Verweilen statt parken für 1,1 Mio. €: Umbaustart am Morgentor – Einmündung und Parkplatz gesperrt

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Der Parkplatz an Ostring/Morgenstr./Burgstraße wurde auf Ratsmehrheit für mehr Verweilqualität aufgegeben. - Foto Stadt Unna

Umbau des Platzes am Morgentor beginnt – Verweilen statt Autoverkehr soll auch hier auf mehrheitlichen Ratsbeschluss die Devise sein:

Die Umgestaltung des Platzes am Morgentor beginnt in der kommenden Woche, teilt das Rathaus mit.

Im ersten von insgesamt vier Bauabschnitten werden unter anderem die Verkehrsinsel im Einmündungsbereich der Morgenstraße zurückgebaut, die dortige Ampelanlage sowie die Fahrbahn und der Gehweg zum Ostring erneuert.

Parkplätze ab 9. Oktober gesperrt:

Für diese Arbeiten ist es notwendig, den Einmündungsbereich der Morgenstraße/Ostring komplett zu sperren.

Über den angrenzenden Parkplatz an der Burgstraße wird eine provisorische Zufahrt vom Ostring eingerichtet, die für die Dauer des ersten Bauabschnittes bestehen bleibt.

Hierfür ist es notwendig, den Parkplatz zu sperren.

Konkret bedeutet dies, dass beide Parkplätze an der Burgstraße ab Montag, 9. Oktober, 7 Uhr, nicht mehr nutzbar sind und dort ein komplettes Halteverbot gilt.

Aufenthaltsqualität soll erhöht werden

Die Zu- und Einfahrt über die provisorische Zufahrt wird über eine temporäre Ampelanlage geregelt, die während der Bauarbeiten des ersten Bauabschnittes die stationäre Ampelanlage des Kreuzungsbereiches Ostring/Morgenstraße ersetzt.

Einmündung Ostring/Morgenstraße/Burgstraße. – Foto Stadt Unna

Die Stadt erinnert:

Der Platz am Morgentor wird zu einem sogenannten „Shared Space“ umgebaut. Damit einhergehen soll eine gesteigerte Aufenthaltsqualität. Mit den neu angelegten Außenterrassen, die von einem Nachbau der historischen Stadtmauer eingefasst sind, ist der erste Bereich des neuen Platzes bereits seit gut zwei Jahren fertiggestellt.

Rückblick – Das ist geplant:

Lauschiges Verweilen am Ostring Unna. Die ersten Pläne sind mittlerweile 5 Jahre alt. Der erste Abschnitt am Güldenen Trog wurde gebaut und im Sommer 2020 eingeweiht – der zweite in Richtung Burgviertel wird ungebaut immer teurer und zieht sich zeitlich immer mehr in die Länge.

Am Morgentor zwischen Morgenstraße, Burgstraße und Ostring sollen keine Autos mehr parken dürfen, der Platz soll zum „Shared Space“ – Verweilplatz – umgestaltet werden; mit Liegen, Tischen u. ä..

Soviel zur Theorie und zum weiteren Ziel der schwarzgrünen Unnaer „Projektgemeinschaft“.

Allerdings wird die Realisierung immer teurer und zieht sich immer mehr in die Länge. Aus der SPD kommen deshalb inzwischen Absetzsignale, die jedoch eine Umsetzung des Bauprojekts nicht verhindern würden.

Auf 700.000 Euro beziffert sich inzwischen der städtische Eigenanteil, auf über 1,1 Mio. Euro sind die Gesamtkosten geklettert.

In seiner Sitzung im Mai hatte der Stadtrat für die Umgestaltung des Platzes wie berichtet schon überplanmäßige Ausgaben in Höhe von 420.000 € beschlossen. Inzwischen hat die Stadt angefragt, ob es weiterhin Fördergelder gibt, auch wenn sich die Umsetzung über das Jahresende hinaus verzögert.

Die Anwort ist ein „wahrscheinlich“. So stellt die Verwaltung in ihrer Vorlage für mehrere politische Sitzungen in dieser Woche fest:

„Ein Antrag auf Verlängerung hat hinreichende Wahrscheinlichkeit auf Genehmigung und kann förmlich jedoch erst nach Festlegung eines Bauzeitenplans mit dem Auftragnehmer vorgenommen werden.“

Visualisierung der Morgentor-Umgestaltung – Archivbild Foto: S. Rinke / RB

Hintergrund:

Bei einem Projekt, das mit Geld aus dem Topf für Städtebauförderung bezuschusst wird, müssen Fördergelder immer zum 30.09. des Vorjahres (hier 2022) beantragt werden.

