Viel zu teuer – Klimaneutralität 2045 ist für Mehrheit kommunaler Unternehmen aktuell unrealistisch

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Mehr als zwei Drittel der kommunalen Unternehmen halten das deutsche Klimaziel 2045 unter den geltenden Rahmenbedingungen für unrealistisch. Die Kosten sind aktuell zu hoch, die Finanzierung unklar.

Das geht aus einer Umfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) unter den CEOs von 1.584 kommunalen Unternehmen hervor. 536 Unternehmen beteiligten sich.

Deshalb müss es in der neuen Legislaturperiode darum gehen, Kosten zu senken und die Finanzierung zu klären.  

„Unser Land braucht neuen Schwung für die Energiewende“,

fordert Dr. Ulf Kämpfer, VKU-Präsident, und ergänzt: „Die ambitionierte Energiewende ist und bleibt elementar für Klimaschutz und eine resiliente nationale Versorgungssicherheit. Wir müssen die Abhängigkeiten vom Import fossiler Energien aus dem Ausland weiter reduzieren.

Klimaneutralität gelingt nur, wenn wir die Kosten senken und die Prozesse der Energiewende besser aufeinander abstimmen. Zudem sollte eine neue Bundesregierung das Fundament für alternative Finanzierungsformen legen, zum Beispiel für einen Energiewendefonds.“

Insbesondere bei den Kosten der Energiewende herrscht dringender Handlungsbedarf, um weiterhin die Akzeptanz zu sichern.  

Die Ergebnisse der Umfrage auf einen Blick:  

Neue Bundesregierung muss Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit priorisieren 

Damit das Ziel der Klimaneutralität erreicht wird, geben 51 Prozent der CEOs an, dass vordringlich die Finanzierung geklärt und durch neue Konzepte erleichtert werden müsse. 47 Prozent plädieren für einen Realitätscheck bei jeder Entscheidung, jedem Gesetz. 44 Prozent der Befragten wünschen sich schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Mit Blick auf das energiepolitische Zieldreieck von Klimaneutralität, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit votieren die meisten Befragten (39 Prozent) für eine klare Priorisierung von Bezahlbarkeit und Wirtschaftlichkeit.  

Kommunale Infrastrukturen: hoher Investitionsbedarf trifft auf Hindernisse 

Neben Klimaneutralität haben kommunale Unternehmen auch das Ziel, die Ver- und Entsorgungssicherheit bei bezahlbaren Preisen zu erhalten. Dazu müssen sie investieren.

Den größten Investitionsbedarf sehen die kommunalen Unternehmen

  • beim Ausbau ihrer Stromnetze für die Energie- und Wärmewende (66 Prozent) 
  • und beim Ausbau ihrer Fernwärmenetze für die Wärmewende (50 Prozent).  
  • Auf Platz 3 der am meisten genannten Infrastrukturen kommt der Ausbau, Erhalt oder die Modernisierung bestehender Trinkwasseranlagen und -netze für eine sichere Wasserversorgung (28 Prozent). Infrastrukturen der Wasserwirtschaft kommen ans Ende ihrer Nutzungsdauer und müssen zugleich an die Folgen des Klimawandels angepasst werden. Dies gilt genauso für die Infrastrukturen der Abwasserentsorgung auf Platz 4.

Für die Abfallwirtschaft ist zudem die Möglichkeit zur Abscheidung und Speicherung von CO2-Emissionen entscheidend, um Klimaneutralität erreichen zu können. Hierfür fehlt die gesetzliche Grundlage, da das CCS-Gesetz der Ampel nicht mehr gekommen ist.  

Kommunale Unternehmen müssen Milliarden investieren 

Der Investitionsbedarf in die Infrastrukturen und Systeme der kommunalen Unternehmen ist enorm. Den größten Investitionsbedarf sehen kommunale Unternehmen laut Umfrage bei den Strom- und Fernwärmenetzen für die Energiewende und auch bei den Infrastrukturen der Wasserver- und Abwasserentsorgung. Kämpfer: „Von einer neuen Bundesregierung wünschen sich kommunale Unternehmen mehr Verlässlichkeit, Realitätssinn, aber weniger Bürokratie.“

Energiepreise: Stromsteuer senken, Netzentgelte bezuschussen, alternative Finanzierungsformen entwickeln 

Industrie, Mittelstand und Bürger brauchen bezahlbare Energiepreise. 90 Prozent der Stadtwerke verneinen die Frage, ob Energiepreise unter den aktuell geltenden Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren bezahlbar sein werden. Sie geben an, dass es alternative Finanzierungsformen brauche. Nur 10 Prozent glauben, dass zum Beispiel mit dem Erneuerbaren Ausbau und LNG aus den USA die Preise sinken werden.

