Von einem „heillosen Durcheinander“ an Zuständigkeiten spricht Bürgermeister Dirk Wigant (CDU), von der „Wurst, die den Händlern hingehalten wird“, spricht Thomas Schäfer vom Einzelhandelsverband in Bezug auf „Click and Meet“. Und von zunehmend schärferem Ton den Ordnungsdienst gegenüber weiß die Leiterin des Unnaer Ordnungsamtes, Heike Güse, zu berichten.
„Wie die Stadt Unna mit Corona umgeht“ war das Thema einer Pressekonferenz am Gründonnerstagvormittag (1. April), welches die Stadt kurzfristig am Morgen noch als Videokonferenz anbot und somit zügig auf unsere Kritik an der vorgesehenen Präsenzveranstaltung reagierte.
Seit Mittwoch, 31. März, gilt im Rahmen der Corona-Notbremse fürs Kreisgebiet und somit auch für die Kreisstadt bekanntlich „Click and Meet“ kombiniert mit vorgelegtem negativem Coronaschnelltest.
Dieser gilt quasi als „Eintrittskarte“ fürs Geschäft. Ausgenommen ist der tägliche Bedarf wie Lebensmittel und Drogerien.
„Für diese Testungen brauchen wir natürlich genügend Kapazitäten“, sagte Bürgermeister Wigant. Im Innenstadtbereich seien bisher noch nicht ausreichend Schnellteststellen geschaffen worden, und es herrsche zudem offensichtlich noch große Unsicherheit bei vielen Bürgern darüber, wie das denn jetzt konkret mit dem Shoppen nach Termin und Testung abläuft.
Wigant: Brauchen weitere Teststellen
Bisher bietet zentral in der City lediglich die Ring-Apotheke von Dr. Coen an der Bahnhofstraße Schnelltests an.
An der Eisssporthalle ist am vergangenen Donnerstag wie berichtet ein Schnelltestzentrum mit Kapazität für 800 Tests pro Woche geschaffen worden. Für die Terminbuchung dort benötigt man derzeit einen Tag Vorlauf, so der Bürgermeister.
Hier geht es zur Terminbuchung
Am Dienstag nach Ostern, dem 6. April, wird laut Wigant als weitere Teststelle die Eulen-Apotheke an der Hertinger Straße an den Start gehen.
„Es kann sich grundsätzlich jeder aus der Privatwirtschaft als Teststelle bewerben“, unterstreicht Dirk Wigant, „zuständig dafür ist das Kreisgesundheitsamt. Bei der Stadt muss der Tester ein Hygienekonzept einreichen. Wird das genehmigt, kann er als offizielle Schnellteststelle starten.“
Um den Besuchern der Fußgängerzone einen Überblick über die Schnelltestmöglichkeiten im Stadtbereich zu bieten, ließ die Stadt Unna kurzfristig 50 Plakate drucken, die heute in der Innenstadt aufgehängt werden und Orientierung bieten sollen. 50 zunächst deshalb nur, weil möglicherweise (was die Stadt sich wünscht) noch weitere Teststellen hinzukommen.
Click and Meet und jetzt noch zusätzlich mit Test – lohnt sich das eigentlich für die Händler?
Thomas Schäfer vom Einzelhandelsverband bezeichnete die Möglichkeit des „Click and Meet“ – Shoppen mit vorheriger Terminbuchung – in der Videokonferenz am Vormittag offen heraus als „Wurst, die den Händlern hingehalten wird“ und die generell nichts an den gravierenden Problemen des Einzelhandels durch den anhaltenden Shutdown ändert.
„Für viele Läden ist es wenigstens eine Alternative“, räumte Schäfer ein.
Doch die bisherigen Erfahrungen auch in der benachbarten Großstadt Dortmund zeichneten ein eher ernüchterndes Bild. „Es kommen einige wenige Kunden; es lohnt sich für die meisten Händler nicht, dafür ihre Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zu holen. Wenn jetzt noch der Test dazukommt, ist das für die Kunden doppelter Aufwand.“
Gleichwohl, „es werden wohl auch in Unna einige versuchen.“
Terminbuchen fürs Shoppen: in Unna generell direkt an den Geschäften möglich
Während man für den Schnelltest einen Termin abmachen muss, kann man sich fürs anschließende Shoppen – zumindest in Unna – direkt in den Läden auch ohne Termin in die Liste eintragen lassen.
