Neuer Kreisel, 7 Baumfällungen – Stadt berichtet heute über Verkehrsführung am Hertinger Tor

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Diese Verkehrsführung wurde bei der Bürgerversammlung im März 2020 von dem zuständigen Planungsbüro vorgestellt. (c/o Planungsbüro Bondzio)

Über die geplante Verkehrsführung am künftigen neuen Grundschul- und Kita-Standort im Unnaer Süden (Hertinger Tor) wird es heute (25. 1.) einen mündlichen Bericht der Verwaltung geben.

Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität steht das Thema als letzter Punkt auf der (kurzen) Tagesordnung. Beginn ist um 17 Uhr im Ratssaal (Eingang durch die Bürgerhalle), die Sitzung ist öffentlich, jeder kann teilnehmen.

Wie berichtet, hatte die Stadtspitze am Freitag öffentlichkeitswirksam den symbolischen 1. Spatenstich für Unnas „größtes bildungspolitisches Bauprojekt“ gesetzt. Auf dem ehemaligen Brockhaus-Sportplatz entstehen eine viergruppige Kita, eine dreizügige Grundschule – räumlich eng miteinander verbunden – und eine Dreifeldsporthalle.

Auch ein kleines Wohngebiet soll dazukommen.

Die beiden Innenstadt-Grundschulen Falkschule und Nicolaischule werden im Süden zusammengelegt und beziehen einen zweigeschossigen Neubau. Den Altbau der Nicolaischule gegenüber dem Christlichen Klinikum Unna (CKU) möchte das Krankenhaus gern für eine Krankenpflegeschule nutzen.

Viel diskutiert wurde und wird über die Kosten dieses ersten Schulneubaus der Stadt Unna seit 40 Jahren: Anfangen bei einst 21 Millionen Euro schnellte die Summe im September 2020 zum Entsetzen der Ratspolitiker plötzlich um 9 Mio. in die Höhe – und jetzt ist man bei der Prognose inzwischen schon bei 31,1 Millionen Euro angekommen; angesichts der aktuellen Preisentwicklungen sagen Kritiker voraus, dass das längst nicht das Ende der Fahnenstange sein wird.

Zumal die Kosten für den Umbau der Verkehrsführung offensichtlich in diesen am Freitag von der Stadt genannten 31,1 Millionen noch gar nicht enthalten sind.

Verkehrsplanung mit Kreisel an der Hertinger Straße. Grafik Stadt Unna

Die neue Verkehrsführung: Das ist bisher geplant

Im März 2020 stellte die Stadtverwaltung, damals noch mit Baudirektor Michael Ott in verantwortlicher Position, die bis dahin geplante Verkehrsführung am Hertinger Tor vor, wenn dort die neue Grundschule, die neue Kita und ein neues Wohngebiet gebaut sind.

So berichteten wir damals:

„Bei der zweiten Bürgerversammlung zur Neubebauung am Hertinger Tor, die endlich das ungeduldig erwartete Verkehrskonzept zum Thema hatte, blieb kein Platz mehr frei, und die einige Minuten zu spät kommende die Bürgermeisterkandidatin der SPD Katja Schuon  hockte sich denn auf die Treppenstufen.

Schuon war auch weitgehend die Einzige, die dem Verkehrskonzept des Bochumer Büros Brilon Bondzio etwas Positives abgewinnen konnte (für die Falkschüler, die in die neue Grundschule im Unnaer Süden umziehen werden, werde die Situation „um Längen besser“), die anderen Wortbeiträge schwankten zwischen „ein Verkehrskonzept von gestern“ und „substanziellen Zweifeln“ am Standort generell.

„Dann suchen Sie einen anderen Standort“, schnappte Baudirektor Michael Ott an einem Punkt hörbar genervt dazwischen, und zum „Verkehrskonzept von gestern“ (Pkw-konzentriert, was ist mit dem Radverkehr) konterte er kurz: „Der Titel heute Abend ist nicht: Verkehrswende in Unna.“

Von wie vielen Personen ist insgesamt die Rede?

Zu rechnen ist mit

  • 58 neuen Bewohnern durch die Wohnbebauung,
  • 325 Grundschülern,
  • 60 Lehrkräften und Schulmitarbeitern,
  • 100 Kita-Kindern,
  • 30 Kita-Beschäftigten,
  • ca. 30 Sportlern pro Kurs.

Wie sieht die Verkehrslage aktuell aus?

