„Das Parkhaus ist besetzt“ – Eine Festa auch fürs Unnaer Ordnungsamt

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Ein Team des Ordnungsamtes bei Falschparkerahndung am Donnerstagabend am Westring. Hier kassierte fast jeder Fahrzeughalter ein Knöllchen. In anderen Innenstadtstraßen bot sich ein ähnliches Bild. (Foto RB)

Im Eilschritt erreicht eine junge Familie am frühen Himmelfahrtsabend ihr am Westring geparktes Auto. Ihr entgegen kommen zwei gelassen wirkende Mitarbeiter des Unnaer Ordnungsamts.

Der Familienvater ruft ihnen mit Galgenhumor noch zu: „Hab ich ein Ticket?“ Dann erreicht er seinen Wagen und sieht: Er hat.

„10 Euro für 10 Minuten Überziehung“, stelle die Festa Italiana-Besucher aus Dortmund nüchtern nach Studieren des Zettelchens fest, das ihnen die Ordnungskräfte kaum eine Minute zuvor hinter den Scheibenwischer geklemmt haben.

Mit diesem Kurs ist die junge Familie aus der Großstadt jedoch noch gut bedient, denn auf dem privat bewirtschafteten Parkplatz einige Schritte weiter „wären wir für die paar Minuten mit 30 Euro dabei gewesen“, weiß der Besucher aus leidiger Erfahrung mit der Parkraumwirtschaftung in seiner eigenen Heimatstadt.

Wieso sie das Knöllchen kassiert haben, ist dem Paar schnell klar: Bis 19 Uhr darf am Westring (wie in zahlreichen anderen Innenstadtstraßen) mit Parkschein geparkt werden, danach sind die Parkbuchten bis zum nächsten Morgen nur noch für Anwohner mit den entsprechenden Anwohnerparkausweisen vorgesehen.

Beim Massenevent Festa Italiana werden solche Regelungen allerdings flächendeckend entweder großzügig ignoriert oder tatsächlich übersehen. Jedenfalls entwickelt sich die Festa schon am zweiten Abend auch zum Fest für das Ordnungsamt bzw. für die Stadtkasse.

Allein am Westring, wo die beschriebene Dortmunder Familie ihr 10-Euro-Ticket kassierte, prangt am Donnerstagabend gegen 20 Uhr an fast jedem Wischer ein Knöllchen.

Gerade kann eine Passantin einen sehr gestresst wirkenden Autofahrer mit MK-Kennzeichen noch davor bewahren, sich ebenfalls eine überteuerte Festa einzuhandeln:

Nachdem der Mann seinen voll besetzten roten Kombi mit mühsamen Hin- und Herrangieren endlich in die Parklücke gezwängt hat, zusätzlich in Hektik wegen des genervten Hupens der nachfolgenden Autofahrer (die ebenfalls allesamt einen Parkplatz suchen), wird ihm beim Öffnen der Tür freundlich geraten, besser in eins der Parkhäuser zu fahren. „Hier ist Anwohnerparken. Das kann für Sie teuer werden.“

Die irritierte Antwort des Besuchers aus dem Märkischen Kreis deckt sich wörtlich mit der Aussage des Dortmunder Familienvaters:

„Ich wollte eigentilch ins Parkhaus. Aber das Parkhaus ist voll.“

„DAS“ Parkhaus meint jenes um die Ecke an der Massener Straße, vor dem sich seit dem frühen Donnerstagabend Warteschlangen bilden.

Das Parkhaus an der Massener Straße war während der bisherigen Festa hochbegehrt. Immer wieder leuchtete die rote „Besetzt“-Anzeige auf. (Foto RB)

„Besetzt“, leuchtet die rote Anzeige und springt immer dann kurz auf Grün, wenn mal wieder ein Fahrzeug herausfährt. Da ist kurz vor dem Einschalten der grandiosen Festa-Illuminazione, wegen der sie ja alle nach Unna gekommen sind von nah und fern, Geduld angebracht.

