Schlachthofskandal: Landrat fordert nach wochenlangem Schweigen „sachlichen Umgang“

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Landrat Mario Löhr / Fotoquelle SPD Kreis Unna

Rund drei Wochen nach der ersten Presseanfrage durch Rundblick Unna und knapp einen Monat nach dem Aufdecken der fortgesetzten Tierquälereien im Schlachthof Selm durch die „SOKO Tierschutz“ nimmt am heutigen Nachmittag, 13. April, Landrat Mario Löhr (SPD) zu den massiven Vorwürfen gegen das Kreisveterinäramt Stellung.

Vorangegangen war am heutigen Mittag die Ankündigung des SOKO Tierschutz, Strafanzeige gegen Löhrs Behörde zu stellen. Hier unser Bericht.

Zugleich wiederholte unsere Redaktion am heutigen Tag abermals die mehrteilige Presseanfrage an die Kreisverwaltung, die diese bis dato mit Schweigen quittiert hatte – und das auch heute wieder tat.

Um 16.45 Uhr gab der Kreis statt dessen folgende Pressemitteilung heraus:

 Landrat Mario Löhr sagt bei den laufenden Ermittlungen zu den Schächtungsvorwürfen gegen den Schlachthof Prott in Selm den Ermittlungsbehörden volle Unterstützung zu. Das gälte, so Löhr, für die Ermittlung gegen die Betreiber des Schlachthofes genauso, wie für die Anzeigen, die gegen den Kreis selbst Pressemeldungen zu Folge im Raum stehen.
 
„Ich gehe von hoher krimineller Energie aus, die nun mit Videobeweisen belegt ist. Da wurde gezielt an den Aufklärungs- und Kontrollmöglichkeiten meiner Behörde vorbei brutal geschächtet,“ betont der Landrat. „Natürlich gilt, dass wir uns sehr kritisch selbst hinterfragen und die Konsequenzen ziehen, die gezogen werden müssen,“ so Löhr weiter. „Wenn wir das hätten verhindern können, will ich das wissen. Dann stellen wir die Fehler ab.“
 
„Ich teile das Entsetzen der Menschen, angesichts solcher Bilder, wie sie aus dem Schlachthof vorliegen. Das ist widerwärtig und ohne Skrupel,“ beschreibt Landrat Löhr seine eigenen Empfindungen bei Sichten eines Teils des Materials.

Auch für die Äußerungen und Nachfragen, die seit Wochen beim Kreis Unna eingehen, hat der Behördenchef, der sein Amt im November vergangenen Jahres angetreten hat, Verständnis. „Wir stellen uns den kritischen Nachfragen! Was nicht geht ist, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder beauftragte Veterinäre pauschal und übel beschimpft werden,“ stellt er klar. „Das geht bis zu ernstzunehmenden Drohungen gegen Leib und Leben – da wird eine Linie überschritten,“ sagt Löhr und wirbt für Fairness.
 
Keine Erklärungen zu laufenden Ermittlungen
Zu Detailfragen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wird sich die Kreisverwaltung im laufenden Verfahren nicht äußern. „Das können wir nicht machen, obwohl auch Vorwürfe gegen die Kreisverwaltung so entkräftet werden könnten,“ erklärt Landrat Löhr. Allerdings prüfe man rechtliche Schritte, um offensichtlich unwahre Behauptungen in Zukunft zu verhindern.“

UPDATE – am Abend dieser Erklärung griff das ARD-Magazin „FAKT“ den Skandal ein erneutes Mal auf und stellte darin die Frage: Was wussten die Behörden – und was wusste konkret der Kreis?

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