13 Wohnungen und 2 Doppelhäuser für Kessebüren: Pläne liegen erneut aus – BI fürchtet „weitere bauliche Katastrophe wie Neue Mühle“

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Quelle: BI Kessebüren

+++ Update am 19. April: Die Stadt Unna kündigt die erneute Auslegung des Bebauungsplanentwurfs an.+++

Der umstrittene Bebauungsplan KE 3 „Südlich der Fröndenberger Straße“ liegt ab 22. April erneut öffentlich aus. Das hatte am 16. März der Stadtentwicklungsausschuss beschlossen.

Mit dem Bebauungsplan Unna-Kessebüren Nr. 3 „Südlich der Fröndenberger Straße“ solle Baurecht „für einige Wohngebäude entlang der Fröndenberger Straße“ geschaffen werden. Nach der ersten Auslegung 2023 gingen zahlreiche Einwänden von Bürgern und Behörden ein. „Diese wurden z. T. aufgegriffen“, erklärt die Stadt in einer Pressemitteilung vom 19. April.

Das Konzept sei daher „nochmals überarbeitet“ worden, „die Zahl der Wohneinheiten verringert und die überbaubare Grundstücksfläche verkleinert.

Nunmehr können nur noch 2 Doppelhäuser und ein kleines Mehrfamilienhaus mit insgesamt max. 13 Wohnungen auf der Fläche entstehen.“

Dies werde über eine textliche Festsetzung auch entsprechend gesichert.

  • Stellplätze sind in einer stark verkleinerten Tiefgarage und oberirdisch in ausreichender Zahl möglich (etwa 17 Stellplätze).
  • Die Zufahrt zum Grundstück und zu den Stellplätzen erfolgt über eine Zufahrt von der öffentlichen Verkehrsfläche (vorhandener Feldweg), die wiederum an die Fröndenberger Straße angebunden wird.
  • Hier wurde immer wieder das Thema Verkehrssicherheit angesprochen, da eine mangelnde Einsicht in die Fröndenberger Straße und den Rad- und Fußweg vermutet wurde.

Die Zufahrt liegt in der Innenkurve, so dass eine weite Sicht in die Fröndenberger Straße mit dem Fuß- und Radweg gegeben ist. Mittels Schleppkurven wurde dies überprüft. Die beteiligten Verkehrsbehörden sehen hier keine besondere Gefahrenlage.

Die Stadt macht klar:

Vor dem Hintergrund einer beständigen Nachfrage von Wohnraum in der Kreisstadt Unna und auch in Kessebüren ist die bauliche Nutzung der Fläche immer noch städtebaulich sinnvoll. Entsprechend der Aussagen des Handlungskonzeptes Wohnen 2025 der Kreisstadt Unna sind für die Kreisstadt Unna große Anstrengungen im Wohnungsneubau notwendig.

Das neue Wohngebiet ist in offener Bauweise mit nach Süden orientierten Gärten geplant. Am südöstlichen Rand soll der vorhandene Grünbestand erhalten bleiben.

Der Entwurf des Bebauungsplans KE 3 „Südlich der Fröndenberger Straße“ wird mit der Begründung und den Fachgutachten gemäß § 3 (2) BauGB in der Zeit vom 22.04.2024 bis einschließlich 22.05.2024 auf der Internetseite https://www.unna.de/standort/planen-bauen-wohnen/oeffentlichkeitsbeteiligung/aktuelle-offenlegungen-und-buergerbeteiligungen veröffentlicht.


Rückblick Mitte Februar 2024 –

„Die Kurzfristigkeit der veröffentlichten neuen Baupläne des Architekten Herrn Deterding ohne signifikante Änderungen und die hierzu der ebenso kurzfristig angesetzte Abstimmung im Rat sorgen für große Empörung in Kessebüren!“

Die Bürgerinitiative Kessebüren warnt in einer Pressemitteilung eindringlich vor einer „zweiten Mühle Bremme“.

Es geht um den geplanten Bau mehrerer neuer Mehrfamilienhäuser an der Fröndenberger Straße unter dem Unnaer Architekten Michael Deterding, der auch für das Einkaufszentrum „Neue Mühle“ auf dem früheren Industrieareal Mühle Bremme neben der Unnaer Post verantwortlich zeichnet.

