Sie traten an, um im neuen Unnaer Einkaufszentrum „ganz Unna mit goldgelben Fritten zu versorgen“. Nach nur 8 Monaten war der Ofen buchstäblich schon wieder aus.
Die „Frittenküche“ in der Neuen Mühle, bis dato der einzige Gastronom im noch nicht einmal zwei Jahre jungen Unnaer Einkaufszentrum, schloss im Oktober vorigen Jahres nach einem kurzen Gastspiel. Zu den Gründen befragt, kündigte der Betreiber gegenüber unserer Redaktion eine Rückmeldung an und meldete sich nie wieder.
Jetzt ist die Ecke im weitläufigen Foyer gegenüber Edeka Schulz wieder leer. Über die Frage, ob noch einmal ein Nachfolger dort eröffnet, darf weiter spekuliert werden.
Unnas junges Einkaufszentrum, das Bürgermeister Dirk Wigant seinerzeit als „fantastischen Gewinn für die Innenstadt“ feierte und Kritiker öffentlich maßregelte, steht damit anderthalb Jahre nach seiner Eröffnung im Juli 2022 weiter ohne gastronomisches Angebot da.
Das fehlende Gastro-Angebot ist eine von zwei großen Baustellen des ambitionierten Einkaufszentrums neben der Post.
Die andere ist die nach wie vor unzureichende Auslastung der beiden Parkdecks, deren 316 Stellplätze auch 18 Monate nach der Eröffnung im Durchschnitt nur zu einem Drittel belegt sind.
Ausgelastet war das Parkhaus bislang erst an einem Wochenende – bei der Festa Italiana im Mai vorigen Jahres.
Die einzige Gastronomie in der Neuen Mühle war bislang die Frittenküche, die mit speziellen Pommes Frites-Kreationen am 1. Dezember vorigen Jahres in der Neuen Mühle an den Start gegangen war. Sie hatte im Erdgeschoss im Foyer links neben dem Edeka-Eingang eine Filiale eröffnet.
In den sozialen Medien wurde das neue lukullische Angebot begeistert willkommen geheißen. Doch die Begeisterung für ungewöhnliche Pommes-Kreationen war bei den Unnaern offenbar nicht groß genug.
Dem Einkaufszentrum, das der Erstinvestor Ten Brinke auf dem früheren Industrieareal der Mühle Bremme für 27 Millionen Euro errichtete, fehlt auch zu Beginn seines zweiten vollen Jahres weiterhin ein Gastro-Angebot da – abgesehen von der Bäckerei gegenüber Edeka, die in dem weitläufigen Foyer etwas verloren wirkt.
Schon seit Eröffnung der Neuen Mühle wird zudem vergeblich ein „tagesfüllendes Gastronomieangebot“ für das gläserne Erdgeschoss-Rondell unter FitX gesucht.
An den Schaufenstern locken weiterhin die Werbeplakate mit der Verheißung „Viel Raum für Ihren Traum“. Als Ansprechpartner zeichnet dort weiterhin der damalige Projektentwickler von Ten Brinke verantwortlich.
So ist das, wenn Provinzpolitiker regelmäßig auf die Versprechungen von Investoren reinfallen. Aber sie lernen es nicht…
Von Königsborn kommend, hat man immer den Eindruck, als habe ein Kreuzfahrtschiff angelegt. Der Eingang zum Edeka, macht den Eindruck als käme man in eine nicht gut ausgeleuchtete Bahnhofshalle und so war es auch bei dieser Fritten-Schmiede. Hier hätte man sich etwas mehr Privatsphäre gewünscht, anstatt im Eingang auf dem Präsentierteller zu sitzen. Man wird dort auch keine alternative finden, ebenso, wie das rundum sorglos Paket, was sich die Stadt offensichtlich wünscht. Frühstück, Mittagstisch, Abendessen und ggfs. noch Kaffee und Kuchen ab 15:30 Uhr. Das ist unter den heutigen Gegebenheiten nicht realisierbar, zumal hier bereits mit China City, einem türkischen Restaurant und dem Italiener am Rathaus ausreichend Gastronomie vorhanden ist. Niemand wird dieses Risiko eingehen und dort etwas eröffnen. Geht man auf den Edeka zu, kommt man sich fast vor, wie auf einer Promenade, Bauart 80er. Es rauscht, kommt aber nicht von irgendeiner Brandung. Was sich Rossmann, Deichmann und Woolworth gedacht haben, hier einen Standort zu eröffnen, erschließt sich wahrscheinlich lediglich den für die Unternehmen zuständigen Marketing-Abteilungen. Rossmann/Deichmann geben zentrale Standtorte in der Innenstand auf und Woolworth offensichtlich der vollen Überzeugung eine weitere Filiale in Unna zu eröffnen. Edeka bietet dort auch nicht wesentlich mehr, als das Angebot, was man z.B. in Königsborn an der Kamener Straße bekommen kann. Parkmöglichkeiten einmal außen vor gelassen. Dieses Parkhaus ist vollkommen überdimensioniert für Unna. Ich bin jetzt nicht der Parkhausgegner und parke gerne am Neumarkt in der Tiefgarage. Von dort kann man eigentlich alles erreichen. Über die aktuellen Preise kann man natürlich streiten. Die neue Mühle wird sich nicht entwickeln. Ich gehe davon aus, dass die Entscheidungen der dort angesiedelten Filialen eine falsche waren. Wenn ich vergleiche, was z.B. in Königsborn für eine Frequenz herrscht, diese mit dem Edeka in der neuen Mühle vergleiche, kann das langfristig nicht funktionieren. Zugegeben das ist Spekulation, habe hier keine Erhebungen, die dieses auch nur ansatzweise bestätigen können. Es ist einfach mein Eindruck über diesen nicht mehr ganz neuen Spot in Unna.
Auch wenn wir sie nur mal alle paar Wochen nutzen. Südlich von Unna haben wir die klassischen „Pommesbuden“ wiedergefunden.
Das selbst gekloppte 200g Schnitzel, die hausgemachte Soße und dazu goldgelbe dicke kartoffellartige Pommes für 8 Euro. Portionen, die man kaum schafft. Die Currywurst speziell ausgewählt und ebenfalls mit hausgemachter Soße. Reine Pommesbuden ohne Extragedöns.
Das gibt es in Unna gar nicht mehr.
Die rechnen sich allerdings nicht unbedingt in so einer Lage mit entsprechender Pacht. Zudem sind für viele „Pommesbuden“ die Abholer (vor allem Sonntags Abends) ein wichtiger Faktor.
In so einer exponierten Lage kann man wohl nur mit Pommes Geld verdienen, wenn man sie künstlich aufpeppt und höherpreisig verkauft.
Die Zielkundschaft des Centers im Rathaus gegenüber mit inflationsbereinigten Einkommen oder im nahen Kreishaus kann man damit leider nicht langfristig fesseln. Die stehen eher auf Toskanaflair :-).