Unnas Plus- und Minuspunkte: Image-Studie bietet klare Hinweise für Lösungen im Parkplatzstreit

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Autos so weit raus oder so weit rein wie möglich in die City? Parkplätze oder Grünflächen?

In den kontroversen Diskussionen über ein neues Parkkonzept für die Unnaer Innenstadt geht seltsamerweise fast völlig unter, welche Ergebnisse im vergangenen Sommer die neue Image-Studie für die Kreisstadt erbracht hat.

Rund 2000 Menschen über 18 Jahren – darunter 18 % Auswärtige – wurden repräsentativ befragt. Unna ist im Ergebnis gemütlich, aber auch langweilig, hat tolle Feste und weniger tolle Geschäfte, eine gute Erreichbarkeit und deutlich zu wenig Grünflächen.

Und insgesamt war Unna mal deutlich attraktiver.

Im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2017 verschlechterten sich sämtliche Image- und Zufriedensheitswerte teils so drastisch, dass dies eine Warnung für Stadt und Politik sein sollte, die genannten Negativaspekte nicht mutwillig noch weiter auszufräsen.

Das Unna-Marketing versuchte die deutlich gesunkene Zufriedenheit der Befragten allerdings optimistisch als einmaligen „Ausreißer“ zu werten und sie auf die allgemeine Unzufriedenheit nach den Pandemiejahren zurückzuführen. Die Stadt äußerte sich gar nicht dazu. Ein bisschen arg einfach und auch zu billig.

Denn die Einzelergebnisse dieser umfangreichen Studie liefern durchaus deutliche Hinweise darauf, in welche Richtung sich Unna weiterentwickeln sollte und welche Schritte tunlichst unterbleiben sollten.

Auch für das umstrittene Parkraumkonzept bietet die Studie deutliche Fingerzeige:

So nennen die Befragten als größte Pluspunkte Unnas Überschaubarkeit und Gemütlichkeit, die Feste, den Alten Markt und die Altstadt. Und die gute Anbindung/Erreichbarkeit der Stadt wird gelobt.

Größte Minuspunkte sind hingegen die zunehmende Zahl an Leerständen und „Billiggschäften“, wenig Grünflächen, das Einkaufszentrum Neue Mühle –

und allem voran das Thema „Verkehrsführung und Parken“, welches bereits in den vorangegangenen Image-Studien aus den Jahren 2017 und 2011 als eins der größten Ärgernisse in Unna moniert wurde.

Mit anderen Worten: Seit fast einem Dutzend Jahren ärgert sich eine große Zahl Bürger und Besucher über die Parkverhältnisse in der Kreisstadt. Korrespondierend mit der Kritik am „Parken und Verkehrsführung“ wird ein modernes, besucherfreundliches Parkleitsystem vermisst.

Für den Neustart des im ersten Anlauf völlig verstolperten Parkkonzeptes kann das nur eines heißen: Bevor man in der Innenstadt weitere Parkflächen streicht und das in der Image-Studie schon als Dauerärger klassifizierte Problem „Parken“ noch mehr verschärft, muss zuallererst dieses Parkleitsystem her. Ohne dieses ordnende Instrument wird das Parkplatzsuchchaos in Unna weitergehen.

Im zweiten Schritt muss die Stadt ihren Besuchern die Parkhäuser und Tiefgaragen, die sie ja jetzt problemlos finden, so schmackhaft wie möglich machen:

Da man mit Speck Mäuse fängt, könnte man ja auf die Idee der FDP zugreifen und die erste Stunde oder auch die ersten 3 Stunden in den Einrichtungen kostenlos machen. Oder/und: Innenstadtbewohner mit Anrecht auf Bewohnerparkausweise parken in Tiefgaragen und Parkhäusern kostenlos, wie es ein Leser in den Diskussionen auf unserer Facebookseite vorschlug. Oder man verrechnet die Parkgebühr mit einem Einkauf in der Stadt.

Kreative Ideen werden dem Team aus Wirtschaftsförderer, Stadtmarketing und natürlich City-Werbering schon einfallen (bitte im zweiten Anlauf unbedingt den Einzelhandel eng mit einbinden).