Das wusste Ordnungsamtleiterin Heike Güse verbindlich zu berichten: „Die Bezirksregierung Arnsberg hat diese Form des ,Click and Meet´ auch genehmigt.“ Wichtig zu wissen, in großen Zentren (wie auch bei Ikea) ist das „einfach hingehen“ nicht möglich, dort muss man sich vorab online anmelden und bekommt einen QR-Code.
In Unna, sagten Heike Güse und Dirk Wigant, wolle man es den Händlern möglichst einfach machen.
Wie läuft das nun konkret ab mit den Schnelltests fürs Shoppen?
Wie schon ausführlich in einem gesonderten Rundblick-Artikel erläutert, verlangt der Gesetzgeber als „Eintrittskarte“ für Geschäfte jenseits des täglichen Bedarfs einen tagesaktuellen Coronaschnellstest. Die in Drogerien und Discountern verkaufen Selbsttests sind nicht zulässig.
Der Schnelltest muss also nach vorheriger Anmeldung in einer ausgewiesenen Schnellteststelle gemacht worden (Apotheken, Arztpraxen oder eben Testzentren). „Mindestens einer pro Woche“ steht jedem Bürger laut Landes- und Bundesverordnung kostenlos zu. Allerdings hänge das immer auch von der Verfügbarkeit ab.
Die Bescheinigung über den Test wird ausgedruckt und/oder direkt aufs Handy gespielt. 24 Stunden lang kann der-/diejenige dann mit dieser „Zutrittskarte“ in Bekleidungsgeschäften, Baumärkten etc. shoppen gehen.
Fällt der Test positiv auf Corona aus, wird dieser Befund nicht von der Teststelle aus ans Gesundheitsamt gemeldet. Statt dessen ist Eigenverantwortung gefragt: Der positiv Erstgetestete soll das Ergebnis so schnell wie möglich mit einem PCR-Test abklären lassen und sich, bis das Ergebnis vorliegt, freiwillig in Quarantäne begeben. So heißt es in der Verordnung des Landes.
Wichtig: Auch bei schon vollzogener Impfung, egal ob Erst- oder Zweitimpfung, muss ein negativer Schnelltest vorgelegt werden. Vollständige Impfung ersetzt keinen Test.
Pandemie-Müdigkeit auch in Unna: „Der Ton wird schärfer“
Ebenso wie bundesweit sind die Bürger auch in Unna zunehmend „pandemie-müde“. Das beobachtet Ordnungsamtsleiterin Heike Güse seit einiger Zeit deutlich. „Der Ton unseren Mitarbeitern gegenüber wird schärfer.“
Etwa, wenn an den ersten fast sommerlich warmen Tagen wie dem gestrigen Ordnungsdienstler die Passanten in der Fußgängerzone auf die dort herrschende Maskenpflicht hinweisen. Da komme es zunehmend zu ungeduldigen und gereizten Reaktionen.
Zur Maskenpflicht an frischer Luft in der Bummelzone, rechtfertigt Bürgermeister Wigant den Schritt, habe man sich gleichwohl entschieden, nachdem das Land in seiner Coronaschutzverordnung ohnehin die Maskenpflicht „im Umkreis von 10 Metern vor Geschäften“ verfügt habe.
Es sei jedoch nicht geplant, nun zusätzlich noch (wie es andere Städte bereits tun) weitere Frischluft-Maskenpflichtzonen auszuweisen, etwa den Bornekamp oder den Kurpark.
Die Streifen des Ordnungsamtes sind laut Heike Güse aktuell täglich von 8 bis 20 Uhr in drei Schichten unterwegs, an Feiertagen und Wochenenden („wenn Jugendliche abends lange unterwegs sind“) auch bis 22 Uhr.
Bislang hat die Stadt Unna aufgrund Coronaregelverstößen knapp 60 Bußgelder verhängt.
[…] UPDATE – am Donnerstagmorgen kam ohne weitere Kommentare die Einladung zu einer Video-Pressekonferenz. Sie wurde störungsfrei abgehalten. […]
[…] werben Städte und Politik um möglichst rege Wahrnehmung des Schnelltestangebotes, für das zum Beispiel die Stadtverwaltung Unna am Gründonnerstag eigens Hinw…und für die Einrichtung weiterer Teststellen […]