Bei der wohl finalen Entscheidung über die Eissporthalle Unna am Donnerstag, 17. Juni, im Haupt-und Finanzausschuss des Unnaer Stadtrates – das Ende der alten Halle wurde faktisch beschlossen – stellte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Claudia Keuchel eine bemerkenswerte These auf:
In dem überraschend deutlichen Votum für den Erhalt der 40 Jahre alten Eissporthalle beim Bürgerentscheid vom 26. Mai 2019 habe sich letztlich ein anderer Bürgerprotest entladen.
„Es war ein Bürgerprotest letztlich fürs Freizeitbad Massen.“
Ging es vielen der rund 16.000 abstimmenden Unnaerinnen und Unnaern beim Eishallen-Bürgerentscheid also gar nicht primär um Eissport in Unna, sondern um eine grundsätzliche Protestnote gegen den bis heute nicht verwundenen Abriss des einzigen großen Freibades der Kreisstadt?
Vieles spricht dafür, nicht nur die Reaktionen, die bis heute stets unter Berichten über die Eissporthalle und den (nunmehr ausgehebelten) Bürgerentscheid zu lesen sind. Auch im Wahlkampf für den Bürgerentscheid hörte man von Bürgerinnen und Bürgern immer wieder das Wort „Freizeitbad“, und stets wurde diese Parallele mit der bitteren Bemerkung verbunden: Das Freizeit- und Solebad in Massen habe die Stadt „genauso vergammeln lassen wie die Eissporthalle“, und genauso falle ihr jetzt wieder nur der Abriss ein.
Wenn sich aber der Bürgerprotest, welcher sich im Mai 2019 so überraschend deutlich im Bürgerentscheid für die Eishalle Bahn brach, letztlich stellvertretend auf das Freizeitbad richtet, wieso lassen Unnas Entscheider in Rat und Rathaus nicht endlich Konsequenzen folgen – und diskutieren ernsthaft über den Bau eines neuen Freizeitbades?
Davon abgesehen, dass die Haushaltskassen leer sind: Keine Stadt im weiten Umkreis Unnas steht bezüglich Wasserflächen so bescheiden da wie ausgerechnet die Kreisstadt.
Keine andere Stadt überlässt es einem (enorm engagierten) Bürgerverein, dafür zu sorgen, dass mit dem Bornekampbad nicht auch noch das letzte kleine Freibad in der Kreisstadt verschwindet.
Im Zuge der Klimaerwärmung hat Unna im vorigen Jahr wie viele andere Städte den „Klimanotstand“ ausgerufen, ohne jedoch wie andere Städte auf die fraglos immer wärmeren Sommer mit einem entsprechenden Freizeitangebot zu reagieren.
Dass die Brunnen in der Stadt – „pandemiebedingt“ – ausgerechnet während der ersten kurzen Hitzewille dieses Jahres staubtrocken blieben, „um unerwünschte Ansammlungen zu vermeiden“, während sie überall im weiten Umkreis fröhlich plätscherten und Kinder und Familien erfreuten, bleibt als absurde Randnotiz stehen, spricht aber Bände.
Denn wenngleich jetzt mit dem kostenlosen Bädereintritt für Unnas Kinder und Jugendliche während der Sommerferien (endlich einmal) ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde, fällt der vergleichende Blick in die anderen Städte und Gemeinden des Kreises und darüber hinaus – bis auf eine einzige alle kleiner als Unna – für eine Kreisstadt schlichtweg blamabel.
Holzwickede, kleinste Gemeinde des Kreises mit rund 17.000 Einwohnern, bietet mit der Schönen Flöte ein großes, attraktives Freibad mitten im Grünen.
Bönen, 18.600 Einwohner klein, bietet mit „Bad und Sauna Bönen“ ein Hallenbad mit wettkampftauglichem Sportbecken, Mehrzweck-/Bewegungsbecken und einem Kleinkinderbecken, dazu Wärmebänke und einen Wintergarten mit Ruheliegen. Betrieben wird die Einrichtung von den Gemeinschaftsstadtwerken (GSW freizeit), die auch die Bäder in Kamen und Bergkamen verantworten.
Fröndenberg, die Kleinstadt an der Ruhr (22.000 Einwohner), bietet zwei große, attraktive Freibäder mit Sport- und weiteren Becken: das von den Stadtwerken Fröndenberg betriebene Löhnbad in der Stadtmitte und das Bürgerbad Dellwig im Westen der Stadt. Betrieben von hochmotivierten Ehrenamtlichen, bekam das Freibad Dellwig vom Stadtrat im vorigen Jahr einen langfristigen jährlichen Zuschuss zur Bestandssicherung gewährt.
Auch Selm am nördlichen Ende des Kreises, bietet seinen rund 25.000 Einwohnern zwei Bäder – ein Freibad und ein Hallenbad.
Werne, die Kleinstadt an der Lippe (rund 28.000 Einwohner), kann mit dem jüngst umfangreich modernisierten Sole- und Erlebnisbad punkten. Das 560 m² umfassende Solebecken ist in drei Funktionsbereiche eingeteilt. Ganzjährig kann unter freiem Himmel in 33° Grad warmem Wasser Entspannung gefunden werden.
Schwerte (rund 49.200 Einwohner) bietet das öffentliche Stadtbad (Hallenbad) und ein bürgerschaftlich betriebenes Freibad, das Elsebad.
