„Aus der Seuchenhochburg“ – Schmallihaus-Mitarbeitende beschimpft, beleidigt, angefeindet

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Große Solidarität wie hier mit der "Street Art"-Kunst der kleinen Julia an der Zufahrt am Hirschberg freut sich Mitarbeitenden des Schmallenbachhauses sehr. Doch leider gibt es auch eine sehr unschöne Kehrseite. (Foto Schmallenbachhaus Fröndenberg)

„Einige Mitarbeiter und Bewohner unserer Einrichtungen sind infiziert.
Ja – das ist schlimm, sogar eine Katastrophe!“

Aber,  so betont das Team des Fröndenberger Schmallenbachhauses: Dies kann und darf kein Grund sein, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Heimweg beim Tanken beschimpft, beleidigt und bepöbelt werden – genau das passiert aber leider.

In einem öffentlichen Appell bittet das „Schmalli“-Team eindringlich um Solidarität in dieser Zeit, die für alle schwer ist, aber noch ungleich schwerer und enorm belastend für die Pflegekräfte „an der Front“.

„Wir wissen, dass das alles  nicht nur bei unseren Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern Unruhe und Sorgen auslöst, auch für die Bürger ist das eine insgesamt bedrückende Situation.

Aktuell stehen unsere betroffenen Einrichtungen zur Eindämmung und zum Schutz der Mitarbeiter und Bewohner unter Quarantäne.

Unsere Mitarbeiter aus den betroffenen stationären Einrichtungen bewegen sich derzeit nur zwischen dem Zuhause und der Arbeit, alles unter strikter Einhaltung aller Quarantäne-Vorschriften.
Wir tun aktuell alles, was wir können, um diese Situation zu bewältigen und arbeiten mit Hochdruck und am Limit.

Wir möchten aber auch betonen, dass nicht alle unsere Einrichtungen und Bereiche betroffen sind.

Und dennoch werden unsere Mitarbeiter aus dem ambulanten Dienst – die nicht unter Quarantäne stehen, da sie KEINEN Kontakt zu den Mitarbeitern aus unseren vollstationären Einrichtungen haben –  auf dem Heimweg beim Tanken, beschimpft und beleidigt –

das geht eindeutig zu weit.

Wir geben tagtäglich alles und einige Bürger verhalten sich so unsolidarisch – sehr bitter!

Es lastet ohnehin ein enormer Druck auf den Schultern der Pflegekräfte und zu diesen Zeiten, ist der Druck noch so viel höher, dass es kaum in Worte zu fassen ist.

Und genau deshalb möchten wir uns nicht auf diese unsolidarischen Ausnahmen beschränken, denn davon geht es uns und unseren Bewohnern auch nicht besser.

Wir haben vielen kraftschöpfenden Beistand von vielerlei Seiten. Weshalb wir versuchen, nur die Mut-machenden Seiten zu sehen… die bei denen uns Menschen, die wir, nicht mal persönlich kennen, Hilfe anbieten, uns Briefe schreiben oder mit Tipps zur Seite stehen. Angehörige, die uns Überraschungen machen, Unternehmer und andere viele Menschen, die uns ihr Mitgefühl ausdrücken.

Das Engagement des Teams und all denen, die einen Teil zur „Schmalli-Familie“ beitragen, der Optimismus diese Krise zu bewerkstelligen und auch den Mut, offen zu sagen: OK! Stopp! Wir sind an unserer Grenze! Wir brauchen Hilfe!

– genau das und nur das nennt man Zusammenhalt und Solidarität!
Zu unserer kleinen „Schmalli-Familie“ gehört jeder der, egal in welchem Umfang, zum Wohl unserer Bewohner und Mitarbeiter beiträgt.

Wir und alle Mitarbeiter in der Pflege leisten gerade Übermenschliches.
Wir machen unsere Arbeit jeden Tag aufs Neue mit Herz, weil da Menschen sind die uns brauchen – die uns vertrauen! Die uns wichtig sind, das ist ganz bestimmt nicht nur irgendein Job!
Dennoch und vielleicht auch gerade deswegen muss man aber einfach mal die Kehrseite zeigen und sagen, dass wir leider nicht nur mit dem Mut machenden Feedback beglückt werden.

Viele werden angefeindet. Auf offener Straße. Auf dem Weg zur Arbeit. Auf dem Weg, Hilfe zu leisten. Und vor allem auf dem Weg in dieser Zeit, ihren besten Beitrag zu leisten. Und nicht mal Mitarbeiter, die nicht mal in den betroffenen Einrichtungen arbeiten, bleiben verschont!

Wer jetzt also ernsthaft der Meinung ist, man solle sich schämen, nach der Arbeit zu tanken, wenn man nicht unter Quarantäne steht und nicht mit infizierten Personen in Kontakt tritt, weil man „in der Seuchenhochburg arbeitet“, der hat auch ganz offensichtlich nicht verstanden, dass an der Belastungsgrenze gearbeitet wird unter wirklich harten Bedingungen und man nur mit einem vollen Tank den Weg zu dieser absolut hochachtungsvollen Arbeit bewerkstelligen kann!

Und wir geben trotzdem jeden Tag alles, den Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sie bestmöglich zu versorgen und alles zu tun, um diese Krise zu bewerkstelligen.

Wir appellieren also an alle Mitbürger: Bitte achten Sie immer und vor allem in dieser schweren Zeit aufeinander, helfen Sie anderen und vor allem: Lassen Sie uns weiter anderen helfen – die helfenden Hände gibt es nicht im Überfluss.“

1 KOMMENTAR

  1. Diese Pandemie macht sehr deutlich, wie geistig arm manche Menschen sind! Es erinnert einen zwangsläufig an tiefstes Mittelalter und an eine Hexenverfolgung, wenn Pflegekräfte aufgrund ihrer Tätigkeit beschimpft und beleidigt werden und wenn ihnen, wie in den Medien zu lesen war, in Berufskleidung der Zutritt zu Cafés / Tankstellen pp. verwehrt wird. Die Krise trennt die Spreu vom Weizen und zeigt das wahre Ich vieler Menschen auf. Ich kann für mich sagen, dass ich ALLE bewundere, die im medizinischen Bereich und in den sog. systemrelevanten Berufen ihr Letztes geben! Wer diesen Menschen keinen Respekt zollt, der sollte sich konsequenterweise auch nicht an sie wenden, wenn er an dieser Seuche erkrankt.

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