55 € für ein Rezept und einen Kaffee: „Berechtigt – aber wenig einladend, liebe Stadt Unna“

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55 Euro-Knöllchen für Parken auf dem Gehweg werden fällig, ohne dass das Fahrzeug jemanden behindert. Ansonsten wird es doppelt so teuer. (Archivbild Rinke)

Weil er für seine kranke Mutter dringend ein Rezept bei ihrem Facharzt in Unna abholen musste, entschuldigte sich ein Holzwickeder am Donnerstagvormittag eilig für eine Stunde bei seinem Arbeitgeber und fuhr mit seinem Pkw nach Unna.

Dort parkt er normalerweise für schnelle Erledigungen auf dem Parkplatz an der Burgstraße oder am Seitenstreifen der Morgenstraße in den dortigen Parkbuchten.

Am Donnerstag war, „wohl wegen des Kinderkarnevals in der Innenstadt“, schätzt der Holzwickeder, alles lückenlos zugeparkt.

Da er durch seine unterbrochene Arbeit in großem Zeitdruck war, stellte der Ingenieur seinen Kleinwagen nach kurzem Überlegen an der Morgenstraße vor dem Fitnesscenter Check In ab, vor einem der dortigen Bäume neben den Radweg.

„Ich habe darauf geachtet, den Radweg komplett frei zu lassen, und das das Auto klein und schmal ist, blieb rechts auch genügend Platz auf dem Gehweg. Dennoch war mir klar, dass das so wohl nicht erlaubt ist“, gesteht der Holzwickeder unumwunden ein.

Im Laufschritt eilte der 51-Jährige deshalb zum Facharzt in der Fußgängerzone, holte sich auf dem Rückweg noch einen schnellen To Co-Kaffee und löste in der Apotheke an der Morgenstraße das Rezept ein.

Das alles dauerte knapp 35 Minuten. Dennoch sah er bei der Rückkehr zu seinem Auto schon von Weitem: Da prangt ein Knöllchen am Wischer. „55 Euro werden fällig“, kommentiert er. „Tja.“

Da sich der Holzwickeder mit den drastischen Verteuerungen im Rahmen des neuen Bußgeldkatalogs auskennt, war ihm klar, dass das rechtlich völlig korrekt war.

Mehr noch:

„Hätte ich – bei einem vielleicht breiteren Auto – noch jemanden auf dem Gehweg ,behindert´, wäre es noch teurer geworden, und ich hätte zusätzlich noch einen Punkt kassiert. Insofern habe ich sogar noch Glück gehabt“, meint er. „Keine Frage, das geht auf meine Kappe.“

Er akzeptiert die Verwarnung, ärgerte sich nur kurz über sich selbst. Zugleich merkt er aber an:

„Solche Erlebnisse sind natürlich wenig einladend und motivierend für weitere spontane Besuche in Unna. 55 Euro für eine halbe Stunde schrecken schon ab. Auch, wenn es berechtigt war.“

Für einen kurzen Cafébesuch, einen kleinen Spaziergang durch die Stadt oder wie in diesem aktuellen Fall für das Abholen eines Rezeptes fahre er nicht extra in ein Parkhaus und laufe von dort durch die halbe Stadt, sagt der Holzwickeder. „Ich hätte dazu in diesem Fall auch einfach keine Zeit gehabt.“

„Ich würde mir in Unna, wie in vielen anderen Städten auch, die Möglichkeit wünschen, innenstadtnah für eine bis 2 Stunden mit Parkscheibe zu parken. Da dies politisch aber offenbar nicht gewünscht ist, wird mich diese nette Stadt künftig noch weniger sehen.“

Mit Bedauern setzt er hinzu: „Schade eigentlich.“

15 KOMMENTARE

    • Das steht doch deutlich dort, Rundblicker. Er wünscht sich eine Parkscheibenregelung wie in anderen Städten für 1-2 Stunden. Damit ist er im Übrigen nicht allein. Sind Sie des Lesens nicht mächtig?

    • Explodierende Parkgebühren kein raus und kein Reinkommen Dank 30 ger Zonen
      Aber Reklame:“ Unna die Einkaufsstadt
      Gestern heute morgen“ was für ein Hohn
      Aber die Quittung kommt ja schon mit immer mehr Leerstand in der Stadt
      So kann man keinen mehr für Unna interessieren da gibt es weiss Gott andere Städte die bessere Angebote haben
      Wie wäre es denn mal mit kostenlosen Park and ride im Minutentakt ? Tja aber ich befürchte ausser Hände auf halten wird nichts mehr kommen. SCHADE Unna

  1. Diese „mal eben“ Parker, die dann noch Zeit für Kaffe und Rezept einlösen haben, rund 35 Minuten – wenn es nicht doch 40 waren? gehen mir auch auf die Nerven. Ständig wird die Morgen- und auch die Wasserstraße so „mal eben“ beparkt…
    Von Leuten die SEHEN, dass es nicht genehmigt ist, und lesen und schreiben können.
    An die Ordnungsamt-Mitarbeiter: Weiter so!
    Warum sollen wir es den Städten nachmachen, die Innenstadt zuzuparken für 1-2 Stunden kostenlos – ich wüsste nicht mal mehr eine – und nicht denen, die es konsequent ganz verbieten? Wir möchten soviel für die Umwelt tun und Innenstädte entlasten…

  2. Es ist in Unna schon seit Jahren so, dass Anwohner und Besucher zur Kasse oder zur Bürgerversammlung gebeten werden, Gastronomen und andere Geschäftsleute dafür aber Parkflächen aufgemalt bekommen und überall wo gerade Platz ist, parken dürfen.
    Sogar in Spielstraßen, wo nach Straßenverkehrsordnung, dass parken außerhalb markierter Flächen generell verboten ist.

  3. Da das Gehweg parken generell verboten ist verstehe ich die ganze Aufregung nicht.
    Es wir genauso in jeder Stadt so gehandelt.
    Ich war nur kurz, ich war nur mal eben das hört man jeden Tag. Keiner kann mehr 100 Meter laufen. Schilder beachten sich 10 Minuten mehr Zeit gönnen dann klappt es auch mit einem Kaffee to Go.

    • Es sind hier keine Schilder zu beachten, denn, wie Sie richtig feststellen, Beate, braucht es kein Schild, da das Gehwegparken generell verboten ist. Es geht hier auch nicht um einen Kaffee, sondern um den Wunsch nach einem innenstadtnahen Kurzzeitparkplatz. Damit ist dieser Herr nicht alleine. Beste Grüße von der Redaktion!

  4. Verstehe ich nicht. Wenn, wie es im Artikel heißt, alles zugeparkt war, dann nützt doch auch kostenloses Parken mit Parkscheibe nichts. Dann wäre ja erst recht alles zugeparkt.
    Oder besteht der Wunsch, dass man mit Parkscheibe nun kostenlos auf dem Gehweg, Radweg und in der Fußgängerzone parken kann?
    Die Redaktion schreibt, dass der Herr sich einen innenstadtnahen Kurzzeitparkplatz wünsche.
    Und wo soll der herkommen? Welche Fläche soll dafür weichen?

    • Eine solche Fläche oder dafür umzuwidmende Plätze zu suchen wäre bei einem entsprechendem Beschluss natürlich Aufgabe der Politik, Herr B. Wir verstehen den Wunsch dieses Lesers eher theoretisch, da er die Zielrichtung der Unnaer Innenstadtentwicklung – weniger statt mehr Parkplätze bzw. eher teurer als preiswerter – ja selbst verfolgt.

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