Kamen (44.600 Einwohner) und Bergkamen (rund 50.400 Einwohner), Unnas kleinere Nachbarstädte im Norden, bieten durch ihre Gemeinschaftsstadtwerke (GSW freizeit) je ein Freibad (Bergkamen ein Wellenbad) und je ein Hallenbad. Neu gebaut werden soll in Kamen ein modernes Kombibad und in Bergkamen ein ebenso ambitioniertes Ganzjahresbad (Bilder unten, Fotoquelle gsw freizeit.de)
Schließlich kommt Lünen als größte Stadt im Kreis (rund 89.200 Einwohner) auf drei Bäder, die für Besucher zugänglich sind: Das Lippe Bad ist das Zentrale Hallenbad an der Konrad Adenauer Straße. Es wird zusammen mit dem Freibad am Cappenberger See und dem Freibad Brambauer von der Bädergesellschaft Lünen betrieben.
In der östlichen Nachbarschaft Unnas sind dazu die beiden attraktiven Frei- bzw. Freizeitbäder der Gemeinde Wickede/Ruhr und der Wallfahrtstadt Werl zu erwähnen, die insbesondere von Badegästen der Unnaer Ostgemeinden gern besucht werden. Auch Wickede und Werl sind bekanntlich deutlich kleiner als Unna.
Unna selbst schließlich – mit rund 60.800 Einwohnern zweitgrößte Stadt im Kreis – hat mit der Schwimmsporthalle am Bergenkamp ein Hallenbad zu bieten, das optisch wie von den Öffnungszeiten her seinen Schwerpunkt deutlich auf Schwimmsport und -wettkämpfe legt – was sich auch im Namen ausdrückt.
In den in der übernächste Woche beginnenden Sommerferien werden erstmals die Öffnungszeiten für öffentliche Besucher bis in den Nachmittag hinein erweitert. Sonst ist am Mittag Schluss (samstags geht es erst ab mittags los).
Als einziges Freibad mit einem Becken plus Planschbereich für Kinder gibt es das Bornekampbad im Bornekamp. Es wird von einem rührigen Freibadverein betrieben.
Rückblick – die tiefe, nicht heilende Wunde „Sole- und Freizeitbad Massen“
„Freunde des Sole- und Freizeitbades Unna-Massen blicken sicherlich wehmütig auf die Einstellung des Badebetriebs des Freibads in Massen.“ So heißt es, zutreffend bis heute, auf der Website „ausgebadet.de“, die umfangreiches Bildmaterial und Hintergrundinformationen vom Abriss und Rückbau des Freizeitbades archiviert hat.
Das Freizeitbad Unna-Massen eröffnete 1982 an der Kleistraße. Zu den Hoch-Zeiten des Bades tummelten sich hier jedes Jahr rund 500.000 Gäste.
„Zuletzt konnte allerdings nur noch etwa die Hälfte der Besucher verzeichnet werden, was wohl auch an dem maroden Zustand des Bades gelegen haben dürfte“, stellte „ausgebadet.de“ leidlich treffend fest.
Es folgten zahlreiche Diskussionen im Stadtrat. Bis dieser schließlich im ersten Jahrzehnt der 2000er-Jahre das Aus beschloss.
Im Herbst 2009 endete der Freibadbetrieb, im Februar 2010 wurde der Saunabetrieb eingestellt, und im Juli 2012 rollten die Abrissbagger an.
„In dieser Zeit“, so dokumentiert der Autor von „ausgebadet“,
„… war es interessant zu sehen, aus welchen Ecken der näheren Umgebung ehemalige Gäste vorbeischauten, um sich ein Bild von dem verschwindenden Bad zu machen. Meist einfach nur mit einem verständnislosen Kopfschütteln begleitet.“
Da ein mögliches Bürgerbad scheiterte, wird es also nun in Massen kein Freibad mehr geben. Statt dessen ist … auf dem 27.000 Quadratmeter großen Gelände eine naturnahe Fläche entstanden.“
Diese ist nun aktuell für einen möglichen Ersatz der dem Abriss geweihten Eissporthalle avisiert – in Form einer Traglufthalle für Eissport wie Jugendzentrumszwecke und betrieben vom Eishockeyclub KJEC. Ob die vom KJEC auf 4 Millionen Euro kalkulierte Neubau jedoch tatsächlich realisiert wird und ob das auf der Freizeitbadfläche geschieht, ist jedoch noch völlig offen.
Von einem neuen Unnaer Freizeitbad ist jedenfalls auch weiterhin keine Rede mehr.
Die etwas älteren von uns erinnern sich sicherlich noch an das Hallenbad an der Kreuzung Parkstraße/ Platanenallee welches auch „ausgebadet“ bzw runter gewirtschaftet wurde!?
Ich stelle auch mal eine“These“ auf und begebe mich wie Frau K auf dünnes EIS “ bekommt man in unser Stadtverwaltung vielleicht schon in der Ausbildung beigebracht das Abriss und Neubau effektiver und kostengünstig ist als Erhalt und Pflege“
Sicherlich sind die Bürger und Bürgerinnen enttäuscht und haben ihren Unmut in dem Bürgerentscheid kund getan!!
Nicht zu vergessen ist auch das vorangegangenen Bürgerbegehren!!
WAS frage Ich mich müssen die Bürger und Bürgerinnen noch tun, damit in der Politik der Groschen fällt ?!
“ Früher schon ( um 1400) die Häufigste Konflikttypen waren Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft und Konflikte der Bürger mit dem Stadtherrn.“ Neue These“ hat sich wohl nicht viel getan die letzten Jahrhunderten !?
SORRY aber IHR habt es “ VERBERBOCKT“