichwahl bei der Wahlparty der CDU im Bürgerhaus Alte heide. (Foto RB)

Während im Bürgerhaus Alte Heide bei der Siegesparty der CDU freudetrunken die Sektgläser klirrten, gingen die Sozialdemokraten zunächst auf Tauchstation. Weder in den sozialen Medien noch auf der Homepage der Partei oder ihrer Kandidatin wurde das so knapp verpasste Bürgermeisteramt auch nur mit einem Wort kommentiert, wohingegen Amtsinhaber Werner Kolter überraschend direkt nach der Bekanntgabe der letzten Stimmenauszählung (Wahlokal Arche Hemmerde) überraschend mit einen Blumenstrauß bei der CDU-Feier hereinmarschierte, im Gefolge seine Beigeordneten und Wigant-Kollegenn Jens Toschläger und Kerstin Heidler. Dieser offensive Gratulationsbesuch beim frisch gewählten Nachfolger kam sehr gut an.

Noch am gestrigen Abend gratulierten mit Facebookpostings auch die CDU-kritische Freie Liste Unna (FLU) sowie Grünen-Chefin Claudia Keuchel, die mit ihrem offensiven Bekenntnis „Für einen Wandel: Ich wähle Wigant“ am Sonntag zuvor neben größter Überraschung und Zustimmung auch heftige Kritik bekommen hatte.

Ein drängender Wunsch nach „Wandel“, sprich ein spürbarer Wechselwille sei aus der so knapp entschiedenen Stichwahl aber auch nicht wirklich herauszulesen, interpretierte Sebastian Laaser das knappe Ergebnis. „Wir werden sehen, wie und mit welchen Mehrheiten sich die Arbeit an Sachthemen nun entwickelt.“

Reden müsse man allerdings auch über die Wahlbeteiligung. Lediglich 36 Prozent der stimmberechtigten Unnaerinnen und Unnaer machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

In einem Statement zur Bürgermeisterwahl auf ihrer Website stellt die SPD heute fest:

„Unna hat einen neuen Bürgermeister. Die SPD bedankt sich bei ihrer Kandidatin Katja Schuon für den engagierten, fairen und ehrlichen Wahlkampf. Dirk Wigant gratulieren die Sozialdemokraten zum höchsten Amt im Rathaus und wünschen eine glückliche Hand bei der Gestaltung und Repräsentation der Stadt.

„Uns alle eint bei noch so harter politischer Auseinandersetzung in der Sache das gemeinsame Anliegen, dass wir das Beste für Unna wollen“ , so Parteichef Sebastian Laaser.

Nach einem überaus spannenden Wahlabend, der dem CDU-Mann Wigant mit 221 Stimmen Vorsprung das Bürgermeisteramt brachte, war klar: Die SPD befindet sich in einer neuen Rolle. Nach dem Verlust von 8 Ratsmandaten bei der Kommunalwahl ging nun auch die Stichwahl um die Rathausspitze verloren.

„Wir bedauern, dass die Menschen die personelle und inhaltliche Erneuerung unserer Partei nicht in dem Maße honoriert haben, wie wir es uns gewünscht hätten“, so Laaser. Gleichwohl werde man diesen Weg konsequent fortschreiten. „Wir haben Einbußen hinnehmen müssen, aber die Partei hat in den vergangenen Monaten gewonnen. Sie ist vereinter, solidarischer und zählt viele neue Gesichter, die sich für einen echten Wandel einsetzen.“

Bernd Dreisbusch, Fraktionschef der SPD Unna. (Foto Dreisbusch)

Der amtierende Fraktionsvorsitzende Bernd Dreisbusch postete auf Facebook:

Ich gratuliere Dirk Wigant zur Wahl zum Bürgermeister der Kreisstadt Unna.
Unsere Bürgermeisterkandidatin, Katja Schuon, war eine ausgezeichnetes, das richtige, Angebot der SPD an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Unna.
Ich danke Katja ganz persönlich, aber auch im Namen der SPD-Fraktion, für ihre Bereitschaft, in einer äußerst schwierigen Situation einen sehr engagierten, klaren, mutigen und vereinenden Wahlkampf bestritten zu haben. Sie hat einen wichtigen Beitrag zur personellen Erneuerung und inhaltlichen Entwicklung der SPD in Unna geleistet.
Gedankt sei allen Wahlkämpfer*innen für den unermüdlichen Einsatz, das solidarische Handeln, für die Inhalte und Ziele der Sozialdemokratie in Unna. Glückauf!“

Claudia Keuchel, Die Grünen. / Foto B90/Die Grünen Unna

Und Grünen-Chefin Claudia Keuchel verlinkte gestern Abend unserer Video von Kolters Glückwünsche an Wigant auf ihre Facebookseite und erklärte dazu:

„Herzlichen Glückwunsch! Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an!“ Und in einem weiteren Posting darunter macht sie klar:

„In eigener Sache: Nach meiner Wahlempfehlung für Dirk Wigant bin ich kritisch auf das Thema Kultur angesprochen worden. Ich mache es gerne noch mal deutlich, dass ich für Kürzungen des Kulturangebots in Unna nicht zu Verfügung stehe. Dirk Wigant hat auch ein klares Statement dazu abgegeben: keine Kürzung! Wir können uns mit den neuen Mehrheiten im Stadtrat in das politische Umfeld neu bewegen und anders als bisher kooperieren. Es wird einiges in Bewegung kommen.

Umwälzungen im langjährig gewohnten Politikbetrieb sind nie ohne Reibungsverluste. Ich stehe dafür ein, denn ich bin angetreten für ein ökologisch-soziales Unna 2030+ und kein „Weiter so“ wie wir es aus den letzten 16 Jahren zur Genüge kennen. Wir haben jetzt als zweitstärkste Fraktion die historische Chance in Unna, maßgeblich die weitere Entwicklung in Unna voran zu treiben!!“

2 KOMMENTARE

  1. Es gibt schon ein jämmerliches Bild ab wenn der SPD Chef nicht das Rückgrat hat eine Wahlniederlage einzugestehen und von einer Übergangsphase spricht.
    Insofern ist festzustellen dass trotz inhaltlicher und personeller Neuaufstellung sich grundsätzlich bei der SPD nichts geändert hat.
    Herrn Wigant wünsche ich in den nächsten Jahren ein geschicktes und kluges Vorgehen auf dass die „Episode“ länger anhält als die SPD träumen darf.

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