Angriff auf PGU-Schüler (14) am 10.2.: „Viel mehr als Streit unter Jugendlichen – Opfer wird zum Täter gemacht“

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Ein 14-jähriger Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums Unna (PGU) wird in der großen Pause von mehreren Gleichaltrigen abgepasst und krankenhausreif geschlagen.

Die Unnaer Polizei bestätigt mehrere Tage später auf Nachfrage lediglich eine „Auseinandersetzung“ unter Jugendlichen, eine damit zusammenhängende Körperverletzung und zwei Tatverdächtige (14 und 15), von denen der eine bekannt und der andere noch nicht ermittelt ist.

Schon bei unserer ersten Berichterstattung über diesen gewalttätigen Zwischenfall am 10. Februar auf dem Schulgelände des PGU schilderten mehrere Leserinnen und Leser gegenüber unserer Redaktion den Vorfall erheblich drastischer.

Die Polizei, so kritisierte schon damals ein Vater eines PGU-Schülers, verharmlose diesen schwerwiegenden Vorfall und spiele ihn herunter.

Denn es hätten sich heftige Szenen abgespielt an diesem Morgen auf dem Schulgelände, und keineswegs seien nur diese 3 Jungen beteiligt gewesen: Es habe sich vielmehr eine ganze Gruppe aus der benachbarten PWG gezielt zum PGU aufgemacht, um offenbar dort diesen 14-Jährigen zu verprügeln.

Jetzt meldete sich mit ausführlichen Hintergrundinformationen ein externer Zeuge in unserer Redaktion, mit der Bitte, aus triftigen Gründen anonym bleiben zu dürfen. Er bestätigt die obigen Darstellungen des Vaters nicht nur umfangreich, sondern schildert zusätzliche Hintergründe, die auf eine gezielt rassistische Motivation bei dem Angriff auf den PGU-Schüler schließen lassen.

Der in Deutschland geborene 14-Jährige, hier Schüler A. genannt, hat einen Migrationshintergrund, seine Eltern stammen aus Aserbaidschan. Sein Kontrahent, gegen den die Polizei als Haupttäter des Angriffs vom 10. Februar ermittelt (Schüler B.), ist ein ebenfalls 14-jähriger Peter-Weiss-Gesamtschüler (PWG).

Der Vorfall vom 10. Februar hatte nach persönlichen Kenntnissen des Hinweisgebers eine Vorgeschichte.

Anfang Dezember letzten Jahres kam es während einer Freizeitveranstaltung zu einer Äußerung von Schüler B., die man damals „als Bagatelle abgetan“ habe, berichtet unser Informant. Der 14-Jährige bezeichnete einen Jungen aus dem Süd-Sudan als „den Schwatten“.

Man habe dieser Aussage nicht viel beigemessen, da sich B. sofort bei dem jungen Afrikaner entschuldigt hätte.

Am 6. Februar, 4 Tage vor der Attacke in der PWG-Mensa, folgte ein weiterer Zwischenfall, ebenfalls während einer Freizeitveranstaltung. Diesmal sei B. mit einem jungen Syrer aneinandergeraten. Dieser Jugendliche sei „beleidigt und geschlagen“ worden.

Am 9. Februar, dem Vorabend des Angriffs in der Mensa, gerieten der 14-Jährige aus Aserbaidschan und der gleichaltrige Gesamtschüler dann in der Soccerhalle aneinander. Es soll beleidigt, geschlagen und gestoßen worden sein.

Die anwesenden erwachsenen Betreuer baten beide Jungen, erst mal eine Nacht darüber zu schlafen und den Streit zu vergessen.

„Leider kam es am Folgetag zu dem großen Pausenknaller“, berichtet der Informant weiter.

Im Vorfeld seien WhatsApp-Nachrichten zwischen den beiden Neuntklässlern ausgetauscht worden. Darunter auch eine Ankündigung des PGU-Schülers an seinen Kontrahenten, die lautete: „Wir treffen uns in der Mensa.“

Das passierte dann tatsächlich, allerdings kam B. nicht alleine.

Das Folgende wurde dem Informanten von Schülern beider Schulen unabhängig voneinander bestätigt:

Schüler B. habe gezielt mit einigen Freunden aus der PWG an jenem Morgen die Mensa des PGU aufgesucht. Schüler A. sei bereits dort gewesen. Einige der Begleiter von B. hätten die Mensatür zugestellt, um einen eventuellen Fluchtversuch zu verhindern.

