Das Leiden der Lämmer – Tierschützer geben nicht auf: „Diese Qual muss enden!“

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Ein Bild des Jammers: Eine Schafmutter mit ihrem Lamm in eisiger Kälte auf der zugefrorenen Weide. (Foto c/o Arche 90)

„Tiefster Winter ist am Wochenende über Dortmund hereingebrochen. Mancherorts lag der Schnee bis zu 40 Zentimeter hoch, die Temperatur sank in den zweistelligen Minusbereich.

In dieser lebensfeindlichen Kälte steht die Schafherde des Castroper Schäfers auf einer Weide an der Deusener Straße. Die Tiere haben weder Futter noch einen Rückzugsort. Sie sind dem Schnee schutzlos ausgeliefert.“

So beginnt die Tierschutzorganisation Arche 90 Dortmund einen weiteren noch dramatischeren Zustandsbericht über die Schafherde auf einer Weide in Castrop.

Rundblick berichtete bereits am Wochenende über einige fast erfrorene Lämmer.

Um die auch aus Sicht der Redaktion unhaltbare Zustände öffentlich zu machen und die Verantwortlichen aufzurütteln, geben wir auch diesen Beitrag der engagierten Tierschützer im vollen Wortlaut wieder.

Screenshot_2021-02-11 Einsatzkurzberichte 11 2020 / Arche 90

„Während die älteren Schafen zumindest mit der Kälte fertig werden, leiden die Lämmer Höllenqualen. Viele von ihnen sind so jung, dass sie noch kein dichtes Fell haben. Zitternd stehen sie auf der Weide, das dünne Fell auf dem Rücken der Lämmer ist bereits gefroren.

Milch gibt es für sie auch kaum, da die Mutterschafe unter dem dichten Schnee kaum Gras finden, das nicht gefroren ist.

Dieses schreckliche Bild bot sich unseren Einsatzkräften am vergangenen Sonntag. Eine Tierärztin begleitete uns. Auch sie war angesichts der Zustände schockiert. Besonders die hochträchtigen Tiere machten ihr Sorgen.

„Kommt ein Lamm bei diesen Minusgraden auf die Welt, überlebt es nicht lang“, erklärt Arche90-Mitglied Gabi Bayer. Die Tiere sind nach der Geburt nass und hilflos. Der Kälte haben sie nichts entgegenzusetzen. Sie müssen gemeinsam mit dem Muttertier sofort in einen warmen Stall.

Mit Kenntnis der zuständigen Amtstierärztin entschlossen wir uns, die Tiere selbst abzutransportieren, da der Schäfer nicht erreichbar war. Schließlich tauchte er an der Weide auf, es kam zum Tumult.

Nach langen Diskussionen fand sich schließlich ein Kompromiss: Der Schäfer wurde von den Beamten angewiesen, seine Hütehunde aus Castrop zu holen, um die Mutterschafe und die 6 Lämmer zusammenzutreiben und in einen Stall zu bringen. Wir blieben vor Ort, um sicherzugehen, dass der Schäfer der Aufforderung auch Folge leistete. Leider war es schon dunkel, als der Schäfer zur Weide zurückkehrte. Daher konnten wir nicht sehen, welche Schafe er auf seinen Anhänger lud. Wir mussten den Einsatz beenden.

Am nächsten Morgen kontrollierten wir die Situation. Zu unserer großen Enttäuschung hatte der Schäfer augenscheinlich nur die Lämmer eingesammelt und die Muttertiere zurückgelassen. Wo er die Lämmer nun untergebracht hat, ist unklar. Im Stall in Castrop sind sie laut einem Informanten jedenfalls nicht angekommen.

Für die Muttertiere hat die Trennung von ihren Jungtieren dramatische Folgen. Da die Lämmer nun nicht mehr an den Zitzen ihrer Mütter saugen konnten, staut sich die Milch im Euter. Schwellungen und schmerzhafte Entzündungen sind die Folge.

Wir informierten abermals das Veterinäramt, da die betroffenen Schafe unheimliche Schmerzen leiden müssen. Der Leiter des Veterinäramtes sprach bei einer anschließenden Stellenkontrolle vor Ort mit dem Schäfer. Die Tiere, die unter einem geschwollen Euter leiden, wurden allerdings trotzdem nicht versorgt.

Zu allem Überfluss entdeckten wir auch noch ein Neugeborenes auf der Weide, dass am gleichen Tag zur Welt gekommen sein musste. Genau diese Situation wollten wir eigentlich verhindern. Das Jungtier und seine Mutter wurden wenig später vom Schäfer abtransportiert. Der Verbleib der Tiere ist unklar.

Um zumindest den Hunger der rund 50 Schafe zu lindern, organisierte eine Nachbarin einen großen Heuballen. „Die Tiere haben sich direkt auf das Futter gestürzt, binnen eines Tages war fast alles weg“, erzählt die Arche90-Vorsitzende Heike Beckmann.

Damit sich die Situation für die Herde endlich verbessert, planen wir, verschiedene Politiker über die Misstände zu informieren und denken auch darüber nach, das Landesveterinäramt in Arnsberg zu kontaktieren.

Wir kämpfen weiter, bis jedes einzelne Schaf gerettet ist!“

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