Engelsflügel an Unnaer Linden: Landschaftsgärtner Zühlke erklärt Fällprotest an Hertinger Straße

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Foto Zühlke

Seit Sonntagabend, 27. August, zieren weiße Engelsflügel 7 Linden an der Hertinger Straße in Unnas Süden. Wir berichteten.

Die Aktion der Freien Liste Unna (FLU) zusammen mit Landschaftsgärtner Holger Zühlke soll die Bürger darauf aufmerksam machen, dass diese kerngesunden, 80 Jahre alten Bäume der Verkehrserschließung für den neuen Kita- und Grundschulstandort an der Brockhausstraße weichen sollen.

Sowohl im Umweltausschuss als auch in der vorgeschalteten Baumschutzkommission stimmten ausschließlich die Vertreter der FLU dagegen.

Landschaftsgärtner Zühlke erklärt in einer umfassenden Mitteilung ausführlich die Bedeutung seiner „Baumengelflügel“.

„Mit dieser Initiative sollen Bürgerinnen und Bürger, der Stadtrat und die Verwaltung ermutigt werden, sich aktiv an der Pflanzung, Pflege und dem Schutz von Bäumen, Alleen und Straßenbegleitgrün zu beteiligen.

Das Grün verschwindet:

Innerhalb der letzten 15 Jahre wurden im Bereich der Unnaer Alleen und Straßen weit über 100 Straßenbäume gefällt – und nicht wieder ersetzt.

Diese Umweltpolitik der Stadt Unna wird bedauerlicherweise bewusst gesteuert. Aufgrund fehlender Bereitstellung von
Finanzmitteln im Haushalt der Stadt ist es weder möglich noch geplant, Bäume und Straßenbegleitgrün zu ersetzt.

Die vielen Baumstümpfe und Baumlücken in den Allen sind ein deutliches Zeichen für eine Umwelt- und Klimapolitik, die offenbar Sparmaßnahmen untergeordnet ist.

Außer der vermeintlichen Verpflichtung der Politik durch die „Städtische Baumschutzsatzung“, den Erhalt der Baumstandorte zu sichern, genießen Bäume kaum noch Unterstützung in Unna.

Engelsflügel schmücken seit Sonntagabend 7 Linden an der Hertinger Straße in Unna, die für die Verkehrserschließung des neuen Grundschul-und Kitastandorts an der Brockhausstraße weichen sollen. (Foto FLU)

Ein Beispiel dafür ist die Planung eines innerstädtischen Kreisels in der Hertinger Straße:

Im Rahmen des Vorhabens sollen sieben gesunde, über 80 Jahre alte Linden geopfert werden. Ohne ein vorliegendes Verkehrsentwicklungskonzept (jetzt Mobilitätskonzept – in Planung) der Stadt wird laut externen Planern ein überdimensionierter Kreisel mit großem Entwicklungspotential für PKW geplant.

Auch werden großzügige Parkplätze an der Hertinger Straße geschaffen, die weiteren PKW-Verkehr anziehen. Einem auch in der
Zukunft gewollten geringerem Verkehrsaufkommen wird dadurch bewusst entgegengewirkt.

Notwendige Fahrradanbindungen werden aufgrund eines fehlenden Gesamtkonzepts vernachlässigt. Jahrzehntealte, nicht ersetzbare Bäume werden dafür geopfert.

Der Erhalt von Bäumen und Alleen ist eine generationsübergreifende Aufgabe, die nicht durch Sparzwänge oder politische Wechsel beeinträchtigt werden darf.

Künstlerischer Anspruch:

Der Engel ist in unserer Kultur vor allem ein Symbol für Schutz, Hilfe und Begleitung dar. Angesichts der Gefährdung unseres Baumbestandes durch schädliche Umwelteinflüsse, Versiegelung der Städte und damit einhergehender Bedrohung durch Insektenbefall und Wassermangel, sind die Baum-Engelflügel ein Symbol und ein Anstoß, um das Bewusstsein für die Wertschätzung und den Schutz der Bäume zu schärfen.

Diese unkonventionelle und ungewöhnliche Darstellung zwischen Baum und Engelflügeln regt zum Nachdenken an. Zudem kann eine übersinnliche Verbindung – zu etwas Göttlichem oder den Baum als göttliches Wesen – hergestellt werden.

Umsetzung: Flügel kaufen und Bäume spenden

Durch den Erwerb der Engelflügel und ihre Befestigung an den Baum mithilfe eines Gurtes kann sich jeder symbolhaft für den Erhalt von Bäumen einsetzen.

Bei jedem Kauf eines Baum-Engelflügels (150 EUR/Paar) spenden wir 100 Euro für die Neubepflanzung von Bäumen in Unna.

So sind es gerade die Bürgerinnen und Bürger, die bei dem Anblick von Bäumen und Alleen Liebe für die Natur empfinden und gleichzeitig die städtische Lebens- und Wohnqualität aufgrund des Grüns höher beurteilen. Bäume sensibilisieren unser Bewusstsein und haben ein hohes Emotionspotential. Alleen sind Heimat, Lebensqualität und wertvolles Kulturgut, das wir auch für
künftige Generationen erhalten müssen.

Ohne Bäume kein Leben:
Bäume definieren den Straßenraum, spenden Schatten, Sauerstoff und sind
Lebensraum und Nahrungsquelle vieler Tierarten. Sie filtern und binden Feinstaub und
wirken somit natürlich gegen die Feinstaubbelastung.

Durch die Verdunstungskälte reduzieren sie die Überhitzung der städtischen Bereiche. Straßenbegleitgrün und Bäume
dämpfen auf natürliche Weise den Straßenlärm.
Alleen: ein Dreiklang aus Funktionalität, Naturschutz und Ästhetik.

Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto – egal ob unter Kastanien, Linden oder
Platanen: Wir, die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, müssen unsere Straßenbäume
schützen, bestehenden Alleen erhalten und dafür sorgen, dass zukünftig neue Alleen
entstehen.

Beispielsweise muss bei einem Ausbau von Straßen der Grunderwerb für
Neupflanzungen und Straßenbegleitgrün von Anfang an berücksichtigt werden
– siehe als
negatives Beispiel die Viktoriastraße.

Zusätzlich muss ein ausreichendes, feststehendes
Budget jährlich für den Erhalt und die Neupflanzung von Bäumen und Straßenbegleitgrün
geschaffen werden.

Nur wenn wir das Thema ‚Alleen‘ und Straßenbäume permanent in der öffentlichen
Diskussion halten, vermeiden wir das schleichende Verschwinden dieses großen
Kulturgutes aus unserer Stadt.

Zahlreiche Alleen sind in der Vergangenheit dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen. Die noch vorhandenen Alleen wurden in Nordrhein-Westfalen in einem Kataster erfasst und unter gesetzlichen Schutz gestellt.

Das NRWAlleenprogramm fördert darüber hinaus die Wiederherstellung sanierungsbedürftiger und
die Anlage neuer Alleen.“

Pressemitteilung Zühlke

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