Stadtfest-Rast mit Bier auf Kinderliebling „Urmel“: „Einsicht leider Fehlanzeige, Polizei lustlos“

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So ist es gedacht: Ein kleines Mädchen schaukelt auf Urmel. Am Stadtfestwochenende belagerten Erwachsenengruppen das Spielgerät, unbehelligt von Ordnungsamt und Polizei. (Foto Rinke)

Eine kleine Episode vom gestrigen Stadtfestabend, die ihn gleichwohl nachhaltig geärgert hat, schilderte uns am heutigen Samstag per Mail unser Leser Rainer Sowski aus Bergkamen.

„Ich will das gar nicht so hoch hängen“, schreibt uns der 55-Jährige, „aber habt ihr nicht neulich erst über diesen Kinderschaukeldrachen geschrieben, der auf der Bahnhofstraße so lange fehlte, weil er kaputt war und ersetzt werden musste?“

Haben wir.

Auf diesem Kinderschaukeldrachen, liebevoll als „Urmel“ bekannt, spielte sich am gestrigen Abend folgende Episode ab, berichtet Rainer Sowski:

„Meine Frau und ich hatten etwa drei Stunden das Stadtfest besucht und uns zuletzt die Band auf dem Alten Markt angehört. Auf dem Rückweg die Bahnhofstraße hinunter sahen wir, dass eine Gruppe Erwachsener diesen Schaukeldrachen vor Hugendubel belagerte.

Eine Frau, ca. 30 Jahre alt, und zwei große Männer saßen mit ihren Bierflaschen auf dem Drachen. Der eine der beiden Männer war stark adipös, ich schätze mal, er wog mindestens 150 Kilo. Eine weitere Frau stand mit ihrem Kinderwagen daneben.

Ich überlegte noch, ob ich etwas sagen soll, meine Frau ist bei sowas jedoch meist schneller. Sie ging zu der Gruppe hin und sagte denen sehr ruhig und höflich: „Entschuldigen Sie, das ist ein Spielgerät für Kinder. Es ist kürzlich erst erneuert worden. Könnten Sie sich bitte woanders hinsetzen?“

Die Reaktion der Gruppe war schnippisch bis latent aggressiv: Der übergewichtige Mann reagierte überhaupt nicht und starrte stumpf mit seiner Bierflasche in der Hand vor sich hin, auch als meine Frau ihre Bitte wiederholte. Die Frau mit dem Kinderwagen lachte höhnisch und meinte, „na, wenn da Kinder drauf schaukeln, geht das schneller kaputt, als wenn wir hier drauf sitzen!“

Meine Frau sagte dann deutlich, dass sie es sehr bedauerlich fände, dass erwachsene Menschen so wenig Einsicht haben. Daraufhin ging ein weitere Mann aus der Gruppe, der daneben gestanden hatte, drohend zwei Schritte auf sie zu und raunzte sie an: „Geh einfach weiter! Und kümmer dich um deinen eigenen Kram!“

Das werde sie nicht tun, erwiderte meine Frau, jetzt auch wütend, der Mann wiederholte daraufhin noch drohender: „Geht jetzt weiter! Okay?!“

In dem Moment kamen zwei Polizisten vorbeigeschlendert. Die sahen genau, dass da diese Erwachsenen das Spielgerät mit ihren Bierflaschen belagerten. Hat sie nicht interessiert, sie gingen einfach vorbei.

Meine Frau eilte den beiden nach und sprach sie an. Sie wirkten darüber alles andere als begeistert. Tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber diese beiden Polizeibeamten machten den Eindruck, als ob wir sie mit unserem Anliegen regelrecht belästigten. Vor allem der eine der beiden wirkte absolut genervt.

Aber vom Ordnungsamt war weit und breit niemand zu sehen, sonst hätten wir uns natürlich an die gewandt und nicht an die Polizei. Meine Frau entschuldigte sich sogar extra bei den Polizisten. „Ich weiß, das ist wahrscheinlich gar nicht Ihre Aufgabe, aber könnten Sie diese Erwachsenen dort doch bitte darauf hinweisen, dass man auf Spielgeräten für Kinder nicht mit seinem Bier herumsitzt und dann auf Hinweise noch bedrohlich reagiert?

„Na ja, bedrohlich…“, sagte daraufhin der eine Beamte gedehnt und blickte zu der Gruppe herüber, die uns feixend beobachtete – die eine Frau, die auf dem Drachen saß, lachte uns offen aus.

Uns reichte es dann auch „Gut, dann ist es eben okay, wenn die Unnaer Bürger demnächst schon wieder ein neues Spielgerät finanzieren müssen“, erklärte ich den Polizeibeamten scharf und zog meine Frau mit mir mit zum Gehen. Erst da gab sich der eine der beiden einen Ruck und ging zu der Gruppe rüber. Was er ihnen dann gesagt hat, haben wir nicht mehr mitbekommen. Uns hat das Desinteresse und die höhnische Reaktion dieser Erwachsenengruppe gereicht.“

Rainer Sowski schließt mit dem Wunsch: „Auch wenn das eine Lappalie war: Es wird so oft über Jugendliche geklagt, die sich nicht benehmen und Sachen beschädigen. Dann sollten aber doch bitte wenigstens Erwachsene ein Vorbild geben. Und von Polizeibeamten, die gerade sichtlich nichts zu tun haben, wünsche ich mir doch ein bisschen mehr Bürgerfreundlichkeit.“

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