Massenhaft fehlerhafte Lollitests in Kitas: Das sagt das Ministerium

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Lollitest - Foto Archiv

PCR-Test positiv, doch Lollitest der Kita zeigt hartnäckig negativ an: Auf große Resonanz stieß am Wochenende unser Bericht über offenbar fehlerhafte Lollitests in Kitas. Die Erfahrungen einer Leserin aus Unna bestätigten Dutzende.

Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen übermittelte uns heute dazu auf Nachfrage folgende Stellungnahme:

„Das Land Nordrhein-Westfalen stellt seit Anfang April 2021 für alle Kinder in der nach dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz) geförderten Kindertagesbetreuung Selbsttests zur Verfügung. Die Testfrequenz ist in der 2. Kalenderwoche 2022 auf drei Tests pro Woche erhöht worden.

Aktuell stellen wir Lolli-Tests für Kinder in der Kindertagesbetreuung zur Verfügung, für die bei Speichelproben im Bereich eines CT-Wertes von ≤25, was einer hohen Viruslast entspricht, nach der PEI-Liste (Stand: 31.01.2022) eine Sensitivität von 100 % ausgewiesen wird und für die darüber hinaus bereits die Bestätigung des Herstellers vorliegt, dass diese auch auf die neue Variante Omikron ansprechen.

Bei dem Test handelt es sich um folgendes Produkt:

Selbsttest in 1er VPE, COVID-19 Antigen Rapid Test Kit (Colloidal Gold) zur Eigenanwendung für Speichelabstrich Schnelltests.

Hersteller: Xiamen AmonMed Biotechnology Co.,Ltd.

Die Pandemie zeigt wie unter einem Brennglas, wie wichtig für Kinder die frühkindlichen Bildungsangebote sind. Ziel bleibt daher, die Angebote für die Kinder und ihre Familien aufrechtzuerhalten und zugleich die Kinder, Beschäftigten und Kindertagespflegepersonen bestmöglich zu schützen.

Die Landesregierung beobachtet durchgehend die Lage sowie das Infektionsgeschehen in den Angeboten der Kindertagesbetreuung und ergreift die jeweils erforderlichen Maßnahmen. Es ist aber immer eine Abwägung vieler weiterer Faktoren erforderlich.

Dabei müssen die Kinder und ihre Belange und ihr Recht auf Bildung im Mittelpunkt stehen. Es muss darum gehen, dass Kinder auch in der Kindertagesbetreuung ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot haben. Flächendeckende Schließungen oder Angebotsreduzierungen sind derzeit nicht geplant. Aufgrund der stark steigenden Infektionszahlen sind jedoch örtliche Schließungen nicht zu verhindern.

Es besteht nach den uns vorliegenden Informationen und auch laut Kinderärztinnen und -ärzten sowie weiterer Fachverbände aktuell keine Notwendigkeit zu Beschränkungen bei Kindern, da sie durch Omikron keiner schweren Gefährdung ausgesetzt sind. In der Regel sind die Verläufe bei den Kindern sehr mild oder symptomfrei. 

Statt der Selbsttests bieten einige Kommunen in Nordrhein-Westfalen sogenannte Lolli-Pool-Tests mit anschließender PCR-Laborauswertung an. Dies wird vom Land finanziell unterstützt. Da einzelne Kommunen bereits im April 2021 mit der Frage nach finanzieller Unterstützung für PCR-Testverfahren an uns herangetreten sind, haben wir dies kurzfristig umgesetzt. So bieten wir den Jugendämtern, die eine eigene Teststrategie verfolgen, bereits seit Mai letzten Jahres eine Umstellung auf eine Kostenbeteiligung des Landes an.

Bei dem Testkonzept des Schulministeriums für die Grund- und Förderschulen handelt es sich um 3.700 Standorte. Im Bereich der Kindertagesbetreuung dagegen haben wir landesweit rund 10.600 Kitas in unterschiedlicher Trägerschaft plus den Bereich der Kindertagespflege. Eine landesweite Organisation und Übertragbarkeit dieses Konzepts auf die Kindertagesbetreuung in ganz Nordrhein-Westfalen ist jedoch leider weder logistisch, noch mit Blick auf die vorhandenen Laborkapazitäten umsetzbar.“

ERGÄNZEND teilte das Land mit:

„Die Tests sind eine wichtige Komponente für den Infektionsschutz in den Kitas. Wie alle Antigentests können sie jedoch keine hundertprozentige Sicherheit bieten.

Generell ist bei der Anwendung von Tests anzumerken, dass das Ergebnis stark vom Zeitpunkt der Probennahme, der Qualität der Probe und der sachgerechten Durchführung des Tests abhängig ist. Insbesondere bei unbekanntem Infektionszeitpunkt (etwa bei asymptomatischen Personen) und in den ersten 7 Tagen nach Infektion ändern sich die Viruslasten in den oberen Atemwegen rasch.

So kann ein negatives Ergebnis am Tag 4 nach Infektion bereits einen Tag später aufgrund der fortgeschrittenen Virusvermehrung im Nasopharynx bei einer erneuten Beprobung und Untersuchung in der neuen Probe positiv ausfallen.

Bei serieller (wiederholter) Beprobung steigt die Wahrscheinlichkeit der Früherkennung einer übertragungsrelevanten Infektion.

Antigentests zur Eigenanwendung, auch wenn sie die technischen Anforderungen an die Empfindlichkeit (Sensitivität) erfüllen, sind zudem nur dann richtig aussagekräftig, wenn die Vorgaben bei der Anwendung eingehalten wurden. Eine Infektion können sie nur detektieren, wenn zum Testzeitpunkt eine hohe Viruslast besteht. Daher wird eine regelmäßige Testung der Kinder empfohlen. Damit wird die Aussagekraft der Tests erhöht.

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