„Das ist ein starkes Signal für Union und SPD. Unser Land braucht bezahlbare Energiepreise“, so Kämpfer. Für bezahlbare Energiepreise empfehlen 75 Prozent der Stadtwerke, die Stromsteuer für alle zu senken. 54 Prozent sprechen sich dafür aus, die Netzentgelte mit Zuschüssen aus Steuermitteln zu senken oder alternative Finanzierungsformen wie Amortisationskonten oder einen Energiewendefonds. Dirigistischen Markteingriffen wie Preisdeckeln erteilen sie hingegen eine klare Absage, nur 8 Prozent der Unternehmen halten dies für ein geeignetes Mittel. 

„Union und SPD können und müssen kurz-, mittel- und langfristig für bezahlbare Energiepreise sorgen. Die Sondierungsbeschlüsse weisen mit der Absenkung der Stromsteuer für alle und Zuschüssen zu den Übertragungsnetzentgelten in die richtige Richtung, weil sie kurzfristig für Entlastung bei den Energiepreisen sorgen können. „, sagt Kämpfer. Und weiter: „Wichtig ist, auch langfristig wirkende Maßnahmen zu ergreifen.

Amortisationskonten sind ein gutes Instrument, um die Kosten für den Netzausbau zeitlich zu strecken. Und wenn der Staat bereit zu Garantien und Bürgschaften wäre, könnte er das Risiko von Energiewende-Investitionen senken. Damit könnte der Staat dem Energiewendefonds den Weg bereiten, der kein Steuergeld, sondern privates Kapital mobilisieren soll.“ 

Wunsch an neue Bundesregierung: mehr Verlässlichkeit und Realitätssinn, weniger Bürokratie 

Die Wünsche kommunaler Unternehmen an die neue Bundesregierung sind klar: Sie erhoffen sich mehr Verlässlichkeit über die Legislaturperiode hinaus sowie mehr Realitätssinn und machbare Ziele (beide 64 Prozent). 63 Prozent wünschen sich weniger Bürokratie. „Die neue Bundesregierung muss dafür Sorge tragen, dass die Energiewende verlässlich, machbar und bezahlbar wird.“, so Kämpfer.

Hohe Kosten, unklare Finanzierung und Bürokratie begründen Zweifel an Erreichung Klimaneutralität 2045

67 Prozent der kommunalen Unternehmen halten die Erreichung des Ziels der Klimaneutralität 2045 unter den geltenden Rahmenbedingungen für unrealistisch. 51 Prozent der Befragten stufen das Ziel als nicht realistisch, 16 Prozent sogar als gar nicht realistisch ein. Das Klimaneutralitätsziel sehen als sehr realistisch nur 1 Prozent, als realistisch 6 Prozent an. Jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) stimmte mit neutral.  Zu den drei größten Hindernissen gehören laut Geschäftsführern, dass die Kosten für kommunale Unternehmen, Wirtschaft und Bürger zu hoch seien (37 Prozent). Jeder fünfte (20 Prozent) betont, dass die Finanzierung noch nicht geklärt sei.18 Prozent kritisieren, dass die Energiewende in Bürokratie ersticke. 

Über die Umfrage

Für die Umfrage wurden vom 6. Februar bis zum 21. Februar 2025 die kaufmännischen und technischen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern der 1584 VKU-Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen der Energie-, Wasser-, Telekommunikations- und Abfallwirtschaft befragt. 536 Unternehmen beteiligten sich. Der Frageblock Energiepreise in der PM richtete sich ausschließlich an die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der Stadtwerke und kommunalen Versorger.

Quelle: Pressemitteilung VKU-Abteilung Kommunikation und Public Affairs

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