200.000 offene Stellen im Handwerk – Allein für Wärmepumpen fehlen 60.000 Monteure

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Foto (v.l.): André Stinka, Mario Löhr, Arne Steinbrink (Obermeister der Schuhmacher-Innung Hellweg-Lippe), Detlef Schönberger (Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe) und Hartmut Ganzke stellten sich den Herausforderungen im Handwerk im Rahmen eines Publikumstalks. (Foto SPD Kreis Unna)

„Handwerk hat Zukunft! Gemeinsam für die Stärkung der beruflichen Ausbildung!“ So optimistisch übertitelt die SPD-Kreistagsfraktion die Zusammenfassung ihrer Dialogveranstaltung „Herausforderungen im Handwerk“.

Fachkräftemangel, unbesetzte Ausbildungsplätze sowie steigende Rohstoff- und Materialpreise setzen so gut wie jedem Handwerksunternehmen zu. Vor dieser Themenkulisse hatte die SPD-Kreistagsfraktion am Mittwoch zur Dialogveranstaltung „Herausforderungen im Handwerk“ auf Haus Opherdicke eingeladen.

Rund 50 Teilnehmer beteiligten sich der Diskussion mit Vertretern der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.

Kreishandwerksmeister Christoph Knepper hinterlegte den Fachkräftemangel mit Zahlen: Landesweit seien 200.000 Stellen im Handwerk offen. Verschärft werde die Situation dadurch, dass in den nächsten 10 Jahren 30 % der Beschäftigten im Handwerk in den Ruhestand gehen.

„Wir merken die Auswirkungen bereits jetzt. Wochen- und monatelange Wartezeiten auf den Handwerker sind allgegenwärtig“,

so Christoph Knepper. Dabei komme dem Handwerk bei der Umsetzung der Ziele bei der Wärmewende eine bedeutende Rolle zu.

Allein bei dem Ziel, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen zu installieren, würden rund 60.000 zusätzliche Monteure benötigt.

Es komme entscheidend darauf an, jungen Menschen die guten beruflichen Chancen im Handwerk deutlich zu machen.

Die duale Ausbildung müsse weiter verbessert werden, insbesondere beim Zusammenwirken von Berufsschulen, Betrieben und überbetrieblicher Ausbildung.

Der Handwerkschef betont:

„Man hat eine sichere und gut bezahlte berufliche Perspektive im Handwerk.“

Die Rolle der Berufskollegs griff auch Landrat Mario Löhr in seinem Beitrag auf. „Ich möchte, dass alle Schüler ein Ausbildungsangebot erhalten. Hier werden wir mit unseren kreiseigenen Berufskollegs die Diskussion suchen, wie wir gemeinsam die duale Ausbildung stärken.“

Darüber hinaus sei er dazu mit den Arbeitsmarktakteuren – darunter auch den Handwerksvertretern – im Austausch.  „Wir müssen uns gemeinsam für die dringend notwendige Stärkung der beruflichen Ausbildung einsetzen. Gerade die Handwerksbetriebe sind die wesentliche Stütze des Mittelstands im Kreis Unna.“

Das Thema „Fachkräftemangel“ müsse mit großer Ernsthaftigkeit angegangen werden, betonte André Stinka, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Es reiche nicht, nur aufzuschreiben, was besser werden solle.

Er verwies auf den hohen gesellschaftlichen Stellenwert der akademischen Bildung im Vergleich zur dualen Ausbildung. Hier müsse auch gerade bei Eltern Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bedeutend sei auch die Frage der Rahmenbedingungen. Wie kommen minderjährige Auszubildende gerade im ländlichen Raum zu ihren Berufsschulen? Hier müsse über den Nahverkehr oder auch Azubiwohnheime nachgedacht werden. Gerade den Themen der Bildung und Ausbildung müssen als zentrale „Weichenstellungen“ noch mehr Bedeutung zukommen.

„Opherdicker Erklärung“

Hartmut Ganzke, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, will das Thema mit seiner Fraktion weiterverfolgen. Dazu habe die Fraktion eine „Opherdicker Erklärung“ verfasst, die sich auf fünf Punkte konzentriert:

  • Verbesserung der Berufsorientierung/-beratung,
  • Stärkung der dualen Ausbildung,
  • Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung,
  • die Erschließung „neuer“ Zielgruppen
  • und den Abbau übermäßiger bürokratischer Vorgaben.

„Zu diesen Themen werden wir im Austausch mit den Akteuren im Kreis Unna bleiben, aber auch Richtung Landes- und Bundespolitik die Gespräche suchen“, beschreibt Ganzke das weitere Vorgehen. Es sei klar, dass es kein Allheilmittel, sondern viele Ansatzpunkte gebe, die wirklich konkret angegangen werden müssen.

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