Soll der ehemalige Parkplatz an der Schulstraße in Unna dauerhaft ein Park (bzw. Kinderspielplatz mit angrenzender Asphaltfläche) bleiben?
Oder soll er wieder, zumindest in Teilen, als Parkplatz genutzt werden?
Zu dieser Frage hat die Facebook-Community des Rundblicks sowie der größten Unnaer Facebookgruppe „Du bist Unneraner, wenn…“ ein eindeutiges Stimmungsbild abgegeben.
Durch Recherchen des Rundblicks und Leserhinweise war in der zweiten Septemberwoche bekannt geworden, dass bei der Onlineumfrage, die die Stadt Unna am 20. Mai gestartet hatte (bzw. ließ sie das ihr beauftragtes Büro Planersocietät erledigen), die Votings pro Teilnehmer nicht begrenzt waren.
Jeder konnte so oft mit derselben IP-Adresse abstimmen, wie er wollte, dabei auch beliebig Fragen überspringen.
Es gab zudem Missverständnisse über das Ende der Umfrage. Und es gab die tagelange Möglichkeit, weiter abzustimmen, nachdem die Befragung laut Stadt eigentlich schon beendet war.
Als ein frappanter inhaltlicher Mangel war zudem schon im Sommer vielfach von Leserinnen und Lesern kritisiert worden, dass es bei der Reallabor-Umfrage über die Stadt-Website nur die Möglichkeit gab, für ein Ende des „Versuchs“ oder für eine Fortsetzung zu klicken – also nur für ein grundsätzliches Entweder-Oder.
Die Option eines Kompromisses sah die Art der Fragestellung nicht vor, man konnte lediglich noch ergänzende Vorschläge einfügen.
Dabei war von Beginn der Versuchsphase an in sämtlichen Diskussionsforen aufgefallen, wie viele Kommentatoren dafür plädierten, einen Nutzungskompromiss zu finden.
Vor allem den Spielplatz wollte und will der Großteil der Diskutanten erhalten, eher sogar mit weiteren Spielgeräten bestücken.
Doch die praktisch ungenutzte Asphaltfläche daneben solle wieder für parkende Pkw freigegeben werden, für alle Besucher oder auch nur für Anwohner.
Unten Bilder vom Sonntag, 24. September, während der Autoschau und des verkaufsoffenen Sonntags.
Die Stadtpressestelle wies die Kritik an ihrer in Auftrag gegebenen Umfrage samt und sonders zurück.
Sie betonte dabei auch, dass es hier lediglich um ein „Stimmungsbild“ gehe, das keinen repräsentativen Anspruch erhebe.
Anfang Mai schrieb die Verwaltung in einer Pressemitteilung noch, dass diese Bürgerbefragung zum Reallabor eine „wichtige Entscheidungshilfe für den Rat“ sein werde.
Da es nun aber doch nur um ein unverbindliches Stimmungsbild geht, startete der Rundblick am Donnerstagabend, 21. September, auf seiner Facebookseite eine eigene „Stimmungsumfrage“ zur Zukunft des Reallabors Schulstraße. Sie .funktionierte per Emojis, mehrfache Votings waren daher nur mir mehreren Profilen möglich.
Bis zum Sonntagabend, 24. September, um 22 Uhr konnte jeder Facebooknutzer darüber abstimmen,
- ob der Platz komplett so bleiben soll, wie er jetzt ist, also ein Park – rotes Herz-Emoji
- ob der Spielplatz bleiben und der Rest wieder Parkplatz werden soll – blauer Daumen
- oder ob der Parkplatz komplett wieder hergestellt werden soll – Überraschter Emoji.
Hier das Screenshot des Ergebnisses am Sonntag, 19 Uhr, links für die Rundblick-Facebookseite, rechts für die Seite „Du bist Unneraner, wenn“.
Das Ergebnis am Sonntagabend, 24. September, 22 Uhr:
- 596 Umfrageteilnehmer haben mitgestimmt, davon 555 auf der RB-Facebookseite und 41 auf „Du bist Unneraner, wenn“.
