Nach tödlichen Schüssen auf Mouhamed (16) „wieder Vertrauen in Dortmunds Polizei aufbauen“

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Gespräch im Haus der Vielfalt beim Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine in Dortmund. Foto: PP Dortmund

Es waren tödliche Schüsse auf einen jungen Afrikaner, die das Vertrauen in die Dortmunder Polizei vor allem bei den muslimischen Gemeinden tief erschütterten.

Nach einer gemeinsamen Stellungnahme mit Forderungen an die Polizei führen einige Organisationen aus der Dortmunder Zivilgesellschaft seit November 2022 einen intensiven Dialog mit der Polizei darüber, wie das Vertrauen in die Polizei gestärkt werden kann.

Anlass für diesen „intensivierten Dialogprozess'“ war der tragische Einsatz am 08. August 2022 in der Dortmunder Nordstadt, in dessen Verlauf der 16-jährige senegalesische Flüchtling Mouhamed Dramé getötet wurde.

Nach teils massiver Kritik an der Polizei erkannten mehrere soziale Träger – darunter Migrantenselbstorganisationen, überwiegend aus der Nordstadt – großen Gesprächsbedarf. Unter anderem waren das der Rat der muslimischen Gemeinden in Dortmund (RMGD) als Vertreter der Islamischen Religionsgemeinschaften in Dortmund. Mit dabei waren außerdem Institutionen, die im Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine (VMDO) organisiert sind.

Man ging „aufeinander zu, um die Kritik von unterschiedlichen Positionen heraus zu analysieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten“, heißt es in einer gemeinsam verfassten Pressemitteilung.

Vertreter von rund 15 Organisationen nehmen an diesem weiterhin andauernden Dialog teil. Polizeipräsident Gregor Lange gründete für diese Zusammenarbeit die Arbeitsgruppe Dialog, die sich aus Beschäftigten aller Direktionen des Polizeipräsidiums zusammensetzt. Als Leiter der AG Dialog benannte er den Leiter des Leitungsstabs, Kriminaldirektor Paul Albers.

Dialog im Dortmunder Fritz-Henßler-Haus. Foto: PP Dortmund

Die Dortmunder Sozialwissenschaftlerin Deniz Greschner moderierte die Gespräche, die beim VMDO im Haus der Vielfalt, im Fritz-Henßler-Haus und im Dietrich-Keuning-Haus stattfanden. „Das Interesse an diesen Gesprächen war auf beiden Seiten von Beginn an sehr groß. Aus dem respektvollen Umgang und den konstruktiven Diskussionen kann jetzt etwas Gutes hervorgehen – was sehr wichtig ist, denn ein weiterhin gutes Vertrauensverhältnis zwischen Zivilgesellschaft und Polizei ist unabdingbar für das Zusammenleben in unserer Stadt“, lautet das erste Fazit der Sozialwissenschaftlerin.

„Es geht darum, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen, dafür eng zusammenzuarbeiten und gemeinsam Perspektiven zu entwickeln“,

sagt Fatma Karacakurtoglu vom 2015 gegründeten Verein „Train of Hope“, der mit unterschiedlichen Angeboten Geflüchtete in der Nordstadt unterstützt, über das Ziel der Gespräche.

Zum Dialog mit den Verbänden sagt Polizeipräsident Gregor Lange:

„Bürgerorientierung und damit auch Bürgernähe sind eine wichtige Voraussetzung für ein starkes Vertrauen in die Polizei. In allen persönlich geführten Gesprächen mit sehr engagierten Menschen aus Migrantenorganisationen in Dortmund habe ich nicht nur Kritik gehört, sondern auch ein starkes Interesse an einem vertrauensvollen Verhältnis zur Polizei gespürt. Die vielen Stimmen und Blicke von außen in die Polizei haben uns in den vergangenen Monaten weit voran gebracht. Für diesen intensiven Dialog und die Angebote der Verbände für eine enge Zusammenarbeit mit uns bin ich sehr dankbar.“

In den bisherigen Gesprächen ging es u.a. um Fortbildung (Antirassismus, Diversität), Netzwerkarbeit in der Nordstadt, Umgang mit psychisch kranken und z. B. durch Flucht traumatisierten Menschen, Erkennen von rechtsextremistischen Haltungen und Racial Profiling.

Die Organisationen stellten dazu ihre Positionen dar. Die Polizei informierte über bereits bestehende Konzepte u.a. in Aus- und Fortbildung. Die Vertreter der Zivilgesellschaft nannten aus ihrer Sicht notwendige Ansatzpunkte zur Veränderung und Weiterentwicklung. Die Netzwerkpartner und die Polizei werden im März 2023 erste Ergebnisse und Vereinbarungen präsentieren.

Ein weiteres Gespräch fand im Dietrich-Keuning-Haus statt.

Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt:

  • So hat das Polizeipräsidium Dortmund unmittelbar nach dem tragischen Einsatz vom 8. August 2022 das neue Gesprächsformat „Talk with a Cop“ in der Nordstadt eingerichtet, um unmittelbar vor Ort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen.
  • Gespräche mit Institutionen der Zivilgesellschaft führt die Polizei zu unterschiedlichen Themen bereits seit vielen Jahren. Anlass für die aktuellen Gesprächsformate sind Kritik an der Polizei und der Einsatz am 8. August 2022, bei dem der 16-jährige geflüchtete Jugendliche getötet wurde. Einen wichtigen Impuls für den jetzt gestarteten Dialog gab eine vom Planerladen koordinierte gemeinsame Stellungnahme von insgesamt 30 zivilgesellschaftlichen Trägern, von denen ein Teil nun in den laufenden Dialog eingebunden ist.
  • Neben den landesweiten Aus- und Fortbildungskonzepten der Polizei NRW zum Umgang mit psychisch auffälligen Personen hat das Polizeipräsidium Dortmund als eine erste Reaktion auf den Einsatz vom 8. August 2022 Dienstunterrichte etabliert, in denen erfahrene Führungskräfte Einsatzkräfte im Umgang mit psychisch auffälligen Personen schulen und sensibilisieren. Seit kurzem informiert die Dortmunder Polizei auf ihrer Internetseite die Bürgerinnen und Bürger mehrsprachig über das behördeneigene Beschwerdemanagement.

An den drei größeren Gesprächsrunden nahmen teil:

Veye Tatah (AfriDO), Doh Formusoh (Africa Positive), Levent Arslan (Dietrich-Keuning-Haus), Manfred Kossack (Stadt Dortmund / Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie), Stefanie Alkier-Karweick (Evangelische Polizeiseelsorge), Leonid Chraga (Integrationsrat der Stadt Dortmund), Kenan Küçük und Zeynep Kartal (Multikulturelles Forum), Tülin Kabis-Staubach und Paulina Freund (Planerladen), Karina Breiling, Sven Borchert und Roland Schulze-Hobeling (Projekt Ankommen), Amir Aletic und Dr. Masen Al Nahlaoui (Rat der muslimischen Gemeinden in Dortmund), Fatma Karacakurtoglu und Selda Ilter-Siarin (Train of Hope), Aysun Tekin (Unternehmen.Bilden.Vielfalt), Matel Ba und Armel Djine (VKII Ruhrbezirk), Saziye Altundal-Köse (VMDO). Diese Institutionen repräsentieren teilweise weitere Vereine und Verbände.

Quelle: Gemeinsame Presseinformation mehrerer Organisationen der Zivilgesellschaft und des Polizeipräsidiums Dortmund

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