Kitas öffnen ab 14. Mai schrittweise für Regelbetrieb – Im Juni kehren alle Kinder an 2 Tagen zurück

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Im Lockdown 2020: Plakat an der Kita in Königsborn - in Vorfreude aufs Wiedersehen. (Foto Privat)

Eine Rückkehr zu einem normalen Regelbetrieb wird es in den nordrhein-westfälischen Betreuungseinrichtungen in diesem Kita-Jahr nicht mehr geben. Familienminister Joachim Stamp (FDP) stellte am Freitagmittag (8. Mai) vor der Presse im Landtag den ungeduldig erwarteten Fahrplan für die Rückkehr in die Kindertagesstätten und die Tagespflege vor. In den parallel laufenden Kommentaren im Livestream der Pressekonferenz zeichnete sich Enttäuschung und Frustration ab: Vielen geht der beschlossene Fahrplan nicht weit genug.

Hier in Stichworten die Kernaussagen aus der Pressekonferenz (11-12.10 Uhr).

Familienminister Stamp erinnert eingangs an die Vorlage zur Wiederöffnung der Kitas und der Tagespflege, die im Schulterschluss mit den anderen Bundesländern erstellt worden war – schon vorige Woche. Er kritisiert, dass sie noch nicht beschlossen, sondern um eine Woche vertagt wurde.

  • Am Donnerstag, 14. Mai, beginnt nach der ausgeweiteten Notbetreuung nun der erste Schritt zurück in den Regelbetrieb. Zugang zu Kitas haben dann laut Stamp:

1. Vorschulkinder mit gleichzeitigem Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabegesetz sowie Kinder mit besonderem Förderbedarf,

2. alle Kinder mit Behinderungen (die heilpädagogischen Kitas sollen dazu unter besonderen Hygienebedingen schrittweise wieder öffnen).

3. Die Kindertagespflege steht ab 14. Mai wieder allen Zweijährigen zur Verfügung. 4.: Alle „Brückenprojekte“ dürfen wieder stattfinden.

5. Von Eltern privat organisierte Betreuung ist ab 14. Mai auch wieder möglich. Sie sollte in kleinen privaten Gruppen so organisiert werden, dass möglichst immer dieselben Kinder zusammenkommen. Die Sozialkontakte müssen alle dokumentiert werden, und die Kinder sollten sich möglichst viel im Freien aufhalten.

„Wir können leider keine komplette Gerechtigkeit erreichen, das tut mir auch ziemlich weh“, bittet der Minister um Verständnis. „Bei der Tagespflege können Sie die Kontakte viel leichter nachverfolgen. Die Gruppen sind viel kleiner.“

  • Am Donnerstag der Folgewoche, 28. Mai, dürfen dann alle Vorschulkinder wieder in die Kita. Sie sollen „einen gewissen kleinen Lebensabschnitt geordnet zum Abschluss bringen. Ich glaube, dass auch kleine Menschen diesen Anspruch darauf haben und dass es auch die entsprechenden Verabschiedungsmöglichkeiten gibt.“
  • Im Juni, voraussichtlich um den 10. 6. herum, sollen dann schließlich ALLE Kinder an zwei Tagen in der Woche wieder in ihre Kitas zurückkehren. Das genaue Procedere und der genaue Termin werde noch mit den Kommunen und den Kitaträgern besprochen. „Wenn jetzt die Studien, die jetzt kommen, ein ganz geringes Ansteckungsgefahr in der Kita erbringen, können wir mehr machen. Liegt sie höher, kann es auch sein, dass wir nur noch einen Aktionstag machen, so dass die Kinder die Möglichkeit haben, sich noch einmal von den Erzieherinnen und den anderen Kindern zu verabschieden.“
  • Zur Vorbereitung des Kitabetriebs NACH der Sommerpause wird eine Studie vorbereitet, bei der mehrere 1000 Kinder getestet werden sollen. Das Ziel sei es, spätestens im SEPTEMBER wieder einen eingeschränkten Regelbetrieb für ALLE Kinder zu ermöglichen. Der Umfang dieser Einschränkungen hänge wie schon die schrittweise Öffnung ab dem 14. Mai stark auch vom Umfang des zur Verfügung stehenden Personals und vom Infektionsgeschehen ab. „Uns ist es wichtig, dass die Fachkräfte, die wir zur Verfügung haben, tatsächlich pädagogisch arbeiten können. Es wäre aber zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, zu sagen, es kann wieder den gesetzlichen Stundenumfang bedeuten.“

Stamp bittet um Verständnis, dass er nicht weiter gehen kann: Das Abstandsgebot sei bei so kleinen Kindern nicht einzuhalten, deswegen könne man nicht so schnell so weit gehen wie bei den Schulen.

Die Eltern, die keinen Anspruch auf Notbetreuung haben und zugleich nicht im Homeoffice arbeiten können, sind nun besonders herausgefordert. Sie müssen versuchen, privat kleine Betreuungsgruppen zu finden. Stamp: „Wir wissen, dass das alles ganz furchtbar ist.“ Deshalb werde man die Situation täglich beobachten und immer umgehend reagieren.

Zum Personal: Bei der Betreuung müsse man zumindest noch in diesem Monat auf die Risikogruppen verzichten: Fachkräfte über 60 und mit Vorerkrankungen. Auch deshalb, so Stamp, könnten erst wenige Kinder zurückkehren. Ebenso wie Lehrkräfte, die unter Risikogruppen fallen, dürfen aber auch solche Fachkräfte in den Kitas freiwillig arbeiten gehen. Es gebe kein Berufsverbot, so Stamp.

Ein Reporter fragt, wieviel Prozent der Kinder in den nächsten Wochen dann zurückkehren werden. Stamp sagt, mit Prozentzahlen tue er sich schwer. Er erlebe sowohl Eltern, die weiter sehr ängstlich seien und kritisieren, dass überhaupt geöffnet wird; andere Eltern möchten sofort die Rückkehr zum Regelbetrieb. Er geht vorsichtig davon aus, dass 40 bis 50 Prozent der Kinder bis zum Ende des Kitajahres zurückkehren.

Stamp unterstreicht noch einmal: Es gehe bei der Wiederöffnung der Betreuung NICHT nur um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Es geht darum, dass die Kinder etwas lernen, mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen. Entwicklungspsychologen warnen, dass dauerhafte Schäden entstehen, wenn dieser Kontakt nicht gewährleistet wird. Das gilt vor allem für Einzelkinder.“

Mehrere Reporter hinterfragen abschließend kritisch die Prioritätensetzung des Landes: Gastro darf ab Montag wieder öffnen, mit vielen unterschiedlichen Menschen in einem Raum, alle Läden sind auf, bei Kitas geht NRW hingegen so langsam vor?

Stamp wiederholt, dass eine Woche eben verloren gegangen ist (der Beschluss zur schrittweisen Wiederöffnung wurde zu seinem Unverständnis vertagt), dazu weist er auf die zahlreichen Einzelaspekte hin, die noch geklärt werden müssen zwischen Land, Kommunen, Trägern...

Seine Fachabteilung werde jetzt (wieder) das Wochenenende durcharbeiten und am Montag eine umfassende Fachempfehlung herausgeben. Dann bestehe auch Rechtssicherheit. Und die betreffenden Einrichtungen könnten bis zum Donnerstag planen. Stamp betont: Anders als bei den Schulen ist das Land nicht Arbeitgeber der Erzieher/innen und muss deshalb stets enge Abstimmungen mit den Trägern/Kommunen vornehmen.

 

 

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