„Dies erfolgte im vergangenen Jahr zu den damalig prognostizierten Mehrkosten in Höhe von 270.000 Euro“, so die Stadt. „Dabei entspricht eine 70%ige Förderung 190.000 Euro Fördergeld.“

Schon zuvor wurden auf Basis der ursprünglichen Kostenschätzung 230.000 Euro bewilligt, aber noch nicht abgerufen.

Mit Kostenschätzung aus diesem Jahr stieg der Mehrbedarf für den 2. Bauabschnitt in einem ersten Schritt auf 420.000 Euro.

Als Ursachen nannte die Verwaltung

  • jährliche Preissteigerungsraten von bis zu 20 % aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs,
  • die geänderte Ausführungsplanung – Wegfall des Parkplatzes, Gestaltung der Flächen mit einer Beetanlage nebst Bepflanzung sowie zusätzlicher Ausstattung mit Bänken, Liegen und Tischen.

Die weitergehenden Mehrkosten aus diesem Jahr sind zwar grundsätzlich förderfähig, so die Stadt. Aber formlos habe das Land bereits mitgeteilt, dass dies Auswirkungen auf die Gesamtsumme an Fördergeld für die Unnaer Innenstadt haben dürfte.

Mit anderen Worten:

Es gäbe weniger Fördergeld generell, auch für die weitere Sanierung der Fußgängerzone. Diese ist bereits durchgeplant und soll der Bahnhofstraße eine ähnliche Optik wie die der Massener Straße verleihen.

Es sei deshalb „sorgfältig abzuwägen“, warnt die Stadtverwaltung, für den Morgentorplatz bis zum 31. 10. 2023 noch weitere Fördergelder zu beantragen.

„Im Zweifel sind die Mehrkosten von der Kreisstadt Unna zu tragen.“

Mit anderen Worten, vom Unnaer Steuerzahler.

Die Gesamtkosten für diesen zweiten Bauabschnitt am Morgentor belaufen sich nach der Angebotseinholung aktuell auf 1,12 Mio. Euro – weitere 190.000 Euro mehr als noch bei der letzten Kostenschätzung. Eigenanteil der Stadt: (derzeit) rund 700.000 Euro.

Dennoch prognostiziert die Stadt durchs avisierte „Verweilen am Morgentor“

„… einen städtebaulichen Mehrwert für die nähere Umgebung und die Innenstadt als Gesamtes.“ Es wird deshalb empfohlen, die „Erneuerung Platz am Morgentor“ schnellstmöglich fortzuführen und den Auftrag zu vergeben.

Der Platz am Morgentor wird wie berichtet zu einem sogenannten „Shared Space“ umgebaut, in dem sich „Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichberechtigt bewegen“. Damit einhergehen soll eine gesteigerte Aufenthaltsqualität.

Mit den neu angelegten Außenterrassen, die von einem Nachbau der historischen Stadtmauer eingefasst sind, wurde der erste Bereich des neuen Platzes bereits vor drei Jahren fertiggestellt.

Tabellarische Darstellung der Entwicklung der Mehrkosten:

Mehrkosten laut BV 0800/23/1                                                                                 420.000 EUR

Davon vom Fördergeber schon anerkannte Mehrkosten in 2022                               270.000 EUR

Förderung schon anerkannter Mehrkosten                                                                        190.000 EUR

Städtischer Eigenanteil der Mehrkosten                                                                             230.000 EUR

Mehrkosten nach Submission am 12.06.2023                                                     610.000 EUR

Förderung bislang anerkannter Mehrkosten (s.o.)                                                          190.000 EUR

Städtischer Eigenanteil der Mehrkosten                                                                            420.000 EUR

Deckung der überplanmäßigen Ausgaben

Der dargestellte erhöhte städtische Eigenanteil in Höhe von rund 190.000 EUR kann im Rahmen des Haushaltes 2023 überplanmäßig bereitgestellt werden. Die Deckung erfolgt aus den lfd. Ermächtigungen der Investitionsmaßnahmen „Erneuerung Märkische Straße“ (Produktgruppe 1201 – Investitionsnummer 120101.44) und „Erneuerung Saarbrücker Straße“ (Produktgruppe 1201 – Investitionsnummer 120101.48).

Die Stadtbetriebe Unna beabsichtigen, im „Hellweg“ vom Wendehammer der „Morgenstraße“ über die Einmündung der „Märkischen Straße“ hinaus einen neuen Kanal zu verlegen. Der Ausbau soll ab Herbst 2023 bis zum Frühjahr/Sommer 2024 erfolgen. Um Beschädigungen an der neuen Fahrbahndecke im Bereich der „Märkischen Straße“ auszuschließen und um den Verkehr während der Durchführung der Maßnahme(n) sicher abwickeln zu können, ist ein Ausbau der „Märkischen Straße“ im Nachgang zur Kanalbaumaßnahme geplant. Demzufolge wird der Ausbau der „Märkischen Straße“ in das Jahr 2024 verschoben und im kommenden Haushaltsjahr neu veranschlagt.