Dann sei A. brutal angegriffen, geschlagen worden. Am Boden liegend bekam er Tritte gegen den Kopf. Der Rettungsdienst wurde alarmiert, der 14-Jährige kam ins Krankenhaus. Diesen Angriff bestätigte uns auch die Polizei Unna.

Am späten Abend dann hätten sich mehrere Jugendliche gezielt vor das Haus von A.´s Familie begeben.

„Sie belagerten es, und es kam auch zu Beleidigungen in Richtung Familie A.“ Beim Eintreffen der Polizei seien die Jugendlichen geflüchtet.

Zeitgleich folgte noch eine weitere drohende WhatsApp-Nachricht von B. an seinen Kontrahenten mit dem Inhalt: „Komm morgen 17 Uhr Schillerschule“.

Danach gab es nach den Erkenntnissen des externen Zeugen keinen weiteren Kontakt zwischen den beiden, da A. mittlerweile nicht mehr mit dem Bus zur Schule fährt und auf Weisung der Schulleitung das Schulgelände nicht verlassen darf.

Für den Hinweisgeber, der beide Jungen aus dem Freizeitbereich kennt, steht fest, dass sich der 14-jährige Gesamtschüler, den die Polizei als Haupttatverdächtigen des Angriffs vom 10. Februar ermittelte, mehrmals gegenüber nichtdeutschen Mitjugendlichen problematisch verhalten habe.

„Weiter gehe ich davon aus, dass sich die ersten beiden Jungen im jeweiligen Fall nicht gewehrt haben und Schüler A. der Erste war, der B. etwas entgegengesetzt hat, was diesem nicht gefallen hat. Daraufhin suchte dieser dann gezielt mit seinen Freunden A. in der Mensa auf – abends dann als Zugabe noch privat zu Hause.

Ich und meine Kollegen sind inzwischen der Überzeugung, dass dieser Schüler leider ein gesellschaftliches Problem hat in Umgang mit Mitbürgern anderer Herkunft. Und dass sich A. hier nur gewehrt hat.“

Umso schlimmer sei es dann für den am 10. Februar übel zusammengeschlagenen Neuntklässler gewesen, dass er auf Beschluss der Schulkonferenz von der Klassenfahrt ausgeschlossen wurde, die am Donnerstag startete.

„Kindern und Jugendlichen, die wir integrieren, eine Klassenfahrt zu verweigern, ist der völlig falsche Ansatz. Eine Integration findet nur in der Gesellschaft statt“, kritisiert der externe Informant.

Und eine Mutter, die mit den Vorfällen vertraut ist, schrieb uns am Freitagabend kurz nach Veröffentlichung des Artikels:

„Ich muss mal was loswerden. Ich weiß, dass alle Schüler des 9. Jahrgangs traurig sind, dass A. nicht mit durfte und man es auch nicht nachvollziehen kann. Denn er ist das Opfer.

Und jetzt darf er nicht mit auf eine Klassenfahrt, die er nur einmal in seinem Leben so erleben darf. Was ist das bitte. Das macht mich unendlich traurig. Und alles, weil er Eltern hat, die sich nicht wehren können.“


Die Schulleiterinnen der beiden involvierten Schulen, Gabriele Sowka (PWG) und Angelika Remmers (PGU), schickten unserer Redaktion auf Bitte um Stellungnahmen die folgende gemeinsame Erklärung:

„Das PGU und die PWG sind mit dem Siegel für Schulen ohne Rassismus – Schule mit Courage ausgezeichnet worden. Als Schulen ohne Rassismus – Schule mit Courage würden wir natürlich hochsensibel auf fremdenfeindliche Vorfälle in unseren Schule reagieren.

An der PWG und am PGU sind Methoden der gewaltfreien Konfliktlösung ein wichtiger Baustein des Erziehungskonzeptes. 

Fakt ist, dass es einen Konflikt gab, der vielschichtig ist. Alle Akteure haben dazu beigetragen, dass dieser Konflikt eskaliert ist.

Der Vorfall hat im Übrigen im Haus 8 stattgefunden (Gemeinschaftshaus des PGU und der PWG). Hier begegnen sich täglich die Schülerinnen und Schüler beider Schulen. Von einem Übergriff auf eine Lehrkraft ist uns nichts bekannt.

