„Innenstädte werden nach Corona nicht mehr zu erkennen sein“ – Stufenplan für Wiederöffnungen nächste Woche – „Wirtschaftliche Erholung nicht beendet“

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Die Unnaer Innenstadt / Alter Markt. (Archivbild RB)

„Die Innenstädte werden nach Corona nicht wiederzuerkennen sein.“

Diese nüchterne Feststellung traf am heutigen Freitagvormittag, 19. Februar, IHK-NRW-Präsident Ralf Stoffels bei der Pressekonferenz des NRW-Wirtschaftsministerium.

Schon jetzt müssten sich die Kommunen bei ihrer künftigen Innenstadtentwicklung darauf einstellen: Viele der schon sichtbaren Folgen (Aufgabe von Filialen großer Handelsketten, Aufgabe von Kleinbetrieben und Mittelständlern) würden „nach Corona“ bleiben.

Vor der Presse im Landtag informierte der IHK-Chef zusammen mit Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP) und Prof. Dr. Torsten Schmidt vom RWI Leibniz-Institut über die konjunkturelle Entwicklung in der Coronapandemie in NRW.

Hier in Stichpunkten die Kernaussagen.

Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP) am 19. Februar vormittags vor der Presse im Landtag.

Minister Pinkwart fordert bei dem schrittweisen Öffnungsplan, über den die Länder nächste Woche beraten, nicht nur auf den Inzidenzwert zu sehen. Ausschlaggebend sei bei der Reihenfolge die Frage, wie in den jeweiligen Branchen am wirkungsvollsten Hygiene- und Schutzkonzepte umgesetzt werden könnten.

Als Beispiele, wo er sich das gut vorstellen könnte, nannte er (mit Rückblick auf das vorige Jahr) Möbelhäuser und Autohäuser. Diese durften bekanntlich im Shutdown 2020 anders als der übrige Handel öffnen, genauso Baumärkte.

Pinkwart machte Druck: Ein solcher bundesweiter Stufenplan müsse bis Ende nächster Woche vorliegen, damit ihn die Länder entsprechend umsetzen können.

IHK-Präsident Stoffels wünscht sich „mehr Augenmaß“ bei der Entscheidung darüber, welche Branche wann nach diesem Stufenplan öffnen kann. Die einseitige Bevorzugung der Friseure, die am 1. März wieder öffnen dürfen, sei nicht zielführend. „Da wünschen wir uns bei den künftigen Beschlüssen mehr Augenmaß.“

Prof. Dr. Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung setzt auf privaten Konsum: Sollte eine Stabilisierung der Infektionszahlen auf niedrigem Niveau bis zum Frühjahr gelingen, werde sich die wirtschaftliche Erholung im Frühjahr verstärken.

„Insbesondere dürfte der private Konsum zur wirtschaftlichen Erholung beitragen, da die Haushalte in großem Maße Ersparnisse gebildet haben, die dann in den Konsum fließen könnten.“

So lange die Schließungen andauern, können, so Minister Pinkwart, die bereitgestellten Hilfen die Folgen des Shutdowns abmildern. Seit dem 10. Februar kann die Überbrückungshilfe III beantragt werden, an November- und Dezemberhilfe sind laut Pinkwart bisher 1,8 Milliarden Euro in NRW geflossen. Seit Beginn der Pandemie seien bundesweit 6,7 Mrd. Euro ausgezahlt worden, an Unternehmen, Freiberufler, Soloselbstständige.

Auf die heftige Kritik an den bürokratischen Hürden bei der Beantragung ging Pinkwart nicht ein, ebenso wenig auf den Fakt, dass zahlreichen Unternehmern hohe Rückzahlungen drohen. HIER berichten wir.

„Am meisten helfen den Betrieben Perspektiven für Wiedereröffnungen“, unterstrich der Minister. Jedoch sieht er die Belastung der Wirtschaft durch die Schließungen nicht so stark wie 2020.

Es gebe weniger Kurzarbeit als im Shutdown des vorigen Jahres, mit dem konjunkturellen Einbruch von derzeit 4,8 Prozent stehe NRW besser da als der Bundesschnitt – hier sind es 5 Prozent Einbruch. Auch bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit schneide NRW besser ab als der bundesweite Schnitt.

„Der zweite Lockdown hat die Erholung der Wirtschaft gebremst, aber nicht beendet.“

(Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Wirtschafts- und Digitalminister NRW)

Prof. Dr. Torsten Schmidt vom RWI Leibniz-Institut bezeichnete die sich abzeichnenden bzw. schon erfolgten Insolvenzen – die in erster Linie die Gastronomie und den Einzelhandel beträfen – als Problem, das nicht überborden werde und zu händeln wäre.

Sowohl Schmidt als auch Stoffels stellten gleichwohl fest, dass die Krise einige Branchen besonders hart treffe und andere wiederum kaum oder überhaupt nicht. „Die Wirtschaft spaltet sich.“

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