Für Industrie läuft es gut – Handel und Gastro am Abgrund

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Leere Fußgängerzone in Unna. Der Einzelhandel darf weiter nicht ohne negative Schnelltests und Termine öffnen, muss - wenn das Bundesinfektionsschutzgesetz mit den geplanten Änderungen beschlossen wird - sogar komplett wieder schließen. (Archivbild RB)

Zufriedenstellend bis sogar gut bewertet die heimische Industrie ihre Lage trotz Corona – hingegen sieht sich der Einzelhandel am Abgrund, ebenso wie die Gastronomie.

Das ist das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der 144 Unternehmen aus dem Kreis Unna, Dortmund und Hamm mit rund 21.000 Beschäftigten teilgenommen haben. Es zeigt sich ein scharfer Gegensatz.

„Vor allem die Industrie trägt in diesen schwierigen Zeiten zur Stabilisierung der gesamten konjunkturellen Lage bei“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. Rund 80 Prozent der Betriebe jedoch spricht von einer befriedigenden oder sogar guten Lage.

Große Sorgen bereiten dagegen Handel und Dienstleistungen: „Aktuell kämpfen viele Unternehmen unverschuldet ums Überleben“, so Schreiber.

„Eine Gruppe von Unternehmen hat Einschränkungen hinnehmen oder ganz schließen müssen, um die Bevölkerung zu schützen. Das Lebenswerk vieler Unternehmer und ihre Altersvorsorge sind akut und sehr konkret von Vernichtung bedroht.“

Schreiber appellierte nochmals an die Politik, die Unternehmen keinen Tag länger geschlossen zu halten, als dies für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zwingend erforderlich sei. 

Besonders betroffen seien das Gastgewerbe

und der innerstädtische Einzelhandel beispielsweise mit Textilien, Bekleidung und Schuhen.

Zum Teil noch stärker betroffen seien Reisewirtschaft, Veranstaltungsbranche sowie Kulturschaffende und Fitnessstudios.

Verschärfte Lage im Einzelhandel

Der Blick auf den Einzelhandel zeigt eine verschärfte Situation: Rund 36 Prozent – also mehr als jeder dritte Händler – bewertet seine Lage als schlecht.

  • Mit verringerten Umsätzen in den kommenden Monaten rechnen 6 von 10 Unternehmen im Handelsbereich.
  • Nur auf den Einzelhandel bezogen sind es sogar rund 64 Prozent.
  • Beim Gastgewerbe sehen sich sogar 100 Prozent der befragten Betriebe in einer negativen Situation.

Die Umfrage war am 15. Januar vor den erneuten Bund-Länder-Beschlüssen zur Verlängerung des Lockdowns abgeschlossen. „Insofern müssen wir leider davon ausgehen, dass die unmittelbar vom Lockdown betroffenen Unternehmen ihre aktuelle Situation noch kritischer einschätzen“, macht Stefan Schreiber deutlich.

Zunehmende Liquiditätsengpässe und Umsatzrückgänge

„Die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems und der Schutz der Risikogruppen hat für die regionale Wirtschaft oberste Priorität. Dennoch zeigen die Ergebnisse der Umfrage eben auch deutlich die negativen Auswirkungen der Anti-Corona-Maßnahmen auf viele Betriebe“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Die finanziellen Mittel sind oftmals völlig erschöpft, viele Existenzen sind bedroht.“

So gibt insgesamt fast jedes fünfte Unternehmen an, von Liquiditätsengpässen betroffen zu sein. 22 Prozent berichten von deutlich spürbaren Eigenkapitalrückgängen und mehr als 17 Prozent sehen sich mit zunehmenden Forderungsausfällen konfrontiert.

Besonders negativ stellt sich dabei die Lage im Einzelhandel und im Gastgewerbe dar. Liquiditätsengpässe und Rückgänge von Eigenkapital melden in diesen Wirtschaftsbereichen übergreifend etwa ein Drittel bzw. ein Viertel aller befragten Betriebe. Im Einzelhandel fürchten fast acht Prozent eine Insolvenz.

Quelle: Pressemitteilung IHK zu Dortmund

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