In den morgendlichen Verkehrsspitzen fahren

  • ca. 1000 Fahrzeuge über die Hertinger Straße,
  • 1900 über die B1,
  • ca. 200 über die Brockhausstraße.

Jene sei eine „Sammelstraße vom Netzgedanken her“, sagte Frank Weiser vom Planungsbüro, „es wäre schön, wenn das Verkehrsaufkommen zu einer Wohnstraße passen würde.“ Die genannten Werte seien „sehr moderat bis sehr niedrig“.

Eine Einschränkung machte er: „Die Einmündung am Knoten Hertinger Straße ist gefährlich.“

Wie ist die Verkehrsprognose nach erfolgter Bebauung?

Pro Tag, sagt Weiser, sei summa summarum mit ca. 1000 Kfz-Fahrten zu rechnen. Die Mehrbelastung für die B1 werde ca. 10 %  betragen, die für die Hertinger Sraße 20 %, die im Wohngebiet 100 bis 150 % – „weil dort derzeit sehr wenig Verkehr ist und sich die Mehrbelastung entsprechend prozentual höher niederschlägt.“

Begleitet vom Kopfschütteln vieler Bürger zog der Verkehrsplaner das Fazit: „Dieses zusätzliche Verkehrsaufkommen wird nicht in ein ganz anderes Universum führen.“

Wie wird die Stellplatzfrage gelöst?

„Mit das größte Problem“ sehen die Planer, bei 325 Grundschulkindern,  in den Elterntaxis. Es werden Hol- und Bringzonen eingerichtet. Die Grundschule bekommt ca. 40 Stellplätze.

Wie soll der Verkehr insgesamt entzerrt werden?

Kreisel am Knotenpunkt. (Grafik Büro Bondzio)

Durch einen Kreisverkehr am Knotenpunkt Brockhausstraße/Hertinger Straße. „Sie haben ausreichende Erfahrung mit Kreisverkehren in Unna“, urteilte Weiser, und angesichts der Dauerdiskussionen um den Problem-Kreishauskreisel wirkte diese Bemerkung unfreiwillig komisch.

An der Kreuzung B1/Hertinger Straße läuft, wie auf Rundblick berichtet, eine Sicherheitsuntersuchung von Straßen.NRW: Zu den entsprechenden Plänen konnte Frank Weiser schon soviel sagen, dass die momentan „freilaufenden“ Rechtsabbiegerspuren wegfallen sollen. Das macht den Verkehr dort sicherer, allerdings auch langsamer.

Das (durchweg positive) Fazit des Verkehrsplaners zu seinem Konzept:

  • Es entzerrt den Verkehr,
  • ermöglicht einen guten Hol- und Bringverkehr,
  • bringt keine Nachteile für sonstige Verkehre mit sich,
  • die Brockhaussstraße werde „komplett umgekrempelt“ (zum Positiven),
  • und dies alles werde ohne besondere Störung für die Anwohner einhergehen: Ihre Situation „wird sich nicht spürbar verändern“.

Welche Kosten kommen auf die Anlieger zu?

Da die Brockhausstraße laut Stadtplaner Michael Ott „komplett umgebaut“ wird, ist die Neugestaltung laut KAG (Kommunales Abgabengesetz) beitragspflichtig. „Der große Batzen, ca. 3/4, entfällt auf die Grundstücke südlich der Brockhausstraße.“

Was kam an Kritik?

Hauptsächlich wurde von den Bürgern und anwesenden Politikern kritisiert, dass das Konzept den Radverkehr kaum bis gar nicht berücksichtige. So erscheine dieser Kreisel mit zwei Zebrastreifen denkbar ungeeignet für den Radverkehr, es gebe auch keine Radwege.

Dazu Frank Weiser: Radwege seien in ausgewiesenen Tempo 30-Zonen nicht notwendig.

„Ein Verkehrskonzept von gestern“, griff ein Bürger die Planer gereizt an, daraufhin entgegnete ihm Ott scharf: „Der Titel ist hier heute nicht: Verkehrswende in Unna!“

Solle diese doch von so vielen Parteien propagierte Wende etwa bei diesem Millionenprojekt im Unnaer Süden komplett außen vor bleiben?, zürnte Bachstraßen-Anwohner Wilfried Averhage: „Ich hoffe schwer, Herr Ott, dass ich Sie da nur falsch verstanden habe.“ Und er machte „substanzielle Zweifel“ am Gesamten geltend, was ihm durchaus mit Beifall honoriert wurde.“

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