Die Eröffnung des Einkaufs- und Erlebniscenters „Mühlencenter“ auf dem Mühle Bremme-Gelände hinter der Unnaer Post steht zwar erst für die erste Jahreshälfte 2022 an. Dennoch befindet sich einer der Ankermieter „FitX“ bereits im Warm Up, zeigt den neuen Standort Unna bereits auf der Unternehmenshomepage an.
Die bundesweit vertretene Fitnesskette bezieht wie berichtet in dem modern gestalteten Glasbau die obere Etage. Im Erdgeschoss zieht ein moderner großer Edeka ein, flankiert von einem Drogeriemarkt (Rossmann zieht von der Bahnhofstraße um).
FitX gibt es seit Ende 2009. „Seitdem sind wir schnell gewachsen und bundesweit mit zahlreichen Studios vertreten“, stellt sich die Kette auf ihrer Website vor.
In den letzten Monaten wurde das wuchtige Industriegebäude mit dem markanten Turm Stück für Stück abgerissen. Stehen blieb die historische Villa, die im Rahmen der Gesamtplanung für Dienstleistungen vorgesehen ist.
Das Mühlencenter Unna – was ist geplant?
Für rund 25 Millionen Euro will die Ten Brinke Group das Areal am nördlichen City-Entrée zu einem attraktiven, topmodernen Einkaufszentrum entwickeln.
Das Erdgeschoss wird ein Edeka-Markt beziehen, einer der ganz neuartigen Generation: offen, licht, bewegte Großflächen – es gibt in ganz Deutschland bisher erst vier dieser Super-Supermärkte, betonte Projektentwickler Peter El-Dessouki bei der Vorstellung der ambitionierten Pläne im März 2019 im Rathaus.
Laut Baudirektor Michael Ott gilt es die „Zentrumsqualität zu steigern“, konkret die Attraktivität der Fußgängerzone an der nördlichen Tangente. Die Industriekulisse, die bisher das nördliche Fußgängerzonen-Entrée prägten, weichen einem eleganten zweigeschossigen Baukörper, dessen ovale Form dem Busbahnhof einen Steinwurf entfernt nachempfunden ist.
„Der lichte, helle Eingangsbereich bietet Sitzmöglichkeiten für Cafés und hochwertige Gastronomie“, hieß es bei der Vorstellung der Planungen. Einzelne kleinere Läden (Deko, Textilien) ergänzen ein neuartiges Supermarkt-Konzept mit bewegten Großflächen (vergleichbar mit offenem Wohnen ohne Türen): So haben z. B. Supermarkt und Drogeriemarkt fließende Übergänge auf einer Fläche an Stelle enger Gänge und trennender Türen.
„Märkte dieses Konzepts gibt es bisher erst vier in ganz Deutschland“, erklärte Peter El-Dessouki: drei in Düsseldorf, einen in Bottrop. Die Ansiedlung dieses Top-Edekas gilt als sicher: „Wir sind uns einig.“
Ins Obergeschoss zieht wie berichtet FitX ein. Zunächst avisierte Unterhaltungselektronik ließ sich aufgrund der Marktlage in Unna nicht realisieren, gab der Projektentwickler bei seinem letzten Auftritt vor der Unnaer Lokalpolitik seinen sichtlich enttäuschten Zuhörern zur Kenntnis.
Die Parkplätze, 350 an der Zahl, werden auf dem Dach angeordnet und über eine Rampe erreichbar sein. Die Warenanlieferung durch Lkw läuft über eine separate Zufahrt: Sie kommt sich daher nicht mit den Pkw-Kundenverkehren ins Gehege, versichern die Planer der Stadt zusammen mit Architekt Michael Deterding und Investor El-Dessouki.
Die Villa auf dem Gelände steht unter Denkmalschutz und wird NICHT abgerissen, unterstrich Michael Deterding ebenso wie der Investor immer wieder. Das historische Gebäude soll mittels einer Glasspange mit dem Neubau verbunden werden.
