Auf Bürgerentscheid folgte Kostenexplosion: Die Eishalle Nordhorn und markante Parallelen zu Unna

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Archivbild der der Eissporthalle Unna. (Foto RB)

Heute in 14 Tagen stimmen die Unnaer Wahlberechtigten ab 16 Jahren zum zweiten Mal über Sanierung oder Aufgabe ihrer Eissporthalle ab. Je näher der Wahlsonntag rückt, desto schärfere Wortgefechte liefern sich Eishallenbefürworter und -gegner in den sozialen Medien.

Vor allem beim Streitthema „Was wird das die Bürger denn nun schlussendlich kosten?“ kommen die unterschiedlichen Lager nicht auf einen gemeinsamen Nenner:

  • Unna.braucht.Eis kalkuliert in seinem Konzept von 2021 mit unter 4 Mio. Euro (3,6 Mio.) für eine grundlegende Wiederertüchtigung der Halle;
  • die Stadtverwaltung Unna kommt hingegen auf über 12 Mio. Euro.

In beiden Preiskalkulationen noch nicht berücksichtigt sind unabwägbare weitere Kostensteigerungen in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Eine ganz ähnliche Diskussion mit interessanten Parallelen zur Eissporthalle Unna wird derzeit im niedersächsischen Nordhorn geführt, ebenso wie Unna eine Kreisstadt mit einer leicht niedrigeren Einwohnerzahl (rund 54.000 – Unna: derzeit rund 58.000). Auch in Nordhorn stellt sich die Frage: Soll die Eissporthalle der Stadt erhalten bleiben oder aufgegeben werden? Und dazu gab es auch in Nordhorn im Jahr 2019 einen Bürgerentscheid – der wie der in Unna klar mit JA ausging.

Und ebenso wie in Unna prognostizieren auch die Planer in Niedersachsen in ihrer aktuellen Studie sprunghaft gestiegene Kosten – statt, wie beim Bürgerentscheid im März 2021, über 6 Mio. rede man jetzt über „12 bis 15 Millionen Euro“.

Das ist die gleiche Summe, auf die auch die Stadtverwaltung Unna für die hiesige Eishalle kommt und die die Hallenbefürworter um „Unna.braucht.Eis“ als „künstlich hochgerechnet“ kritisiert.

Den Sachstand zur Eissporthalle Nordhorn teilt der Landkreis Grafschaft Bentheim auf seiner Homepage aktuell am 28. April 2022 wie folgt mit:

Umfassende Planungsstudie zur Zukunft der Nordhorner Eissporthalle liegt vor

Am heutigen Donnerstag haben Vertreter des renommierten Fachbüros Möller + Meyer aus Gotha im Sportausschuss des Landkreises die umfangreiche Planungsstudie zur Zukunft der Eissporthalle in Nordhorn vorgestellt. Die Präsentation der Studie war eigentlich für den November vergangenen Jahres vorgesehen, verzögerte sich jedoch, da sich weitere Fragestellungen ergeben hatten und weitere Fachingenieure, insbesondere zum Thema Brandschutz, hinzugezogen werden mussten. „Damit liegen nun aber die Fakten auf dem Tisch. Es ist eine Studie, welche die Thematik in wirklich allen erdenklich möglichen Facetten beleuchtet“, so Landrat Uwe Fietzek.

„Die Ergebnisse der Studie will ich jetzt nicht im Einzelnen bewerten.

Aber hinweisen möchte ich auf die veränderte Kostensituation: haben wir zum Zeitpunkt des Bürgerentscheides im März 2021 noch von 6,5 MiO. für die Sanierung gesprochen, reden wir heute über 12 bis 15 Mio. – je nach Ausführung. Die Frage, die nun von der Politik beantwortet werden muss, lautet: in welcher Form und zu welchem Preis soll es künftig Eissport in der Grafschaft geben?“

… Fietzek wies zudem noch einmal darauf hin, dass dieses Gutachten mit Kostenschätzung erst nach dem Bürgerentscheid und nicht eher vorgenommen werden konnte, weil das Ergebnis des Bürgerentscheides abzuwarten war. Darüber hinaus sollten hier auch die Ergebnisse aus den zwei im Juni 2021 durchgeführten Workshops einfließen. Neben Anwesenden aus Kreisverwaltung, Stadtverwaltung und Kreistag waren Teilnehmende des Workshops Vertretende der beiden örtlichen Eissportvereine, der Bürgerinitiative, der GEE sowie des Kreissportbundes.

Zum Hintergrund

Die Zukunft der Eissporthalle in Nordhorn wird seit Ende 2013 in den politischen Gremien des Landkreises diskutiert. Bereits in der Saison 2014/15 zeigten sich größere Probleme mit der installierten Kältetechnik, die mit großem Aufwand behoben wurden. In der Folgezeit wurde über die zukünftige Ausrichtung der seit März 1976 in Betrieb befindlichen Eissporthalle debattiert. Mögliche Betreiber wurden europaweit gesucht. Schließlich wurde mit einer Interessengemeinschaft Eissporthalle Nordhorn (später: Grafschafter Event GmbH – GEE) für die Saisonzeiten von 2017 bis 2020 eine Vereinbarung über einen Probebetrieb geschlossen.

Im Spätsommer 2019 wurden allerdings schwerwiegende Mängel an der Hallen- und Dachkonstruktion festgestellt, die eine sofortige Schließung notwendig machten. Gutachten über die Sicherheit wurden erstellt und im Dezember 2019 vorgestellt. Parallel gründete sich eine Bürgerinitiative, die im November 2019 ein Bürgerbegehren zur Herbeiführung eines Bürgerentscheides vorantrieb.

Die Frage „Sind Sie dafür, dass der Landkreis Grafschaft Bentheim die Eissporthalle in Nordhorn in der zurzeit bestehenden Größe schnellstmöglich saniert?“ ist am 21. März 2021 mit deutlicher Mehrheit positiv entschieden worden.

Der Kreistag hatte im November 2020 unabhängig vom Bürgerentscheid beschlossen, Mittel aus einem Bundesprogramm für die Sanierung zu beantragen. Im Mai 2021 wurden Fördermittel von bis zu einer Million Euro in Aussicht gestellt. Das Antragsverfahren läuft noch. In einer Kreisausschusssitzung im Juni 2021 wurde u.a. die Durchführung einer Grundlagenermittlung und einer sich anschließenden Gesamtkostenschätzung für die Sanierung der Eissporthalle sowie einer Wirtschaftlichkeitsprüfung möglicher Ausschreibungsformen beschlossen.

Die ermittelten Grundlagen sowie die jeweiligen Kostenschätzungen sind zwischenzeitlich durch das Fachbüro Möller + Meyer (Gotha) zusammengetragen und nun in einer Planungsstudie dargestellt worden. Konkret befasst sich diese Studie mit den folgenden drei Varianten:
A) Sanierung unter Inanspruchnahme des Bestandsschutzes ohne Anpassung an aktuelle Vorschriften,
B) Sanierung mit Anpassung an aktuelle Vorschriften und reduzierter Zuschauerzahl (1.448) als Minimalversion,
C) Sanierung mit Anpassung an aktuelle Vorschriften und empfohlenen Anpassungen bei unveränderter Zuschauerzahl (2.700) sowie einem Neubau einer Eissporthalle mit geringerer Zuschauerkapazität (1.000).“

Die Zukunft der Unnaer Eissporthalle entscheidet sich am Sonntag, 15. Mai, beim zweiten Bürgerentscheid über Erhalt oder Aufgabe. HIER können Sie die Argumente der Befürworter und Gegner nachlesen.

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