„Zu“ beliebt bei Eltern und Schülern:
Vor diesem „Luxusproblem“ sehen sich nach der diesjährigen Anmelderunde für die weiterführenden Schulen Unnas einmal mehr die Werner von Siemens-Gesamtschule Königsborn (GEK) und das Ernst-Barlach-Gymnasium (EBG).
Wie in der vergangenen Woche berichtet (HIER), haben beide Schulen deutlich mehr Anmeldungen für den neuen 5. Jahrgang bekommen, als sie von ihrer vorgesehenen Zügigkeit her Kinder aufnehmen können.
Die Frage nach einer zusätzlichen Klasse muss sowohl für die vierzügige Königsborner Gesamtschule als auch für das dreizügige Innenstadtgymnasium mit „Nein“ beantwortet werden.
„Wir müssen also Kinder und Eltern Absagen erteilen und sie damit sehr enttäuschen. Das ist die bittere Kehrseite der tollen Bestätigung für unsere Schule“, fasste GEK-Leiter Ludger Kloer seinen eigenen Zwiespalt und den des Kollegiums zusammen.
Auch EBG-Leiter Ulrich Schmitz, der 121 Anmeldungen für 3 Züge bekam, bezeichnete die Situation auf Nachfrage unserer Redaktion als „insgesamt unbefriedigend“:
„Das große Vertrauen von Eltern und Kindern in unsere Schule muss in manchen Fällen – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen – leider enttäuscht werden.“
Für beide Schulen ist die Problematik nicht neu.
„Dass in diesem Jahr wieder so viele Eltern für ihre Kinder der vierten Klassen das Ernst-Barlach-Gymnasium als weiterführende Schule gewählt haben, hat uns alle hier am EBG sehr gefreut, zeigt es doch, dass uns von den Eltern viel Vertrauen entgegengebracht wird“, unterstreicht Ulrich Schmitz.
„Diesem Vertrauen möchten wir natürlich gern entsprechen, daher habe ich beim Schulträger angefragt, ob die Bildung einer 4. Klasse möglich ist.“
Denn das EBG ist nominell ein dreizügiges Gymnasium. „Und seit einigen Jahren achtet die Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Arnsberg sehr genau auf die Einhaltung dieser Zügigkeit“, erklärt der Schulleiter.
„Das hat in den vergangenen Jahren wiederholt zu der Situation geführt, dass eine Mehrklassenbildung am EBG mit dem Hinweis auf freie Aufnahmekapazitäten an den anderen Gymnasien der Stadt abgelehnt wurde.“
So ist es auch in diesem Jahr wieder geschehen. Bei der Pressekonferenz der Stadt zum Ergebnis der Anmelderunde verwies der für Schulen zuständige Beigeordneter Sandro Wiggerich bereits auf das „Nein“ aus Arnsberg zu einer 4. Eingangsklasse am Ernst-Barlach-Gymnasium. Bestätigt wurde uns das auf Nachfrage von Bezirksregierungssprecher Christoph Söbbeler:
„Eine Mehrklasse an einer weiterführenden Schule für eine 5. Jahrgangsstufe kann in der Regel nur dann gebildet werden, wenn auch an den weiteren Schulen derselben Schulform vor Ort keine freien Schulplätze mehr zur Verfügung stehen. In Unna gibt es aber an den anderen Gymnasien ausreichend Plätze für alle Kinder, die ein Gymnasium besuchen wollen.“
Das Gleiche gilt für den Gesamtschulbereich.
So steht beiden überstark nachgefragten Schulen jeweils eine andere Schule gegenüber, die noch reichlich Kapazitäten für weitere Fünftklässler hat: Im Gesamtschulbereich deckt Unna die Nachfrage mit der PWG ab (Peter-Weiss-Gesamtschule) – die Innenstadtschule darf bis zu 6-zügig laufen.
Und bei den Gymnasien wäre das Geschwister-Scholl (GSG) in Königsborn die Alternative, wo die Anmeldezahlen in diesem Jahr regelrecht eingebrochen sind – im Vergleich mit vorigem Schuljahr um mehr als eine komplette Klassenstärke.
Gleichwohl ist es mit dem einfachen Hinweis auf genügend freie Kapazitäten auf eine andere Schule derselben Schulform nicht getan, gibt Ludger Kloer zu bedenken.
„Eltern und Kinder entscheiden sich ja aus ganz spezifischen Gründen für eine Schule. Das Angebot, die Atmosphäre, der Schulweg, Freunde an derselben Schule… da spielt so viel mit hinein. Umso größer ist dann natürlich die Enttäuschung, wenn eine Absage kommt.“
EBG-Leiter Schmitz kennt das Problem nur zu gut, er sagt:
„Schulträger und Bezirksregierung haben für eine gleichmäßige Auslastung der Schulen vor Ort zu sorgen – aus der Außenperspektive wohl nachvollziehbar, für betroffene Familien aber möglicherweise sehr schmerzlich.“
Im Ernst-Barlach führt das auch in diesem Jahr zu folgender Konsequenz:
Abgewiesen werden zunächst alle Kinder, die an ihrem Wohnort ein Gymnasium vorfinden, also zum Beispiel Bönen oder Holzwickede. Nicht aber Fröndenberg, wo es als einzige weiterführende Schule eine Gesamtschule gibt. 26 Kinder aus der Ruhrstadt sind in diesem Jahr am EBG angemeldet.
Aufgenommen werden sodann alle Kinder, die bereits ein Geschwisterkind am EBG haben. Das ist, so Schmidt, „ein von der APO-SI vorgesehenes Kriterium.“
Und dann muss schließlich das Los über die weiteren Aufnahmen entscheiden.
Ebenso verfährt auch die GEK, bildet für das Losverfahren drei Leistungsgruppen und achtet auf gleichmäßige Geschlechterverteilung. Der Rest ist dann tatsächlich ein Glücksspiel.
Bliebe noch die Frage, ob EBG und GEK überhaupt den nötigen Platz für eine zusätzliche Fünferklasse hätten. Im GEK herrscht schon jetzt gewisse Raumnot, so Ludger Kloer:
„Das GSG stellt uns derzeit 6 Räume leihweise zur Verfügung. Es geht bei einer Ausweitung von Zügigkeiten ja nicht nur um zusätzliche Klassenräume. So hat die Königsborner Gesamtschule für ihre momentan 857 Schüler je 2 Küchen, Technik- und Chemieräume zur Verfügung, „alles von hoher Qualität“, so der Schulleiter.
„Bei einem 5. oder sogar 6. Zug müsste man die Schule neu denken.“
Und schließlich biete eine etwas kleinere Schule ja auch Vorteile, „alles ist übersichtlicher und familiärer, man kennt sich“, fasst Ludger Kloer auch einen positiven Aspekt für die GEK zusammen.
Das EBG hätte, was die Räumlichkeiten angeht, eine zusätzliche 5. Klasse in diesem Jahr wohl stemmen können, sagt Schulleiter Schmitz.
„Für eine durchgehende Vierzügigkeit stehen aber nicht genügend Räume zur Verfügung. Und die Raumsituation wird sich im Jahr 2026 noch verschärfen, wenn durch den Vollausbau des neunjährigen Gymnasiums (G9) ein weiterer Jahrgang unterzubringen ist.“
Insgesamt, bilanziert der Schulleiter des Ernst-Barlach, „also eine unbefriedigende Situation: Das große Vertrauen von Eltern und Kindern in unsere Schule muss in manchen Fällen – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen – leider enttäuscht werden.“
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