Beide auswärtigen Autofahrer reagieren am Westring mit einem überraschen „Ach!“, als ihnen zwei Einheimische den Tipp geben: „Ähm – wir haben in Unna mehr als nur ein Parkhaus.“

Die Tiefgarage am Bahnhof ist zumindest den Dortmundern noch bekannt, beim Namen „Neue Mühle“ malen sich jedoch Fragezeichen auf die Gesichter. „Was ist das? Kennen wir nicht. Noch nie gehört.“

Ob sie die (provisorischen) blauen Parkhinweisschilder am Verkehrsring nicht gesehen haben? „Doch“, sagt der Fahrer aus dem Märkischen Kreis, „aber da stand ja nirgends dabei, wo man da landet. Ich will ja nicht den ganzen Abend im Kreis fahren.“

Er kenne von anderen Besuchen in Unna eben „dieses Parkhaus da hinten“, er deutet zur Massener Straße. Das ist immer noch bzw. schon wieder besetzt. Dankend für den Hinweis auf das Parkhaus Neue Mühle rangiert der Besucher den vollbesetzten Wagen wieder aus der Anwohnerparkbucht heraus und fährt zurück auf den Ring.

Unnas jüngstes Parkhaus mit seinen 316 Stellplätzen, bisher in Spitzenzeiten zu ca. einem Drittel ausgebucht, wird tatsächlich auch bei einem Massenevent wie diesem italienischen Fest zumindest bis zum zweiten Abend nicht ausgelastet sein.

Gegen 21 Uhr, als in der City gerade die ersten Festa-Lichter aufstrahlen, leuchten auf der grünen Anzeige am Neue Mühle-Einkaufscenter 122 freie Stellplätze auf.

Zeitgleich rollt der auswärtige Parksuchverkehr (trotz Sperrschildern und Verbotshinweisen) in und durch die Innenstadt.

Man ergattert teils durch Zufall den letzten freien Platz in der Tiefgarage an der Flügelstraße oder parkt auch mal kurzerhand doppelt falsch – wie an einem Porsche aus Hamm zu sehen, der an der Wasserstraße entgegen der Fahrtrichtung auf einer Sperrfläche steht.

Direkt angrenzend an einen Behindertenparkplatz, nicht darauf – was den Besucher immerhin noch vor teurem Abschleppen bewahrt hat.

Das Ordnungsamt, das zur Festa in der Innenstadt Sonderschichten bis um Mitternacht schiebt, hat gleichwohl nicht noch zusätzliche Kapazitäten, mit derselben Intensität auch noch die Parksituation außerhalb des Rings flächendeckend zu überwachen:

An einer Reihe Fahrzeugen, die etwa an der Morgenstraße Rad- und Gehwege blockieren, prangen jedenfalls zu vorgerückter Stunde keine Knöllchen. Das ist an normalen Wochentagen bis 16 Uhr entschieden anders.

Auswärtige Kennzeichen sieht man am Abend des Himmelfahrtstages auf zahlreichen privaten Firmenparkplätzen und entlang der Ausfallstraßen bis hinauf zum Kessebürener Weg, wo regulär kostenlos geparkt werden darf: Den damit verbundenen viertelstündigen Fußmarsch in die City nehmen viele Besucher aus den umliegenden Städten offenbar gern in Kauf – lieber jedenfalls, als in Unnas jüngstes Parkhaus zu fahren.

Die Bitte des Unna-Marketings, mit dem Fahrrad zur Festa zu kommen, stößt mit steigenden Temperaturen bei den einheimischen Besuchern auf sichtlich größeres Echo.

Fahrräder am Eingang zur Fußgängerzone Massener Straße/Kinorama.

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Die Stadt hat nach der massiven Kritik an ihrem geplanten Parkraumkonzept wie berichtet vor, ein digitales Parkleitsystem für die Innenstadt zu erstellen. Als Zeitrahmen wird ein Jahr angepeilt. Ob zuvor noch weitere Planungen des bereits korrigierten Parkkonzepts umgesetzt werden, ist offen.

HIER berichten wir über die Parkmöglichkeiten zur Festa in Unna.

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