„Selbsttests in Schulen: quälend, teuer, nicht zielführend“

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„Quälend, teuer, nicht zielführend“.

So urteilt das Bündnis „Laut für Familien“ über die Selbsttests von Schülerinnen und Schülern, die nach den Osterferien an allen Schulen in NRW Pflicht werden sollen. Wir berichteten über die Ankündigung des Schulministeriums.

Geplant sei, dass sich alle Schüler/innen zweimal wöchentlich in der Schule selbst testen, Details würden noch bekannt gegeben. Die Elterninitiative #Laut für Familien nimmt zu den geplanten Testungen Stellung:

„Tests für Zuhause ohne Pflicht!“

Aus Sicht von #Laut für Familien gehört die Durchführung von Selbsttestungen generell nicht in die Schule.

„Stellen Sie sich vor, ein Kind in der Förderschule soll den Test selbst durchführen. Die Kinder in dieser Schulform haben sehr unterschiedliche körperliche oder psychische Einschränkungen.

Aber auch Kinder anderer Schulformen stellt die Testung unter großen psychischen Druck.

Nach einem positiven Testergebnis wird das Kind isoliert und wartet möglicherweise über eine Stunde allein zum Beispiel in der Turnhalle auf seine Eltern. Was löst das in diesem Kind aus? Wie fühlt es sich an, wenn man für die Quarantäne einer ganzen Klasse verantwortlich ist und niemand da ist, der einen in den Arm nimmt? Das ist Quälerei“, kritisiert Nele Flüchter, Gründungsmitglied von #Laut für Familien.

„Bei Testungen in der Schule sind weder Daten- noch Infektionsschutz gewahrt. Alle Kinder im Grundschulalter sollten nach unserer Ansicht dieser Belastung regelmäßiger und anlassloser Tests nicht ausgesetzt werden“, ergänzt Stefanie Seifert vom Bündnis. „Selbsttests bei älteren Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen sollten in jedem Fall freiwillig sein und für die Anwendung zu Hause ausgegeben werden. Nur so können auch der Daten- und Infektionsschutz gewährt und die
Jugendlichen vor Stigmatisierung bewahrt werden.“

Auch das RKI weist darauf hin, dass bei derartige Testungen „noch vor Eintritt in die Kontaktgruppe“ erfolgen sollten.

„Denn die regelmäßige Durchführung anlassloser Tests bei asymptomatischen Personen produziert vor allem viele falsch positive wie auch falsch negative Testergebnisse und ist für den Infektionsschutz mitnichten geeignet.“

Es belaste die Kinder und Jugendlichen über Gebühr und steht darüber hinaus in einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis.

„Sollte eine Testpflicht dennoch eingeführt werden, fordern wir zum einen altersgerechte Spuck- oder Lollytests für die jüngeren Schüler sowie für Förderschüler. Zum anderen müssen diese zur häuslichen Anwendung vor Schulbesuch den
Schülern mitgegeben werden“, so Nele Flüchter.

Sollte sich herausstellen, dass es wenig positive Testergebnisse in den Schulen gibt, ist eine zeitnahe Einstellung der Testung sinnvoll.

Ungleichbehandlung von Schülern und Arbeitnehmern:

Es stelle sich zudem die Frage, warum nun wieder für Schüler/innen strengere Regeln angewendet werden als für Arbeitnehmer/innen. Dies seit bereits in Bezug auf die Maskenpflicht der Fall und wiederhole sich nun bei der Selbsttestpflicht.

„Die meisten Arbeitnehmer unterliegen keiner Testpflicht, für die Lehrkräfte scheint diese Pflicht auch nicht vorgesehen zu sein.“

Es könne auch nicht sein, dass Kinder und Jugendliche fortan in der Schule einer zweimaligen Testpflicht pro Woche unterliegen
und trotzdem nur mit einem weiteren Test Zugang zu einem bereits unter Hygieneauflagen realisierten Sport- oder Freizeitangebot hätten.

„Die Zunahme der Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Wochen wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) bereits erläutert: Eine Testzunahme in der Altersgruppe der Schüler ist ausschlaggebend.“


Präsenzunterricht fortsetzen

Die Durchführung der Testungen in der Schule sei auch deswegen nicht hinnehmbar, weil die wertvolle Präsenzzeit zum Unterrichten und nicht zur Durchführung von Selbsttests genutzt werden müsse.

#Laut für Familien spricht sich für die Fortsetzung des Präsenzbetriebs nach den Osterferien aus. „Dass Ministerpräsident Laschet die Schulöffnungen in Frage stellt, verunsichert die Eltern der ca. 2,5 Millionen Kindern erneut. Von Verlässlichkeit kann hier keine Rede sein“, zeigt sich Stefanie Seifert von der Initiative besorgt. „Die meisten Jahrgangsstufen an den weiterführenden Schulen waren gerade zwei Wochen im Wechselmodell vor Ort. In einigen Städten und Landkreisen wurden der Präsenzbetrieb gar noch in der Woche vor den Osterferien wieder gestoppt.“

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Laut für Familien ist ein Zusammenschluss von Eltern, die eine überparteiliche Lobby für Familien in Deutschland bilden.
Gegründet wurde das Bündnis #LautfürFamili en von Gründungsmitgliedern der Initiative „Familien in der Krise“ und den Mitgliedern der Gruppe „Klage für Bildung“.
„Unser Ziel ist es, die Rechte von Familien und Kindern während der Corona-Krise einzufordern. Als Eltern unterschiedlichster Professionen engagieren wir uns ehrenamtlich, unabhängig und überparteilich für die Bedürfnisse und Rechte von Familien, Kindern und Jugendlichen. Wir setzen uns u.a. für eine differenzierte Offnung von Schulen und Kitas ein, um das Recht auf Bildung,
Kinderschutz sowie Teilhabe und Chancengleichheit und Kinderschutz sicherzustellen. Durch zahlreiche Demonstrationen, Petitionen, Statements sowie Aktionen konnten wir auf die Situation von Familien aufmerksam machen. Daraus resultierten zahlreiche Gespräche mit führenden Politiker/innen aus Bundes- und Landespolitik sowie ein breites Medienecho.“

2 KOMMENTARE

  1. Sehr guter Bericht, volle Zustimmung. Klar und deutlich die Situation geschildert, vor allem zur Testpflicht und Ungleichbehandlung die nicht nachvollziehbar ist

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