Wörtlich erklärt die BI in ihrer an Rundblick Unna geschickten Pressemitteilung:

„Die Bürgerinitiative und zahlreiche Dorfbewohner fühlen sich im Zuge der kurzfristig anstehenden
Entscheidungsfindung zum Bauvorhaben an der Fröndenberger Straße von den kurzfristig
veröffentlichten Plänen überrumpelt.

Ebenso enttäuscht sind sie von der ebenso kurzfristig
veröffentlichten umfangreichen Stellungnahmen des Planungsamtes zu den umfassenden
Kritikpunkten der Dorfbewohner. Zur kritischen Prüfung der umfangreichen Anlagen mit bis zu 130
Seiten pro Dokument bleibt den Ausschussmitgliedern der Parteien im Zuge der bereits für den 7.2.
angesetzten Beschlussfassung kaum Zeit.

Die Bürgerinitiative wertet diese Kurzfristigkeit in Verbindung mit der erneut fehlenden Transparenz
und Verbindlichkeit des verantwortlichen Architekten zu Planungsgrundlagen als strategischen
Schachzug zum „Durchboxen“ eines rein investitionsgetriebenen Bauvorhabens mit Tiefgarage im
kleinen Dorf Kessebüren.

Die Bebauung soll zudem nun im beschleunigten Verfahren umgesetzt werden. Ein weitere Beteiligung der Bürgerinnen im Rahmen der erneuten Offenlegung ist fraglich.


Das Vertrauen in Architekt und Planungsamt und auch das Vertrauen in die basisdemokratische
Anhörung und Mitbestimmung der Bürgerinnen ist extrem gestört.

So kommt das Planungsamt nach nunmehr erst 1 ½ Jahren! und just im Zuge der anstehenden
Entscheidung zu dem Ergebnis, dass es zu allen massiven und vielfältigen Kritik- bzw.
Anregungspunkten in Form von über zwanzig Zuschriften von Dorfbewohnern, dem Kessebürener
Heimatverein, der Anrainergemeinschaft Kessebürener-Bach und der Bürgerinitiative Kessebüren
keinen! grundlegenden Anpassungs- oder Änderungsbedarf gibt.

Ist es nicht fragwürdig, dass indem 130-seitigen Abwägungsergebnis wirklich alle Gegenargumente entkräftet werden?
Anders herum interpretiert, der Wille und insbesondere alle die Ängste und Sorgen der Bürger in
Kessebüren Dorfverträglichkeit, Überflutungsgefahr, Natur-, Arten und Umweltschutz,
Verkehrssicherheit, Parkplatzproblematik, Verhältnismäßigkeit, Schallschutz, unverhältnismäßige
Verdichtung, etc. sind für die Durchsetzung des Bauvorhabens anscheinend völlig irrelevant!?
Unabhängig davon stellt sich die Frage, ob die Bewertungen des Planungsamtes überhaupt zulässig
sind, da hier oftmals auf den neuen Bebauungsplanentwurf verwiesen wird, der weder in der
öffentlichen Auslegung ist, noch hier wie im Folgenden beschrieben weder eine gewisse
Transparenz noch die angekündigte Reduzierung bietet.

Es stellt sich hier auch die grundsätzliche Frage „Wie objektiv sind überhaupt die
„Abwägungsergebnisse“ des Planungsamtes zu diesem mutmaßlich rein investitionsgetriebenen
Bauvorhaben im Bezug zu massiven und vielfältigen Bedenken von nahezu der gesamten
Dorfbevölkerung? – Ist das noch Basisdemokratie oder werden hier zu Lasten der Dorfgemeinschaft
und verbindlichen ökologischen und sozialen Vorgaben ganz andere bzw. allein wirtschaftliche Ziele
zur Profitmaximierung Einzelner verfolgt?

Die Kessebürener empfinden dies als ungeheuerlichen Vorgang und als Diskreditierung der
Bürger*innen und basisdemokratischen Initiativen, die mit vielfältigen und guten Argumenten ihr Dorf
vor einer weiteren baulichen Katastrophe wie der „Mühle Bremme“ bewahren wollen.


Zur Erinnerung: Nach Überreichung einer vom überwältigenden Teil der Dorfgemeinschaft
unterzeichneten Petition zur dorfverträglichen und verhältnismäßigen Bebauung bei Herrn
Bürgermeister Wigant hatten sich fast alle Parteien mehrheitlich von dem Bauvorhaben distanziert.
In dieser aussichtslosen Lage kündigte Herr Architekt Deterding damals eine deutliche Reduzierung
des Bauvorhabens an. Diese Reduzierung ist jedoch in keinster Weise zu erkennen
.

