„Unna runter vom Abstellgleis“ – Offener Brief der Grünen an Grünen Verkehrsminister

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Bahnhof Unna / Foto RB

„Eine Attraktivierung eines typischen abgehängten Provinzknotens wäre Hoffnungszeichen einer glaubwürdigen Verkehrswende!“

In einem offenen Brief an den Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer, bitten Unnas Grüne ihren Parteifreund in Düsseldorf, die Kreisstadt von Abstellgleis zu holen.

Aktueller Hintergrund: Mitte April endet eine Zugumleitung über Unna, die für die Bahn eine Notlösung, für Unnaer Bahnkunden jedoch sehr vorteilhaft gewesen sei.

 „Unna rein ins Zukunftsnetz, runter vom Abstellgleis!

Sehr geehrter Herr Minister, lieber Oliver,

Am 14. April 2023 hält der Regionalexpress RE11 zum letzten Mal in Unna.

Vom Knotenbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe über Paderborn wird unseren Bürgern dann eine wichtige Anbindung vor allem in Deutschlands mittleren Osten genommen. Auch Berufspendler und Studierende nach Bochum, Essen, Duisburg und Düsseldorf hatten Schnellanschlüsse nach Westen.

Denkwürdig ist, dass viele mögliche Nutzer in Unna vom interessanten Zuganschluss nichts wussten.

Die baustellenbedingte Umleitung der RE11-Führung von Kassel über Hamm und Kamen nach Düsseldorf wurde von den Verantwortlichen eher als Notlösung denn als Chance verwaltet.

Die Einwerbung und Erschließung neuer Kundengruppen für die Bahn blieben Zufällen überlassen.

Augenscheinlich wuchs der Nutzungsgrad trotzdem beträchtlich.

Eine Kreisstadt mit ca. 60.000 Einwohnern, einem sehr großen Ein- und Auspendlervolumen, überdurchschnittlich vielen daheimwohnenden Studierenden, einer Hochschule, Schulzentren von überregionaler Bedeutung und Ein- und Umstiegstouristik sollte als Knotenpunkt begriffen werden.

Die RE 11-Umleitung über Unna war und ist streckenverkürzend und somit ökonomisch-ökologisch vorteilhafter als die Rückkehr ins alte Gleis. Sie erschließt Zusatzzielgruppen zur vielfach bedienten Achse Hamm-Kamen-Ruhrgebiet.

Unna war bis in die 70er Jahre Haltepunkt von Paris-Warschau und Paris-Moskau-Zügen. Auch der Queen-Zug in den 60ern durchfuhr Unna auf dem heutigen Alleen-Radweg.

Wir wollen keine „verpasste Weichenstellung-Nostalgie“, sondern gemeinsame Chancenauslotung für eine klima- und menschenfreundliche Verkehrszukunft.

Der RE 11-Ersatz ist ein Thema; eine seriöse IC-Anbindung über die tägliche Frankfurt-Norddeich-Strecke hinaus ein weiteres, ebenso wie der seit Jahren versprochene Aufzug zum Bahnsteig nach Münster und Fröndenberg.

Unna hat durch den einstiegsattraktiven Umbau des Bahnhofsumfelds und durch die Stelle einer Mobilitäts-Managerin zukunftsgerichtete Zeichen gesetzt. Wir würden gerne zusammen wirken mit allen, die zukunftsfreudigen Verkehr auf die Schiene setzen wollen!

Wir erinnern uns an die vielen guten Anregungen für intelligente Bahnnetzverknüpfungen in der Fläche statt neuen Megaprojekten des verkehrspolitischen Sprechers der Grünen Bundestagsfraktion Oliver Krischer bei seinen Unna-Besuchen.

Eine Attraktivierung eines typischen abgehängten Provinzknotens wäre Hoffnungszeichen einer glaubwürdigen Verkehrswende.

Wir freuen uns auf Deinen Besuch zur Eröffnung der RE11-Ersatzstrecke und des Behinderungs-befreienden Aufzugs!

Manfred Wendel
Sprecher Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Unna

Claudia Keuchel
Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Kreisstadt Unna“

3 KOMMENTARE

  1. Der RE11 war einer der ersten modernen RRZ-Züge. Allerdings lief und läuft dieser demnächst wieder über Dortmund-Kamen-Hamm-Paderborn. Er ist Teil des Regionalverkehrsplanes NRW.
    Mal eben dauerhaft über Unna umlegen, wird wohl nicht funktionieren: Der Zug ist buchstäblich „abgefahren.“ Jede Verbesserung für Unna ist natürlich wünschenswert.

    Die hier von den Grünen „Experten“ genannte „gemeinsame Chancenauslotung für eine klima- und menschenfreundliche Verkehrszukunft“ muss man mal relativieren. Denn Unna hat ein entscheidendes Manko gegenüber allen umliegenden Städten und ihren Bahnhöfen: Es sind viel zu wenige kostenfreie Parkplätze (P+R) vorhanden. Diese werden allerdings von Autofahrern für die Umstieg auf die Bahn dringend gebraucht. Parkgebüren werden von Bahnumsteigern nicht akzeptiert!

    Dass die Stadt Unna hierfür sich nicht zuständig fühlt, (somit die Verantwortung ablehnt !) wird in einer Stellungnahme der Unnaer Wirtschaftsbetriebe auf meine Anfrage vom 2. Januar 23 deutlich: „Das von Ihnen angesprochene Thema P+R und Multimodalität z.B. an der „Mobilstation“ Bahnhof Unna ist außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten….“ Ist doch schade….

    Der Stadtentwicklungsausschuss hat schließlich im Januar ein „Mobilitätskonzept“ beschlossen , dass außer dem üblichen klimafreundlichem „bla-bla“ nichts konkretes aufweist, folgerichtig fehlt auch hier eine Würdigung der Umstiegsalternative „P+R“.

    Die überschätzte, so genannte „Mobilstation“ Unna ist also gar nicht so auf der Höhe der Zeit. Also fährt der umsteigewillige Autofahrer den Bahnhof Unna gar nicht erst an, sondern andere Bahnhaltepunkte in Unna (Königsborn, Massen, West, Hemmerde), Holzwickede, Schwerte, Kamen-Methler oder Hamm, um dort sein Fahrzeug kostenlos abzustellen, und in die Bahn umzusteigen. Übrigens habe ich noch nie einen Zug in Unna bestiegen. Der Bahnhof ist für mich aus o.g. Gründen völlig uninteressant !
    Zugegeben: Das mag für Radumsteiger und Fußgänger völlig anders aussehen.

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