Als eine seiner letzten Amtshandlungen beschloss der scheidende Unnaer Stadtrat am Donnerstagabend (1. 10.) den ambitionierten neuen Bildungsstandort am Hertinger Tor.
Eine neue Grundschule (drei Züge) für Falk- und Nicolaischule, eine vierzügige Kita, dazu Wohnbebauung. Aufgrund der jüngst um fast 9 Mio. Euro gestiegenen Kosten und unabsehbarer weiterer Kostenentwicklung fand der Baubeschluss keinen einstimmigen Zuspruch. 5 der 43 Ratsmitglieder (FLU und Fraktionslose aus dem Verein Wir für Unna) stimmten sowohl gegen den Bau als auch gegen die dazugehörige Verkehrsplanung, die einen Kreisel an Hertinger Straße/Brockhaussstraße vorsieht.
Mit beifälligem Klopfen quittierte die im neuen Rat deutlich verkleinerte SPD-Fraktion die Feststellung des (ebenfalls scheidenden) SPD-Bürgermeisters dazu: Werner Kolter erklärte, er respektiere natürlich Gegenmeinungen, doch
„ich persönlich glaube, dass das für unsere Stadt heute eine extrem wichtige bildungspolitische Entscheidung ist, die unsere Stadt sehr voran bringen wird.“
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Rückblick: Entscheidungsdruck bis zum 1. 10.
In einer gemeinsamen Sitzung des Stadtentwicklungs- und Schulausschusses unter Beisein der Unnaer Grundschulleitungen vor rund vier Wochen waren der Politik noch gehörige Bauchschmerzen ob der Kostenexplosion von fast 9 Mio. Euro anzumerken gewesen. Zugleich besteht jetzt Entscheidungsdruck, denn, so betonte Beigeordneter Jens Toschläger am 3. September auf die Frage des letzt möglichen Zeitpunkt für einen Baubeschluss: „Magischer Zeitpunkt ist der 1. Oktober.“
Sonst, siehe auch der schnelle Baustart des Asylheims an der Kamener Straße, sind die Fördergelder weg.
Beim neuen Bildungszentrum am Hertinger Tor geht es um 7,4 Millionen Euro, so Toschläger. Er warb zusammen mit der Vertreterin des Planungsbüros bhp eindringlich für diesen modernen neuen Bildungsstandort, der Falk- und Nicolaischule in einem 3zügigen lichten Neubau vereinigen soll, hinzu kommt eine neuer 4zügige SPI-Kita (aktueller Standort Vinckestraße).
Ob die Kosten noch weiter steigen werden, könne die Stadtverwaltung nicht sagen, betonte Jens Toschläger auf Nachfrage Rudolf Fröhlichs (CDU):
„Würde ich ein Auto bauen, könnte ich einen Prototyp bauen und wüsste genau, was alles kostet. Wir bauen hier aber ein Unikat. Wir können nicht sagen, was der Markt mit uns macht.“
Wenn „wir jetzt alle fest die Daumen drücken“, machte Toschläger in Optimismus, „erzielen wir bei den nächsten Schritten Vergabegewinne. Für konkrete Aussagen ist das Geschäft zu vage und zu heiß.“
Schulleitungen begeistert
Inbrünstig zustimmend und uneingeschränkt begeistert äußerten sich in kurzen Wortmeldungen die kommissarische Leiterin der Falkschule und der Leiter der Nicolaischule zu den Neubauplänen; Letzterer unterstrich eindringlich, dass er dabei ausschließlich vom Kind her denke: „Wir brauchen die Räume – weil uns die Kinder am Herzen liegen.“
In einem gemeinsamen Beschluss sprachen sich die beiden Schulkonferenzen einstimmig für die neue Schule aus.
Flammender Appell für Mut vs. Sorge um Hintertreffen
Einen flammenden Appell, hier „Mut“ zu haben für ein solches Projekt mit „Strahlkraft in die Region“, hielt Michael Sacher (Grüne) als Vorsitzender des Schulausschusses. Worauf ihm Gerhard Heckmann (CDU) ebenso eindringlich entgegnete:
Es gebe in Unna zahlreiche Schulen mit Sanierungsbedarfen. Und es gebe die Planung einer weiteren komplett neuen Schule (Hellweg-Realschule). „Ich habe die Befürchtung, dass dies über diesem Strahlkraftprojekt ins Hintertreffen gerät.“ Eine der momentan viel diskutierten ausstehenden Sanierungsnotwendigkeiten ist die Kernsanierung der maroden Schultoiletten der Massener Sonnenschule.
Nachdrücklich vor der unabsehbaren Kostenentwicklung warnte in jener Sitzung FLU-Fraktionschef Klaus Göldner.
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