So waren für das ursprüngliche Bauvorhaben vier Wohnblöcke mit insgesamt 16 Wohnungen
inklusive einer Tiefgarage geplant. Für die neuen Planungen waren eine aufgelockerte Bebauung
mit Doppelhäusern und eine Reduzierung des Bauvolumens um 25% angekündigt (Hellweger
Anzeiger 18.12.2023).

Nun stellt sich jedoch heraus, dass die Doppelhäuser jeweils zwei
Einliegerwohnungen beinhalten sollen und zudem weiterhin ein Mehrfamilienhaus mit fünf
Wohneinheiten geplant ist. Rechnerisch ist das eine völlig unzureichende Reduzierung auf immer
noch 13 Wohnungen, was weiterhin bei den komplizierten topographischen Gegebenheiten und der
Grundstücksgröße in dörflicher Umgebung zuviel ist.

Ob diese Bebauung zudem, wie von der Politik gefordert, ökologisch, sozial und dorfverträglich wäre,
ist jetzt schon klar zu verneinen. Der hierzu weiterhin geplante Bau einer Tiefgarage mit nun nur
noch 17 Parkplätzen und mit all seinen Belastungen für die Umwelt beim Bau und Betrieb, sowie
Beeinträchtigungen und Gefährdungen der Verkehrssituation unterstreicht die unverhältnismäßige
und rein investitionsgetriebene Ausrichtung der Bebauung.

Es werden zusätzliche Parkplätze fehlen, die auch durch eine zusätzliche Oberflächenversiegelung
auf dem Grundstück nicht ausreichen werden. Das hätte die Verschärfung der bereits angespannten
Parkplatzsituation im Dorf zur Folge. Bereits auf der ASM-Sitzung am 27.10.2021 wurde der
Arbeitsauftrag an Herrn Deterding gerichtet, „er möge die Firsthöhe auf 9,0 m begrenzen und die
GRZ auf 0,3 absenken“.

Diesem Arbeitsauftrag ist er damals und auch jetzt nicht nachgekommen.
Und dabei keimt zunehmend der Verdacht auf, dass Herr Architekt Deterding erneut versucht mit
Intransparenz statt Klarheit, ausweichenden Angaben statt verbindlichen Plänen und sowie „guten
Worten“ statt konkreten Bau-Angaben unverhältnismäßige Bauplanungen durchzusetzen. – Und ob
bzw. wie er sich an seine Planungen und Aussagen hält, hat man in der Vergangenheit bei der
ausufernden Realisierung der „Mühle Bremme“ gesehen. Diese ist 3m höher geworden als im
Bebauungsplan festgelegt!

Zu den wiederkehrenden Aktionen des Herrn Architekten Deterding, die in Kessebüren nicht zum
Aufbau von Vertrauen beitrugen gehörten auch, dass Herr Deterding die Arbeitsaufträge der Politik
wie bspw. zur Reduzierung der GRZ-Fläche, Höhenmaße sowie ein mehrfach gefordertes 3-D
Modell zur Transparenz stets ignorierte (s. Protokoll ASM vom 27.10.2021).

Darüber hinaus attackierte und diffamierte er Mitglieder der Bürgerinitiative mit unhaltbaren
Aussagen in der Presse (Zitat: „Herr S. als Rechtanwalt mit seinem Monster-Einfamilienhaus“ / s.
Bericht Rundblick 10.03.2023) und tätigte darüber hinaus nachweislich immer wieder falsche
Aussagen zur Bebauung (hier mal im Vergleich mit anderen Objekten im Dorf, mal in Form falscher
Bauskizzen etc.). Auch von anderer Stelle wurden Mitglieder der Bürgerinitiative angegriffen und mit
persönlichen Anschreiben und unter Druck gesetzt, Aussagen falsch protokolliert oder auch
unhaltbare Aussagen im Ausschuss „getätigt“.

Das schafft kein Vertrauen in die basisdemokratische
Bürger-Beteiligung und lässt erneut bei „einzelnen“ Parteien im Rathaus eher den Eindruck der
völligen Ignoranz von Bürgerinteressen entstehen.