Nach dem Vorfall haben die Ordnungskonferenzen beider Schulen bereits getagt und erste zwingend notwendige Ordnungsmaßnahme beschlossen. (Gemeint ist der Ausschluss des PGU-Schülers von der Klassenfahrt, d. Red.). 

Das PGU als UNESCO-Projektschule und die PWG als Europaschule legen größten Wert darauf, dass die Werte, die mit diesem Status einhergehen, auch eingehalten werden. Dazu gehört auch ein friedliches Miteinander und das Einhalten von Konfliktlösungsstrategien, die keine Formen von verbaler und körperlicher Aggressionen zulassen. 

Zu den Ordnungsmaßnahmen werden wir uns natürlich nicht äußern. Für die zivilrechtliche Aufarbeitung ist die Polizei zuständig.“

6 KOMMENTARE

  1. Die einzige „zwielichte Gestalt“, die sich hier gerade herumtreibt, sind eindeutig Sie, „Peter“. Es ist schon bezeichnend, was hier reflexartig von Ihnen kommt, sobald ihr rassistisch unterfüttertes Narrativ nicht erfüllt wird. Sie können gewiss sein, dass wir uns der Seriösität und Glaubwürdigkeit unserer Informanten nicht nur von Seite aus gründlich versichern, bevor wir sie anonym zu Wort kommen lassen. Das sollten wir vielleicht auch einmal bei Anonymschreibern wie Ihnen anfangen. Wie fänden Sie das? Beste Grüße in Ihre Filterblase!

  2. Wieso der User „Peter“ hier auf „zwielichtige Informanten“ abzielt, erschließt sich mir nicht. „Zwielichtig“ weil anonym? Würde man den Artikel in der Tiefe lesen und sich in die Situation der Informanten versetzen, dürfte das anonyme Auftreten sofort logisch erscheinen: Die „Informanten“ haben Angst vor Repressalien, sollten sie öffentlich namentlich genannt werden. Ein Umstand, der sehr bedenklich ist und einem Sorge macht – wer öffentlich die Wahrheit sagt, erfährt Schläge oder sonstige Nachteile. Ebenso Sorge macht einem die Tatsache, dass Menschen, die im Rahmen einer Auseinandersetzung zu Boden gehen, getreten werden. Und das gar gezielt gegen den Kopf! Ich bin in den 50ern und kann nur sagen, dass es natürlich auch in meiner Jugend Schlägereien gegeben hat. Wer da aber zu Boden ging, der hatte verloren und der Kampf war beendet. Gesellschaftliche Werte wie etwa Respekt, Fairness, Toleranz und Achtung gehen immer mehr und immer schneller verloren Armselig und gefährlich! Ich hoffe sehr, dass der in diesem Fall Getretene keine bleibenden Schäden davongetragen hat (ganz egal, ob er die Streitigkeit begonnen hat oder nicht).

    • Vielen Dank, Richard, für diesen Kommentar. Es ist genau so, wie Sie schreiben. Natürlich fürchtet der Informant Repressalien bzw. Probleme privater und auch beruflicher Art. Ähnliches gilt für die Mutter, die wir im Bericht zu Wort kommen lassen. Voraussetzung für Anonymität ist für uns grundsätzlich, dass uns die persönlichen Kontaktdaten bekannt gemacht werden und dass wir zuvor persönlich mit dem- oder derjenigen gesprochen haben. Beides trifft für die hier auftretenden Personen zu. Zudem liegen uns Screenshots vor, die das Geschilderte flankieren. Ihre guten Wünsche an den angegriffenen Jungen geben wir gern an die Familie weiter. VG von der Redaktion.

    • Zusätzlich als Antwort auf Ihre im Eingangssatz gestellte Vermutung, Richard: Der User „Peter“ ist dafür bekannt, sich bei seinen Kommentaren in einer Weise zu äußern, die sich in der Regel als „rechtsaußen“ klassifizieren lassen. Wäre die Täter-Opfer-Konstellation in diesem geschilderten Fall umgekehrt, hätte „Peter“ den „zwielichtigen Gestalten“ hier eine Lobeshymne hinterlassen. Dessen sind wir weitgehend sicher.

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