Viele Städte, so auch Unna, haben ihre Wärmeplanung bald fertig.
„Was soll aber eine Planung, wenn das Geld für die Realisierung der Pläne fehlt? So würde die kommunale Wärmeplanung ihre Akzeptanz verlieren.“
Dies kritisiert der Verband kommunaler Unternehmen (VKU).
Die Bundesregierung plane, im Bundeshaushalt 2026 rund 1,4 Milliarden Euro für den Ausbau effizienter Wärmenetze bereitzustellen (über die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)). Das sind ca. 400 Millionen Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Auch für die kommenden Jahre sind zusätzliche Mittel vorgesehen.
„Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aus Sicht der Stadtwerke reicht dieser Anstieg jedoch noch nicht aus, um die kommunale Wärmeplanung in den kommenden Jahren wirksam umzusetzen“, kritisiert der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) die geplante Verlagerung der BEW-Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) ins Sondervermögen.
Er warnt vor einer Strompreisentlastung per Zufallsprinzip.
Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer:
„Wir sehen, dass die Bundesregierung trotz knapper Kassen zusätzliche Mittel für die Fernwärme bereitstellt und auch eine Finanzierung bis weit in die 30er Jahre hinein in Aussicht stellt. Das ist ein wichtiges Signal, das wir ausdrücklich begrüßen.
Aber: Für eine verlässliche Finanzierung der Wärmewende reicht das noch nicht.
Um die Fernwärme wie politisch gewünscht schnell und klimafreundlich aus- und umzubauen, braucht es deutlich mehr Geld: mindestens 3,5 Milliarden Euro jährlich. Denn viele Kommunen haben ihre Wärmepläne fast fertig – und die Fernwärme spielt darin eine zentrale Rolle.
Sobald die Projekte aus der kommunalen Wärmeplanung starten, muss dafür zwingend ausreichend Geld im Haushalt bereitstehen. Was soll sonst eine Planung, wenn das Geld für die Realisierung der Pläne fehlt? So würde die kommunale Wärmeplanung ihre Akzeptanz verlieren. Jetzt ist der Bundestag gefragt, im weiteren Haushaltsverfahren mit Blick auf den zunehmenden Finanzbedarf nachzusteuern.“
Dass die BEW-Mittel allerdings aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) ins Sondervermögen verlagert werden sollen, bewertet der VKU kritisch. „Diese Maßnahme wirkt wie ein haushaltspolitischer Verschiebebahnhof, um Luft im KTF für Strompreissubventionen zu schaffen“, so Liebing. „Das wirft erneut Zweifel an der Zusätzlichkeit der Milliarden für Infrastrukturinvestitionen auf.“
Der VKU-Hauptgeschäftsführer sieht zudem noch offene Fragen zur geplanten Strompreissenkung zum 1. Januar 2026. Zwar seien im Haushaltsentwurf 6,5 Milliarden Euro für die Übertragungsnetzkosten vorgesehen, doch im Vorbericht des Finanzministers werde von Entlastungen bei Netzentgelten und Umlagen gesprochen.
„Das ist ein großer Unterschied“, betont Liebing. „Wenn der Bund nur die Übertragungsnetzentgelte mitfinanziert, kommt die Entlastung je nach Region sehr unterschiedlich an.“ Eine flächendeckende Wirkung sei so kaum zu erreichen. Liebing erinnert die Bundesregierung an ihre Zusagen aus dem Koalitionsvertrag: „Wenn die Regierung ihre Versprechen einlösen will, reicht die Mitfinanzierung der Übertragungsnetzentgelte allein nicht aus. Dann müssen auch bundesweit einheitliche Umlagen angefasst werden.“ Er fordert daher rasche Klarheit – auch im Sinne der Unternehmen, die ausreichend Vorbereitungszeit für die Umsetzung benötigen.
Unnas Wärmeplanung
Fernwärme und Wärmepumpen statt Gas. Dänemark als großes Vorbild für die in Deutschland politisch angestrebte „Wärmewende“.
Dem noch störrischen/widerwilligen Verbraucher müssen „Eselsbrücken“ gebaut werden, so dass er „Vertrauen und Mut fassen möge auf dem langen weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung“. Und: Für Fernwärmelösungen können sich Nachbarn in ihren Unnaer Wohnquartieren schon jetzt zusammenschließen.
Ein erster Informationsabend Ende Oktober zur kommunalen Wärmeplanung, den die Stadt Unna wie berichtet von einem Hamburger Büro erstellen lässt, fand aus Sicht der Stadt sehr gute Annahme.
So fasst die Pressestelle des Rathauses die Resonanz wie folgt zusammen:
„Wie heizen wir in Unna in Zukunft? Dies ist die zentrale Frage bei der Kommunalen Wärmeplanung, die die Kreisstadt Unna derzeit aufstellt.
Beim ersten öffentlichen Informationsabend zeigte sich, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger für das Thema interessieren: 185 Menschen kamen, um sich von Fachleuten informieren und beraten zu lassen.“
Im Folgenden die Pressemitteilung der Stadt im Wortlaut. Unsere Redaktion war selbst nicht bei der Veranstaltung vertreten.
