Die Kreisstadt hat jetzt ihren eigenen Kaffee; mehr noch, sie lässt ihren „Unna Kaffee“ öffentlich bei einem Pressetermin durch den Beigeordneten Sandro Wiggerich bewerben und schenkt ihn auch ab sofort im Rathaus aus.
Diese Pressemitteilung (gestriger Bericht) sorgte neben wohlwollenden Reaktionen – es handelt sich um Kaffee aus „fairem Handel“ – allerdings auch für hochgezogene Augenbrauen: Die Stadtverwaltung solle sich bitte wichtigeren Dingen widmen als Kaffee. Ein Leser auf unserer Website äußerte geharnischte Kritik:
„Macht also der Herr Wiggerich als Beigeordneter der Kreisstadt Unna Werbung für eine Kaffeefirma. Was früher Korruption war, wird heute strahlend lächelt in der Zeitung gezeigt. Hat die Stadt auch eine Ausschreibung gemacht und dann wie vorgeschrieben den günstigsten Anbieter gewählt? Oder reicht heute schon ein buntes Fähnchen des Anbieters als Qualifikation?“
Wir konfrontierten Bürgermeisterreferent Niko Dahlhoff mit den Vorwürfen. Er antwortete uns wie folgt:
„Am 23.06.2022 hat der Rat der Kreisstadt Unna einstimmig die „Charta Faire Metropole Ruhr 2030“ beschlossen und die Verwaltung beauftragt, die darin enthaltenen Ziele umzusetzen. Zu diesen Zielen gehört es, im Rahmen der Wirtschaftsförderung Projekte von Unternehmen zu unterstützen, die den Fairen Handel fördern, und soweit möglich Produkte des Fairen Handels bei anerkannten Organisationen des Fairen Handels zu kaufen.
In Umsetzung dieses Ratsbeschlusses unterstützt die Stadtverwaltung insbesondere die Aktivitäten des ehrenamtlichen Vereins „Partnerschaftsgruppe Eine Welt e.V.“ als Träger des Eine-Welt-Ladens Unna.
Die Beschaffung von Leistungen durch die Kreisstadt Unna folgt unter Berücksichtigung der städtischen Interessen den Grundsätzen einer wirtschaftlichen, effizienten und sparsamen Haushaltsführung. Eine Ausschreibung ist hierbei nicht in jedem Fall erforderlich.
Wann eine Behörde ein Vergabeverfahren vornehmen muss und welches, richtet sich u.a. nach bestimmten Schwellenwerten. Nach den in Nordrhein-Westfalen geltenden Kommunalen Vergabegrundsätzen können Liefer- und Dienstleistungen bis zu einem voraussichtlichen Auftragswert von 25.000 Euro netto ohne die Durchführung eines Vergabeverfahrens beschafft werden (Direktauftrag).
Nach den für die Stadtverwaltung maßgeblichen Verwaltungsvorschriften ist hierfür bis zu einem Auftragswert in Höhe von 2.000 Euro netto bereits ein mündliches oder telefonisches Angebot ausreichend.
Der jährliche Kaffeebedarf für die Bewirtung im Bereich der Verwaltungsführung liegt (deutlich) unter diesen Schwellenwerten und wird wechselnd von unterschiedlichen örtlichen Anbietern gedeckt, wobei möglichst fair gehandelte Sorten gewählt werden. In diesem Rahmen wird derzeit der Unna Kaffee vom Eine-Welt-Laden gekauft.“
Den Preis für ein Pfund Unna Kaffee hatte die Stadt in ihrer Pressemitteilung zum Unna Kaffee nicht genannt. Auch dazu fragten wir bei Niko Dahlhoff nach.
„Der Unna Kaffee wird durch den Eine-Welt-Laden Unna für 6,50 Euro pro 250g-Paket verkauft. Ein Pfund Kaffee kostet also 13 Euro.“
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