„Wie nach einem Monsun“ – In Fröndenberg wurden Straßen zu strömenden Flüssen

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Hochwasser Fröndenberg Foto: A. Reichert

„Wie nach einer Naturkatastrophe.“ „Wie nach einem Monsun.“

Schockiert kommentierten Passanten am Sonntagabend (4. Juli) in Fröndenberg die verheerenden Folgen des fast vierstündigen Sturzregens, der am Nachmittag insbesondere das Löhnbachtal mit dem Freibad und dem Seniorenheim, die Ortsteile Westick, Warmen und Neimen und auch teilweise die Palzdörfer unter Wasser gesetzt hatte.

HIER unser Bericht vom Nachmittag mit einer Fotoserie.

Die schweren Unwetter zogen ab mittags mit Gewittern, Sturm und Starkregen über den Kreis und trafen diesmal die Ruhrstadt mit voller Wucht.

Straßen glichen strömenden Flüssen, Keller liefen voll, gekieste Parkplätze wurden unter den Rädern der geparkten Autos buchstäblich weggerissen und einzelne Autos gleich mit dazu.

Die Bahnlinie stand bereits nach einer halben Stunde nach Beginn des Unwetters unter Wasser, der Zugverkehr in Richtung Wickede wurde eingestellt.

„Ich wohne jetzt so viele Jahre in Fröndenberg, aber so eine Flut habe ich hier noch nicht erlebt“, sagte ein Anwohner des Wiesengrundes, der zum Löhnbachtal hinab abgesperrt war.

Denn ins Tal hinunter sowie auf die Alleestraße im Bereich Hirschberg hatte sich die Sturzflut ungehemmt ergossen, mitsamt Bergen von Kies und Schlamm sowie herausgebrochenen und mitgerissenen Asphaltbrocken aus der desolaten Fahrbahn.

Um 20.15 Uhr schickte die Kreisverwaltung Unna eine vorläufige Unwetter-Bilanz.

Die Rettungsleitstelle zählte demnach bis zum Abend rund 320 Unwetter-Einsätze in Fröndenberg, 55 in Unna und 50 in Lünen. In Selm brannte ein Dachstuhl.

Am schwersten betroffen war jedoch Fröndenberg:

Hier waren bis zum Abend knapp 240 Feuerwehrleute im Einsatz – neben der kompletten Freiwilligen Feuerwehr Fröndenberg helfen Kräfte aus Unna, Holzwickede, Menden, Kamen, Schwerte und Iserlohn, dazu das Deutsche Rote Kreuz aus Fröndenberg – obgleich selbst vom Hochwasser betroffen -, das DRK Kamen und das Technische Hilfswerk.

Im Löhnbachtal hatte der sich zum reißenden Strom verwandelte Löhnbach eine Extremsituation verursacht. Hier musste ddas Erdgeschoss des Seniorenheims evakuiert werden, da Wassermengen es überfluteten.

Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden in oberen Etagen untergebracht, in der nahen Gesamtschule wurde ihnen ein Abendessen zubereitet.

Das Freibad, in dem sich noch bis zum späten Vormittag Badegäste sorglos unter bis dato blauem Himmel vergnügt hatten, glich einer glänzenden braunen Seenplatte.

Im Eingangskorridor des Löhnbades schwappte das Wasser gegen 19.30 Uhr noch kniehoch, wurde unermüdlich von den Wehren abgepumpt.

Gepumpt und geschöpft werden musste stundenlang bis in die Nacht hinein auch in privaten Kellern (vor allem im Bereich Alleestraße/Bismarckstraße/Graf-Adolf-Straße) oder gefluteten Firmengebäuden in Westick, wo das braune schlammige Wasser auf dem Netto-Parkplatz kniehoch vor sich hin suppte.
 
Zum Glück kamen laut Stand vom Sonntagabend keine Menschen zu schaden. Die Sachschäden allerdings, bilanziert die Kreisverwaltung, sind immens.

Der Deutsche Wetterdienst hatte für den Sonntag bis zum späten Nachmittag eine Warnung vor extremem Unwetter (Stufe 4 von 4) herausgegeben. Am Mittag war das Gewitter mit Starkregen aufgezogen. Der erste Hilferuf über die 112 aus Fröndenberg kam um 12.38 Uhr in der Rettungsleitstelle des Kreises Unna an.

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