„Zumindest sinnbildlich war auch der Esel dabei. Unnas Stadtsymbol war auf vielen Folien der Präsentation zu sehen, die der Diplom-Geograph Hinnerk Willenbrink von der Fachhochschule Münster mitgebracht hatte.
Esel gelten gemeinhin als störrisch, und insofern passten sie gut in das Bild, das Willenbrink zeichnete:
Dem Esel müsse eine „Eselsbrücke“ gebaut werden, sodass er Vertrauen und Mut fassen möge für den langen Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung, auf den sich Unna gerade begibt.
Dass dieser Weg zum Erfolg führt, habe unser nördliches Nachbarland Dänemark vorgemacht. Dort werden heute bereits zwei Drittel der Haushalte mit Fernwärme versorgt, die zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt.
„Mit einer frühzeitigen Kommunalen Wärmeplanung wollen wir den Menschen in Unna sowie den ortsansässigen Unternehmen Planungs- und Investitionssicherheit verschaffen. Dabei ist uns Bürgerbeteiligung besonders wichtig“, betonte Bürgermeister Dirk Wigant.
Schon bevor der Bund die Kommunen per Gesetz zur Durchführung einer Wärmeplanung verpflichtet hat, hat die Kreisstadt dieses wichtige Zukunftsthema aus dem eigenen Klimaschutzkonzept vor zwei Jahren in enger Abstimmung mit den Stadtwerken Unna angestoßen.
Die Umsetzung erfolgt gemeinsam mit der Strategieberatung Hamburg Institut Consulting (HIC), deren Projektleiter Felix Landsberg nun in der Stadthalle erste Ergebnisse vorstellte.
Die Quintessenz lautet:
Es wird nicht die eine Lösung geben für die künftige Wärmeversorgung in Unna, sondern eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen.
Von besonderer Bedeutung sind demnach umfassende Beratungsangebote.
Die Stadtwerke Unna bieten unter dem Motto „Fit für die Zukunft“ ein neues Beratungsangebot an, bei dem individuelle Sanierungsfahrpläne erstellt werden. Diese geben einen detaillierten Überblick über mögliche Maßnahmen, die eigene Wohnimmobilie zu sanieren, und dienen als Grundlage für Förderanträge.
(Wir berichteten HIER darüber.)
Weitere Beratungsmöglichkeiten gibt es in Unna bei der Verbraucherzentrale sowie bei unabhängigen Energieberaterinnen und Energieberatern.
Auch die Stadtwerke gehen davon aus, dass die zurzeit noch dominierenden Gasheizungen perspektivisch vor allem durch Wärmepumpen und Fernwärme ersetzt werden. Auch das Stromnetz müsse und werde in diesem Zuge weiter ausgebaut werden müssen, sagte Jürgen Schäpermeier, Geschäftsführer der Stadtwerke Unna.
Darüber hinaus besuchten viele Bürgerinnen und Bürger die Infostände der Stadtwerke, der Verbraucherzentrale NRW sowie der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe.
Fragen gab es viele, zum Beispiel nach energetischen Sanierungsmöglichkeiten der eigenen vier Wände, der Finanzierung und Fördermaßnahmen sowie ganz konkret nach der besten Heizoption der Zukunft. Hierfür lohnt sich freilich die Inanspruchnahme individueller Beratung – aber auch der Austausch mit den Nachbarn.
Denn eine wichtige Botschaft des Informationsabends war diese:
Nicht jeder Haushalt in Unna wird einen Fernwärmeanschluss bekommen – Quartierslösungen gelten als wahrscheinlich.“
denn der Netzausbau hängt auch von der Nachfrage ab und durch die Einbindung in ein nachbarschaftliches Netzwerk können Wärmeversorgungsarten effizienter genutzt werden.
„Wenn Nachbarn sich zusammenschließen möchten, um ihre Energieversorgung gemeinsam voranzutreiben oder sich gerne an ein Wärmenetz anschließen lassen möchten, freuen wir uns über eine Benachrichtigung.
Diese Information ermöglicht uns, dass akute Bedarfe schon jetzt in den Kommunalen Wärmeplan einfließen können“, erklärt Celina Segsa, die im Umweltamt für die Koordination der Kommunalen Wärmeplanung zuständig ist.
Am einfachsten ist die Kontaktaufnahme per E-Mail an waermeplanung@stadt-unna.de möglich.
Eine zweite öffentliche Informationsveranstaltung zur Kommunalen Wärmeplanung wird es im Frühjahr 2025 geben. Die Veranstaltung soll einen Einblick in mögliche Wärmeversorgungsgebiete für Unna und konkrete Maßnahmen liefern. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Weitere Informationen rund um die Kommunale Wärmeplanung finden Interessierte zudem auf der städtischen Homepage unter www.unna.de/waermeplanung, welche fortlaufend aktualisiert wird.“