Der Knaller wäre natürlich komplett kostenloses Parken in Unnas städtischen Tiefgaragen und Parkhäusern – es dürfte leider daran scheitern, dass der WBU damit hunderttausende Euro Einnahmen wegbrechen.

Sind Leitsystem und Anreize fertig, wäre eine Testphase sinnvoll, um zu beobachten, ob sich der gewünschte Effekt einstellt und die Parkhäuser sich tatsächlich füllen. Erst dann sollte die Stadt, wenn die politische Mehrheit es denn möchte, sich mit den Parkgebühren auf den Außenparkplätzen und möglichen Wegnahmen von Stellflächen befassen. Dies muss behutsam und mit Maß geschehen statt mit der Brachialmethode, das sollten nach dem Aufschrei der letzten beiden Wochen mittlerweile alle verstanden haben.

Die in der Image-Studie vermissten Grünflächen können gezielt in Stadtvierteln geschaffen werden, die sich als einzelne autoarme Quartiere anbieten: im Klosterstraßen- oder im Burgviertel etwa. Damit baut Unna seinen Pluspunkt „Gemütlichkeit“ weiter ausr, verhindert aber gleichzeitig die Gefahr einer Verödung der City.

Und konsequent sollte das Ordnungsamt bitte endlich damit beginnen, das Tagsüber-Radfahrverbot in der Fußgängerzone zu kontrollieren und zu ahnden – bitte mit ebensolchem Elan, wie auf die Einhaltung der Parkfrist geachtet wird.

Wenn die Stadt nach diesem Prinzip die Ergebnisse der teuer in Auftrag gegebenen Image-Studie endlich ernsthaft als Handlungsauftrag begreift anstatt sich die Negativkritik „schön zu quatschen“, nimmt sie ihre Bürger schon dadurch mit – denn diese haben sich schließlich in der Erwartung bei der Umfrage geäußert, dass ihre Antworten auch ernst genommen werden. Und nicht in der Ablage landen mit dem Aufdruck: „Gut, dass wir drüber geredet haben. Bis in 5 Jahren dann.“

  • Kommentar von Silvia Rinke

1 KOMMENTAR

  1. An einer unsachlichen und emotionalen Diskussion habe ich kein Interesse. Dennoch hier eine Erwiderung:

    Frau Rinke schreibt in ihrem Kommentar: „… muss zu allererst dieses Parkleitsystem her.“ Zwei Sätze weiter heißt es: “ … Parkhäuser und Tiefgaragen, die sie (gemeint sind Besucher) ja problemlos finden …“ Für die 3.000 Parkplätze in Parkgebäuden braucht man also gar kein Parkleitsystem, zumal dort fast immer Plätze frei sind. So dringend ist ein Parkleitsystem also doch nicht. Außerdem hat sich doch wohl noch niemand dagegen ausgesprochen, es ist nur sehr teuer.

    Parkhäuser kosten viel Geld. Vielleicht könnte Rundblick Unna mal herausfinden, wie hoch die Parkhäuser zurzeit subventioniert werden und wie viel kostenloses Parken den Steuerzahler zusätzlich kosten würde. Hier wären Fakten hilfreich.

    Nach monatelanger Diskussion um die Parkgebühren sollen sie nun von 1,20 € auf 1,50 € steigen und Frau Rinke spricht von „Brachialgewalt“. Diese Gebühren sind übrigens seit Jahren nicht gestiegen. Bei den oberirdischen steigt der Preis mehr, von 1,20 € auf 2,50 €. Von den 4.200 Parkplätzen in der Innenstadt trifft dies aber nur auf 150 zu und dahinter steckt die Absicht, die Altstadt vom Autoverkehr der Nichtbehinderten zu entlasten und ihnen einige Meter Fußweg zuzumuten.

    Einseitige Stimmungsmache haben wir in heutiger Zeit schon genug. Bleiben wir sachlich! Dem Interesse an sehr zielnahen, billigen Parkplätzen in der Altstadt steht das Interesse an ruhigeren Straßen und Plätzen mit mehr Aufenthaltsqualität gegenüber. Das kann man unter dem Aspekt der Zumutbarkeit sachlich diskutieren. Und vergessen wir nicht, dass hinter der Verkehrswende die Absicht steht, etwas gegen den immer bedrohlicheren Klimawandel zu tun.

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