Für die Bürgerinitiative und ihre Mitstreiter ist klar: Wir werden diese ungeheuerliche
Vorgehensweise zum Durchboxen eines rein investitionsgetriebenen und völlig unverhältnismäßigen
Bauvorhabens nicht dulden und die Verhältnismäßigkeit einer Bebauung mit allen Wegen und
Mitteln weiter verfolgen.“

Link zum Ratsinformationssystem, Punkt Ö 6.1:
https://sessionnet.krz.de/unna/bi/si0057.asp?__ksinr=7584

Bürgerinitiative Kessebüren
info@bi-kessebueren.de

  • Um Stellungnahmen der Stadt und des Architektenbüros Deterding hat unsere Redaktion angefragt.

5 KOMMENTARE

  1. Dieser ungeheuerliche Vorgang zeigt einmal mehr die Abgehobenheit und Ignoranz des Bürgermeisters mit seiner Verwaltung.

    Bürgerinteressen finden wieder einmal keine Beachtung bei den Entscheidungen.

    Zu Gunsten eines einzelnen, der bereits erheblich zur Verschandelung des Stadtbildes beigetragen hat, soll ein Bauvorhaben durchgeboxt werden das auch mit der fast unveränderten Korrektur nicht nur den dörflichen Charakter von Kessebüren sprengt sondern auch massiv gegen Natur- und Umweltschutz verstößt.

    Der Volksmund würde sagen: „das stinkt zum Himmel“ und lässt vermuten dass hinter diesem Vorgang mehr als nur Wohnraumbeschaffung steckt.

    • Warum belebt die BI Kessebüren nicht mal nach 2 Jahren ihre Internetpräsenz mit Inhalt und informiert die Bürger?
      http://bi-kessebueren.de/
      Bim Link zum Ratsinformationssystem hätte man genau sachlich die Punkte zerpflücken können, die man kritisiert. Gibt es übehaupt eine Anlaufseite wo man sich zental über die Arbeit der BI informieren kann?

  2. Das Vorgehen seitens der Stadt scheint ja mittlerweile System zu haben.
    Aber die nächsten Wahlen kommen bestimmt.
    Oder werden die Unna auch ohne Bürgerbeteiligung durchgeführt?

  3. Wenn man Projekte stört, bei denen es um Millionen Gelder geht, sollte man da nicht zu naiv rangehen. Dann wird man beiseite geschoben.

    Der erste Effekt, der grundsätzlich immer bei der Entstehung solcher Initiativen entsteht:
    Das Gegenüber arbeitet ja knallhart mit allen Tricks, Täuschungen, Kniffe und Lügen.

    Als normaler Bürger wird man in eine Art der Auseinandersetzung geführt, die man privat nicht kennt und neu ist.

    Man muß sich in Kommunalrecht und Baurecht einarbeiten, Detailschwächen suchen, Unterstützer sammeln, Rechtsanwälte, immer wieder Klagen, Bürgerproteste, Akteneinsicht und öffentliche Erörterungstermine erzwingen, permanente intelligente Öffentlichkeitsarbeit in allen Bereichen, Plakate, alle mit Flyer zuschütten, Naturschutzvorbehalte, erfahrene Leute zur Beratung ranholen, Pressemitteilungen verschicken, Gezielt Politiker unter Druck setzen, größere Verbände zur Unterstützung ranholen (z. Bsp. BUND?), vor allem sich auch mit ähnlichen BIs vernetzen, etc.
    Vor allem nicht auf Aussagen der Gegenseite vertrauen!

    Man muß sofort von Anfang an das volle Programm fahren, wenn man wenigstens etwas Chancen haben will. Um so höher die Renditesumme ist, die man stört, um so härter ist der Gegenwind. Wer da zu naiv und behäbig rangeht, kann es gleich sein lassen.

    PS:
    In der Jugend haben wir mit anderen einige Jahre damit verbracht, mit viel Aktenfresserei ein Millionenbauprojekt zu Fall zu bringen. Eine lehrreiche Zeit.
    Eine kleine Episode:
    Wir hatten damals einen renommierten Professor und Ehemann einer Ministerin als beratenden Unterstützer gewonnen. Der hatte sich plötzlich beschwert, das wir ihn nicht über den öffentlichen Eröterungstermin informiert haben. Wir hätten ihn natürlich so gerne dabei gehabt, aber nicht geglaubt, das er sich dafür Zeit für uns nehmen würde :-).

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