- Für die Option „wieder komplett ein Parkplatz“ stimmen 165 Voter (154 auf RB, 11 auf „Du bist Unneraner“) – rund 27 Prozent.
- Für „alles als Park lassen wie jetzt“ sprechen sich 137 Abstimmende aus (127 auf RB, 10 auf „Du bist Unneraner“) – knapp 23 Prozent.
- Die überdeutliche Mehrheit ist für „Spielplatz lassen/ausgestalten, den Rest wieder zum Parkplatz machen„: 290 Umfrageteilnehmer – 48,6 Prozent– stimmten für diesen Kompromiss (271 auf RB, 19 auf „Du bist Unneraner“).
HIER geht es inzwischen beendeten Voting.
Ein schönes Beispiel für gut gemachten bürgernahen lebendigen Journalismus.
Für das beschlossene Mobilitätskonzept der Stadt zur schrittweisen Einführung der Smartcity Überwachungsghettos durch Mobilitätseinschränkungen der Bürger unter dem Mantel des Klimawandels ist das Reallabor natürlich neben Fahrradstraßen, Dauerbaustellen, Tempobegrenzungen, Parkplatzvernichtungen und den sonstigen zahlreichen parallel laufenden Maßnahmen nur ein sehr kleiner Baustein.
Hier sollte der Bürger das Gefühl haben, er könne sich beteiligen. Zur Not kann man ihm nun auch bei diesem kleinen Platz das Gefühl geben, er habe sich mit seinem Bürgerwillen durchgesetzt. Hauptsache er wird von dem Gesamtkonzept abgelenkt und seine Aufmerksamkeit auf ein kleines Detail fokussiert.
Der Imageschaden, der für die Stadt wegen dem „Reallabor“ eingetreten ist, war sicherlich nicht eingeplant und hat eine grundlegende Skepsis bei einigen Bürgern hervorgerufen. Eine Diskussion über das Gesamtmobilitätskonzept der Stadt würde allerdings einen größeren verursachen.
Es gibt ganze Fachbereiche an den Unis, die sich nur damit beschäftigten, wie man geplante Projekte der Politik und solche Entwicklungen psychologisch langfristig in der Bevölkerung durchsetzt.
Das es neben der einen Tageszeitung hinter Bezahlschranken in Unna noch ein einflußreiches offenes professionell von Journalisten betriebenes unabhängiges Nachrichtenportal gibt, wurde wohl unterschätzt.
Die Redaktion bedankt sich für die freundlichen Worte, schmunzler, gleichwohl gehen wir davon aus, dass unsere Stimmungsumfrage von der Stadt geflissentlich igoniert wird oder aber bestenfalls – so war es schon in einigen anderen Fällen – mit dem Vermerk „wie man in den sozialen Medien lesen konnte“ als Randnotiz erwähnt wird. Der Name unseres Mediums kommt in öffentlichen Rats- und Ausschusssitzungen keinem Stadtvertreter und nur den wenigsten Politikern über die Lippen. Das geht aber auch anderen Onlinemedien in benachbarten Städten so. Kommunale Verwaltung und Politik muss diesbezüglich noch eine Menge dazulernen.
Umso mehr interessant, daß der Rundblick Unna, wie ich immer mal wieder höre, auch überregional gelesen wird, obwohl die Themen diese Leute oft gar nicht betreffen.
Auf meine verwunderten Nachfragen kommt meist sinngemäß: „Ist einfach schön, mal unabhängige Medien zu lesen“.
Das ist aber ein nettes Feedback, M.B., das freut uns sehr! Vielen Dank!
[…] Anders als beim „Reallabor Schulstraße“, wo sich in Diskussionen immer auch Befürworter einschalteten, stößt das Vorhaben am Morgentor in den bis zum Donnerstagnachmittag über 160 Kommentaren auf der Rundblick-Facebookseite fast ausschließlich auf massive Ablehnung – bestenfalls reagieren die User irritiert: „Wer will denn am Verkehrsring verweilen?!“ […]
[…] – HIER nachzulesen. […]
[…] Vorschlag der Stadtverwaltung entspricht nun exakt dem Ergebnis der Befragung, die unsere Redaktion auf der Rundblick-Facebookseite veranstaltet […]