Für das Postgebäude selbst gibt es ebenfalls mittlerweile Ideen einer geänderten Nutzung, da sich die Postfilialen in den Innenstädten allgemein verkleinern.
Ein heikler Punkt der ehrgeizigen Neuentwicklung ist die Verkehrsfrage: Aufgrund des sensiblen Standorts an diesem ohnehin schon hoch frequentierten Knotenpunkt wurden gleich zwei Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben – das eine ist von 2016, „das jetzige Konzept ist taufrisch“ erklärt Peter El-Dessouki. Es kommt gleichwohl zum gleichen Fazit wie das 2016er-Gutachten: schwierig – aber machbar.
Das Mühlencenter Unna – was sagt die Politik?
Ein Beitrag für eine attraktive, lebendige Innenstadt, das Mut verdient habe statt Bedenkenträgerei: SPD, CDU, FDP wie Freie Liste Unna (FLU) begrüßen das geplante „Einkaufs- und Erlebniscenter“ als lange erwartete Chance für die Neuentwicklung der Brache am nördlichen City-Entrée. Die Bündnisgrünen stimmten dagegen.
Die CDU hielt in ihrer Positionierung für den Baubeschluss im November 2019 auch die Verkehrslösung für schlüssig, sie werde die bisherigen Knotenpunkte entzerren, glaubt sie (Stichwort Stau am Kreishauskreisel). Fraktionsvorsitzender Rudolf Fröhlich stellte fest:
„Die Entwicklung der Mühle-Bremme ist für die CDU-Fraktion wichtig, da sie einen Beitrag für eine attraktive und lebendige Innenstadt darstellt. In Unna haben wir bisher das Glück, dass wir keine großen Leerstände in der Innenstadt haben wie in vergleichbaren Städten um uns herum. Denn es ist jeweils Angelegenheit der privaten Eigentümer und Interessen von möglichen Pächtern. Als Politik lässt sich hierbei nur ein Rahmen festlegen, um zwar Wettbewerb zu fördern, aber gleichzeitig nicht einzelhandelsschädlich zu agieren.
Das Projekt Mühle-Bremme steht im Einklang mit dem aktuellen Einzelhandelskonzept, das erst vor wenigen Monaten beschlossen wurde. Die CDU-Fraktion glaubt auch, dass mit der neuen Verkehrsführung am Ringtunnel eine Lösung für die verkehrliche Entzerrung gefunden ist.
Die Verbindung zwischen dem Neubau und dem Fußgängertunnel am Königsborner Tor stellt eine Aufwertung des gesamten Gebietes dar und bildet einen attraktiven nördlichen Eingang zur Innenstadt.
Für unsere Städte ist von hoher Bedeutung, einen starken lokalen Einzelhandel zu haben.“ Dass nicht Wohnungen darauf gebaut werden, kommentierte die CDU wie folgt: Es ist allen im Rat bewusst, wie der Wohnungsmarkt sich in Unna darstellt und wie Unna dem entgegentreten will. Dies gilt auch insbesondere für den preisgebundenen Wohnungsbau.“
Für die Freie Liste Unna (FLU) argumentierte Klaus Göldner wie folgt für das „Mühlencenter“:
„Für Saturn und Co. scheint Unnas Innenstadt keinen fruchtbaren Boden zu bieten. Seit Jahren hofft Unna auf eine positive Entwicklung der ehemaligen Mühle. Dazu braucht es mutige Menschen mit Plänen und Kapital. Wenn der Investor an sein Vorhaben glaubt, bleibt der Politik lediglich die Prüfung der städteplanerischen Verträglichkeit.
Gefordert ist Mut statt Bedenkenträgerei für die Entwicklung der Mühle Bremme. Risiken einer Ansiedlung auf dem Mühle-Bremme-Gelände sind gegeben, aber Unna und die Investoren sollten sie eingehen.
Geben wir dem Mühlen-Center doch eine Chance und etwas Zeit. Gegenüber dem Ist-Zustand kann sich die Situation doch nur verbessern.“