Aufgrund der Teileinziehung der „Saarbrücker Straße“ gemäß BV 0818/23, die nunmehr dem Geh- und Radverkehr vorbehalten bleibt und für den Kfz- Verkehr gesperrt wird, verringern sich die Kosten für den Ausbau der Straße. Durch die veränderten Anforderungen in der Nutzung ergeben sich Änderungen im Aufbau des Straßenkörpers.

11 KOMMENTARE

  1. Dieser vom Stadtrat geplante Platz ist für die Anwohner ein neuer Brennpunkt in Sachen Lärm.
    In Zeiten , wo man nur noch Tempo 30 fahren darf und Kirchenglocken abgeschaltet werden, das absolut falsche Projekt für die Anwohner und weitere Bevorzugung für die Gastronomie.
    Da einige Anwohner hier seit Jahren für die Einhaltung der Lärmschutzgesetze kämpfen, wird uns eine weitere Lärmquelle zugemutet. Die Polizei wird sich hier dann wohl ein eigenes Außenbüro einrichten.
    Ich hoffe, dass die Baustellenampel nicht wieder so eingerichtet wird, wie zu Zeiten der Kanalbaustelle, wo diese zu einigen schweren Unfällen geführt hat, die aber meistens verschwiegen wurden.
    Von den ganzen Rotlichtverstößen die es gab mal ganz zu schweigen.
    Ich verbuche das als weitere Zwangsmaßnahme des Rathauses, anstatt die Aufenthaltsqualität der Bewohner zu verbessern, wird etwas auf Biegen und Brechen durchgesetzt und Millionen in den Sand gesetzt.
    So geht Größenwahn.

  2. Ich frage mich, wo sie die dringend benötigten Parkplätze für die Anwohner hernehmen wollen. In dem Burgviertel, Morgen- und Bahnhofstr. leben etliche Anwohner, die ihr Auto zur Arbeit benötigen und abends schon jetzt nur schwer einen Stellplatz finden. Sie können doch nicht einfach 19 Parkplätze streichen, ohne für Ersatz zu sorgen. Sind wir Bürger 2. Klasse?

  3. Gibt es eigentlich Infos darüber, welche Summe durchschnittlich in einem Jahr durch Parkgebühren in die Stadtkasse geflossen sind? Das wäre mal interessant. Es handelt sich doch um eine städtische Parkfläche?

  4. Ein Mehrbedarf von 420000 Euro Steuergeld wäre nicht erforderlich gewesen wenn denn die ursprünglich, vom Rat mehrheitlich beschlossene Baumaßnahme, umgesetzt worden wäre.

    Allein das nachträglich eingebrachte Veto zu zwei Baumfällungen, eher Krüppelkiefern im Gegensatz zu den 4 prächtigen Linden auf der Hertinger Straße deren Füllung die Grünen gern akzeptierten, wurde die Planung in Frage gestellt und neu erarbeitet.
    Mit entsprechendem Zeiteinsatz und dem Risiko auf das J. Toschläger damals hinwies, zugesagte Fördergelder für dieses Projekt nicht zu bekommen.
    Nun kommen diese Gelder aus anderen Projekten die dann eben geschoben werden.

    War den Grünen aber egal.
    Wie in allen Fällen wo es um die großzügige Verteilung von Steuergeldern geht.

    In Unna aktuell neben Morgentor 100Tsd Euro plus für das Reallabor, Lisa Paus die mit Steuermilliarden jongliert, weiß aber nicht wofür und die mal eben 12Tsd Euro an Steuergeld für 3 Tage Selbstdarstellung verpulvert.

    Es wird Zeit dass die Grünen aus verantwortungsvoller Politik verschwinden in die Opposition, besser ins Nirgendwo.

    Schade nur dass in Unna die Schwarzen dieses Spiel mitmachen.

  5. Das was Waltraut anspricht, habe ich vor Monaten schon angesprochen.
    dank unserer heimischen Politik wird auch Unna in einigen Jahren von Leerständen geprägt sein.
    Die Grünen interessiert das aber wenig, da sie ja außerhalb wohnen und parken.
    St. Gremling kann ich nur zustimmen, es wird Zeit dieses grüne Experiment zu beenden, aber bitte nicht mit einem AFD Ersatz, da kommen wir vom Regen in die Hölle.

  6. […] Nachdem wir am gestrigen Mittwochnachmittag (4. Oktober) berichtet hatten, dass in der kommenden Woche jetzt die lange geplanten Umbauarbeiten für den „Shared Space“ (Verweilplatz) am Morgentor beginnen (für insgesamt 1,1 Mio. Euro, ein Teil davon Fördergelder), wurde offenbar vielen Leserinnen und Lesern erst die Konsequenz klar: […]

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