An Unnas „Reallabor“, dem umgewidmeten Parkplatz an der Schulstraße mitten in der City, scheiden sich weiterhin die Geister.
Der von der Stadt Unna eingerichtete kleine Spielplatz erfreut sich steter Beliebtheit und wird auch von Gegnern der Parkplatzwegnahme begrüßt.
Die angrenzende Asphaltfläche hingegen, die das eigentliche „Laborfeld“ darstellt, wo sich die Bürger ausprobieren und es mit Events beleben sollen, liegt die meiste Zeit tot darnieder.
Dies bewog Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) vor der Sommerpause bereits zu dem vorsichtigen Vorstoß, man könnte einen Teil dieser toten Asphaltfläche vielleicht ab Herbst wieder für Parkplätze (der Anwohner) bereitstellen. Doch Grünen-Chefin Claudia Keuchel fuhr dem Verwaltungschef energisch in die Parade.
Entsprechend wirken Versuche, diesen Asphaltplatz zu beleben, auf die Kritiker des „begehbaren Bürgerexperiments“ eher bemüht mit dem alleinigen Ziel, dass dort auf keinen Fall nach Abschluss der Testphase im Herbst wieder Autos parken sollen.
Zu den erklärten Verfechterinnen des Projekts „Reallabor – Schulstraßenpark“ gehört die Grüne Ortsvorsteherin Ines Nieders-Mollik, die eine weitere Veranstaltung im „Labor“ ankündigt und eine ausführliche Werbeschleife vorangeschickt.
Demnach sei das „begehbare Bürgerbeteiligungsprojekt“ in den letzten 3 Monaten von vielen Mitbewohnern der Stadt mit Leben erfüllt worden.
„Unterstützt von der Stadtverwaltung, die einen gut genutzten Spielplatz für die Kleinen und die Ersteinrichtung vorgenommen hat, lassen u. a. die Gießpaten Blumen blühen, wurde ein Naschgarten eingerichtet, der ADFC bietet Reparaturkurse und einen Fahrradparcours für Kinder an, die VHS veranstaltete den Weltyogatag dort und das Kinder-und Jugendbüro bietet Ferienkurse an.
Es wird in Gruppen gesungen, die Nachbarschaft aus dem Klosterviertel trifft sich zum Klönabend und vieles mehr. Manches findet fest organisiert statt und manchmal haben auch einzelne spontan eine Idee, die sie verwirklichen. So bietet der Park dort Platz für sportliche Aktivitäten und entspannte Treffen.“
Auch Kleinkunst sei dort anzutreffen, wirbt Nieders-Mollik weiter:
Am kommenden Samstag, 29. 7., um 14 Uhr stellt Helga Jacob-Osafo ihr Buch „Ist denn hier kein Arzt? Bitte hier schneiden – ich bin die Galle von Zimmer 6“ vor. Die erfundenen Episoden erzählen von einer Ärztin, die, so heißt es in der Inhaltsangabe, „den rasanten Wandel von der beschaulichen Patienten zentrierten Medizin hin zur gewinnorientierten Gesundheitsfabrik erlebte. Mit skurrilen Begebenheiten führt sie die Zuhörenden hinter die Kulissen der hehren Medizin. Da bleibt schon mal ein Werkzeug im Patienten stecken und uns das Lachen im Halse. Dieser bitterböse Arztroman der etwas anderen Art beleuchtet die derzeitige Krankenhausreform sehr subjektiv mit den Augen einer Betroffenen.“
Die Ankündigung der Ortsvorsteherin schließt mit der Bitte: „Getränke bitte selbst mitbringen.“
Weitere angemeldete Veranstaltungen im Juli fürs „Reallabor“ (die sich meist im kleinen Park und nicht im Labor abspielen):
- Dienstag, 1. 8., 16.30 Uhr: Steeldrums, karibische Sounds
- Mittwoch, 2. 8., 17 Uhr: Familienpicknick der Initiative „Weltoffen“
- Freitag, 4. 8., 14 bis 17 Uhr, Familienspaß für alle mit Speis und Trank, SPD Unna und AWO Oberstadt
Die gebuchten Veranstaltungen für August und September siehe hier im Kalender.
UPDATE, Verwaltung vor Ort im Reallabor – Bürgermeister informiert übers weitere Vorgehen.
Vorschlag: Wir lassen das Damoklesschwert des „Reparkplatzisierens“ dauerhaft über dem Platz schweben, damit auch noch in den nächsten Jahren die Parteien sich mit der Bespaßung desselben beschäftigen können.
Ansonsten haben wir, abgesehen vom Spielplatz und kurzlebigem Alibiaktionismus, bald eine ungenutzte Asphaltfläche, auf der man dann noch nicht mal parken darf.
[…] Wie erst gestern berichtet, sind diese Veranstaltungen fast ausschließlich an ältere Semester adressiert, als Nächstes findet dort eine Lesung statt. Immer wieder vermischt wird das „Reallabor“ zudem mit dem Garten „Mille Fioiri“, den das Künstlerpaar Nowodworski jedoch privat an der Passage angelegt hat und selbstständig pflegt und gestaltet. […]