Weltflüchtlingstag: Integrationsrat Unna entsetzt über „blindwütiges Dogma der Abschottung“

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Im Mittelmeer gekentertes Flüchtlingsboot, ausgestellt in Assisi/Italien. - Foto Rinke

Heute, am 20. Juni, ist Weltflüchtlingstag. Die Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Unna, Ksenija Sakelšek, nimmt anlässlich dieses Tages Stellung zu der aktuellen Diskussion über eine Reform des gemeinsamen europäischen Asylsystems (GEAS). Sie zeigt sich „entsetzt“.

Am 8. Juni hatten sich die EU-Innenminister auf gemeinsame Positionen verständigt. Die Eckpunkte der Reform lauten wie folgt, so der Integrationsrat:

  • Einführung von Grenzverfahren an den EU-Außengrenzen
  • durch die Fiktion der Nicht-Einreise „haftähnliche Bedingungen während des Verfahrens§, auch für Familien
  • Absenkung der Anforderungen an sogenannte „sichere Drittstaaten”
  • auch „sichere“ Teilgebiete in Herkunftsländern oder Drittstaaten reichen aus, um dorthin zurückgeschoben zu werden.

Ksenija Sakelšek zeigt sich entsetzt:

„Der sogenannte europäische Asylkompromiss lässt den Schutz notleidender und verfolgter Menschen fast vollständig hinter dem blindwütigen Dogma der Abschottung und Abschiebung verschwinden. Ich bin fassungslos, dass Deutschland diese weitgehende Abschaffung des Asylrechts auf europäischer Ebene unterstützt.“

Während anlässlich des Welttags des Flüchtlings am 20. Juni menschenrechtsorientierte Organisationen das Leid von Schutzsuchenden in den Mittelpunkt stellten, planten die Regierungen in der EU, das Elend der Menschen noch zu vergrößern.

„Wohin der Weg führt, zeigen die seit Jahren katastrophalen Zustände in den Flüchtlingslagern der Ägäis, insbesondere in Griechenland: Haftlager, finanziert von der EU, in denen es an allem fehlt, insbesondere auch an ausreichend Nahrungsmitteln und ärztlicher Versorgung.

Auch das Sterben an den Küsten Europas gehört seit langem zur Realität europäischer Asylpolitik. In Abwesenheit legaler Einwanderungsmöglichkeiten bleibt flüchtenden Menschen nur der lebensgefährliche Weg über das Mittelmeer. Angesichts des jüngsten Bootunglücks mit voraussichtlich mehreren hundert Toten vor wenigen Tagen muten die Reformvorschläge der EU besonders zynisch an.“

Ksenija Sakelšek warnt vor dem „einwanderungsfeindlichen Klima„, das durch die neue Gesetzeslage gefördert werde. Geschichte drohe sich zu wiederholen:

„Am 29. Mai jährte sich der rassistische Brandanschlag von Solingen, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, zum 30. Mal. Heute sei unstrittig, dass das Verbrechen in Zusammenhang mit der damaligen Debatte über die Begrenzung von Einwanderung und der Beschneidung des Asylrechts stand. „

Es ist eine Schande, dass drei Jahrzehnte nach der unsäglichen Asylrechtsreform und den rechtsextremistischen Pogromen und Morden nun der Flüchtlingsschutz endgültig zu Grabe getragen werden soll. Es steht zu befürchten, dass heute wie vor 30 Jahren gilt: „Erst stirbt das Recht, dann stirbt der Mensch.“

Der Integrationsrat fordert die Abgeordneten im EU-Parlament auf, die „menschenverachtende Reform des GEAS zu verhindern und sich für einen echten Flüchtlingsschutz einzusetzen“.

Pressemitteilung Integrationsrat Unna / via Stadt Unna

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