Donnerstagvormittag in den Ferien: 18 von 19 „entbehrlichen“ Parkplätzen am Morgentor belegt

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Der Parkplatz am Morgentor (Ostring/Morgenstr./Burgstraße) wird zum Shared Space umgebaut, also zum Verweilplatz. (Foto Rinke)

Die Planungen für den neuen „Verweilplatz“ am Morgentor (zwischen Morgenstraße, Burgstraße, Stadtgarten und dreispurigem Verkehrsring) sind mehrere Jahre alt – doch jetzt, wo es Ernst wird, geht ein Aufschrei durch die Community unserer Facebookseite.

Nachdem wir am gestrigen Mittwochnachmittag (4. Oktober) berichtet hatten, dass in der kommenden Woche jetzt die lange geplanten Umbauarbeiten für den „Shared Space“ (Verweilplatz) am Morgentor beginnen (für insgesamt 1,1 Mio. Euro, ein Teil davon Fördergelder), wurde offenbar vielen Leserinnen und Lesern erst die Konsequenz klar:

Der zumeist gut bis sehr gut belegte Parkplatz gegenüber dem Ollen Kotten wird in wenigen Tagen Geschichte sein.

Am heutigen Donnerstagvormittag, 5. Oktober, waren bereits um 10.20 Uhr 18 der 19 Stellplätze belegt. Trotz der stets verkehrsärmeren Ferienzeit und obwohl der Donnerstag in Unna kein Markttag ist. Auch sonst war heute nichts Besonderes los, ein ganz normaler Donnerstagvormittag in Unna.

Ein vertrautes Bild an der Burgstraße/Morgenstraße: Auf diesem Parkplatz ist es meist schwierig, eine Lücke zu finden. (Foto Rinke)

Ab nächster Woche ist der Parkplatz gesperrt, heißt, die Parkplatzsuchenden müssen sich anderswo verteilen. Das Kalkül der Stadt und der Ratsmehrheit (unter Grünschwarz) ist, dass die motorisierten Besucher statt dessen in die Parkhäuser und Tiefgaragen fahren.

Ob sie das tun, bleibt abzuwarten, zumal es weiterhin kein digitales Parkleitsystem um die Innenstadt herum gibt.

Mit dem Wegfall weiterer 19 Außenparkplätze (nach dem Dutzend an der Schulstraße) sahen sich viele Leserinnen und Leser durch die Vollzugsmeldung am gestrigen Mittwoch erstmals konfrontiert und reagierten entsprechend verständnislos und oftmals sehr aufgebracht.

Anders als beim „Reallabor Schulstraße“, wo sich in Diskussionen immer auch Befürworter einschalteten, stößt das Vorhaben am Morgentor in den bis zum Donnerstagnachmittag über 160 Kommentaren auf der Rundblick-Facebookseite fast ausschließlich auf massive Ablehnung – bestenfalls reagieren die User irritiert: „Wer will denn am Verkehrsring verweilen?!“

19 Parkplätze weniger direkt am Eingang zur Fußgängerzone und in Schrittweite zu Ärzten und Apotheken regen nicht zuletzt auch die Anwohner des Burgviertels auf, die, so wird in den Kommentaren moniert, schon jetzt um jeden Parkplatz kämpfen.

So kritisiert ein Bewohner des Viertels:

„19 weitere Anwohner, die keinen Parkplatz in Wohnortnähe haben? Kein Problem. Oder eben 19 Parkplätze weniger für Besucher unserer tollen „Einkaufsstadt“? Kein Problem. Ein „öffentlicher Verweilplatz“, der die räumliche Lücke zwischen einem Kneipenschwerpunkt und der Drogenszene im Stadtgarten schließt? Kein Problem. 1,1 Mio €, nachdem anfangs meines Wissens etwas mehr als die Hälfte geplant war? Kein Problem. Als wenn man von Stevie Wonder regiert wird, der mit Dartpfeilen auf eine Liste mit dem Titel „geile Ökoideen, nach denen niemand gefragt hat“ wirft und danach entscheidet. Es ist einfach nur noch zum Kotzen.“

Eine andere Kommentatorin bedauert:

„Ach schade drum! Das war der nächstgelegene Parkplatz, um von dort ein fiebriges Kind huckepack zum Kinderarzt in die City zu tragen.“

Viel Zustimmung bekommt auch ein Leser, der verärgert feststellt:

„Die Innenstadt ist jetzt schon tagsüber tot. Wegen der höheren Parkgebühren und längeren Fußwege werden noch weniger kommen. Außer denen mit viel Tagesfreizeit, die es sich auf den Liegen gemütlich machen und dann neben der Gastronomie ihre Bierpulle öffnen. Sinnloses Verballern von Steuergeldern.“

Das Konzept „Verweilen am Morgentor“ gesellt sich zum vor wenigen Wochen vom Rat beschlossenen Parkkonzept, nach dem die Innenstadt möglichst autoarm werden soll zugunsten höherer Aufenthaltsqualität.

Parken sollen Besucher und möglichst auch Anwohner in den Parkhäusern und Tiefgaragen. Bereits zum 1. 1. 2024 werden die Parkgebühren für gleichwohl auch in den Parkhäusern „angeglichen“, will heißen angehoben. Das Parken auf Freiflächen wird ab Neujahr 2,50 Euro pro Stunde kosten. Ein Bewohnerausweis, der jetzt noch 30 Euro im Jahr kostet, wird ab 2024 viermal so teuer sein – 120 Euro im Jahr.

HIER berichteten wir ausführlich über das Innenstadt-Parkkonzept, dem sich nur die FDP verweigerte.

3 KOMMENTARE

  1. Das paßt schon: Wenn Besucher und Anwohner in Unna weiterhin vergrault werden, nimmt auch die Verkehrsdichte des Innenstadtringes ab und somit bekommt diese Stelle einen höheren „Verweilwert“.
    Gelobt sei der Weitblick der Politiker.

  2. Ich habe jetzt gehört, dass der Rat der Stadt Unna die Mehrkosten für die Baumaßnahme am Morgentor, aus eigener Tasche zahlen möchte.
    Außerdem sollen Patrolien der Ratsmitglieder im fertig gestellten Shared Place dann für Ruhe in der Nacht sorgen.
    Liebe Ratsmitglieder, denkt daran, dass ihr mit dem Fahrrad kommt, parken ist hier nicht mehr möglich.

  3. Es würde mich nicht wundern, wenn es gemütlicher für eine bestimmte Szene wird.

    Die Geschäftsleute in der Morgenstraße und am Ring werden sich für Nachfrageeinbußen bedanken.

    Patienten des Ärztehauses , auch ein Kinderarzt dort, werden sehr dankbar sein.

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