Unna am 20. April, Tag 1 nach dem vollständigen Corona-Lockdown. Die Innenstadt ist am frühen Nachmittag deutlich belebter als in den vier Wochen zuvor.
Sie ist nicht „voll“, das wäre übertrieben ausgedrückt, doch beim Bummel von der Massener Straße über den Alten Markt und weiter die Bahnhofstraße hinunter könnte man heute den Eindruck gewinnen, es wäre ein völlig normaler sonniger Frühnachmittag in einer netten nicht übermäßig betriebsamen Mittelstadt, die sichtlich und spürbar mal ein neues Pflaster gebrauchen könnte. Dies nur nebenbei.
Die meisten Einzelhändler in der Unnaer City haben nach der vierwöchigen Zwangsschließung heute gleich den ersten Tag zur Wiederöffnung genutzt. Die meisten, nicht alle.
Nicht alle dürfen auch oder können bereits. Es müssen ja Hygiene- und Abstandskonzepte gewährleistet sein.
So dürfte Weltbild seit heute eigentlich wieder die Türen aufschließen, informiert jedoch per Aushang darüber, dass erst noch die nötigen Sicherheits- und Schutzmaßnahmen getroffen werden müssten.
Tedi und Ernsting´s Familiy sind geöffnet, Woolworth (noch) nicht, auch C&A nicht, Moden Kroes und generell fast alle Modeanbieter ebenfalls.
- Eindrücke in Bildern – alle Fotos copyright Rundblick Unna
Was auffällt heute, was anders ist (auch anders als in den letzten vier Wochen): Man begegnet immer mal wieder Passanten, meist älteren, mit Mund-/Nasenschutz. Die „Maske“ ist in NRW (noch) keine Pflicht, wird jedoch „dringend empfohlen“, wobei die ersten NRW-Städte wie Dorsten und Münster heute bereits ihre eigene Maskenpflicht verordnet haben. In den Unnaer Geschäften sieht man auch zum Teil Masken an den Mitarbeitenden, längst allerdings nicht in jedem. Vereinzelt haben Ladeninhaber für die Kunden Flaschen mit Desinfektionsmitteln und Papiertücher bereit gestellt.
Woran man sich nicht gewöhnen kann und mag, ist, dass die Kinderspielgeräte in der Bummelzone, auch die, auf die sowieso nur ein einzelnes Kind passt, weiter strikt coronaregelkonform abgeflattert sind. Ebenso wie inzwischen auch der Eselsbrunnen auf dem Alten Markt oder das Sitzpodest an der Ecke Markt/Wasserstraße.
Entschieden nicht normal ist es schließlich auch an einem solchen Bilderbuchfrühlingstag, dass kein einziger Cafétisch draußen steht und dass auch drinnen in den Cafés und Restaurants niemand sitzt, da die strikte Coronaverordnung vom 18. März nicht für alle Branchen gelockert wurde. So auch nicht für die Gastronomie. Lediglich Abholen und Liefern ist auch weiter erlaubt.
Eis auf die Hand hätte auch das Eiscafé Venezia auf der Massener Straße trotz des Lockdowns seit dem 18. März weiter anbieten können, genauso wie es seither die Kuh Bar auf dem Alten Markt tut. Venezia schloss aber zunächst, um morgen, an Tag 2 des Lockdowns, entsprechend eingeschränkt wieder zu öffnen.
Schließlich wirkt es alles andere als normal, durch eine Fußgängerzone zu schlendern, in der zwar winzigste Lädchen geöffnet haben, nicht aber große wie das Kaufhaus Schnückel und Intersport Leiendecker. Diese sind zu groß, um öffnen zu dürfen, sie haben mehr Verkaufsfläche als die 800 qm, die die Landesregierung als Limit angesetzt hat, und sie bieten zugleich weder Möbel noch Autos noch Bücher noch Fahrräder an, um von der Sonderöffnungsregelung profitieren zu können. Also muss die Kundschaft weiter draußen bleiben.
Das Wohnzentrum Zurbrüggen an der Feldstraße profitiert von diesem NRW-Alleingang in Sachen Möbelhäusern. Elektro Berlet im selben Gebäude muss geschlossen bleiben – der Elektronikfachmarkt ist zu groß und bietet kein „Sondergenehmigungssortiment“. Der ultimative Ansturm auf das Einrichtungshaus ist an diesem Nachmittag 1 nicht zu beobachten, der Parkplatz ist zwar recht gut gefüllt, über 300 Parkplätze sind jedoch gegen 16.30 Uhr noch frei. Da ist gegenüber auf dem Baumarktgelände deutlich mehr los.
Am Eingang von Zurbrüggen wachen Sicherheitsmitarbeiter mit Mundschutz darüber, dass die Kunden den Abstand einhalten, Einkaufswagen werden desinfiziert, es geht entspannt zu. Ob das auch weiter so bleibt, wollen Land und Bund nun zwei Wochen beobachten – um dann ab Mai entweder weitere Lockerungsübungen zuzulassen, alles auf neuem Stand einzufrieren oder aber die neuen Freiheiten wieder einzukassieren – je nachdem, wie sich die Infiziertenzahlen bis dahin weiter entwickelt haben. An diesem Tag 1 nach dem Lockdown, am Montag, 20. April, verkündet die Kreisverwaltung nur einen einzigen Neuinfizierten im gesamten Kreis Unna – Rekordtief seit Beginn der Testungen. Komische Zufälle gibt´s.
[…] in kleineren Städten wie Unna (wir berichteten in einer Reportage), Schwerte oder Lünen herrschte direkt am Tag 1 der Corona-Lockerungen wieder sichtlicher Betrieb. […]