Trotz steigender Corona-Neuinfektionen (offenbar auch aufgrund der Mutante B.1.1.7.) hält Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) an ihrem Öffnungskurs für die weiterführenden Schulen fest.
Kommunen, die aufgrund besonders hoher Inzidenzwerte den Distanzunterricht hatten beibehalten wollen, wurden von Gebauer gezwungen, die Schulen zu öffnen. (Die NRW-weite Inzidenz liegt heute laut Landeszentrum Gesundheit bei 82,9, die für den Kreis Unna bei 66,2. Beide Werte sind erneut gestiegen.)
Einen Bericht über die Situation in weiteren betroffenen Kommunen in ganz NRW veröffentlichte gestern das Online-Bildungsmagazin News4Teachers.de:
Demnach kritisiert die Landeselternschaft der Gymnasien – mitgliederstärkster Elternverband in Deutschland – kritisiert Gebauers Entschluss als „Ritt auf der Rasierklinge“.
In dem Bericht von News4Teachers heißt es:
„Der Kreis Düren hatte wegen der Infektionslage beantragt, von der weiteren Schulöffnung in den zwei Wochen bis zu den Osterferien ausgenommen zu werden. Das Schulministerium lehnte das am Freitag aber ab.
Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass Schulen in den betroffenen Kommunen in besonderem Maß für das Infektionsgeschehen verantwortlich seien,
hieß laut dem Kreis aus dem Ministerium. Schulschließungen oder die Einschränkung des Schulbetriebes kämen demnach erst als letztes Mittel in der Pandemiebekämpfung infrage.
Nach den Daten des RKI vom Freitag liegt die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen im Kreis Düren bei 138,3. In der Stadt Düren liege der Wert aktuell bei rund 240. Etwa zwei Drittel der Corona-Neuinfektionen gehen nach Angaben des Kreises bereits auf die zuerst in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Variante zurück, die als noch ansteckender gilt.
Dürens Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) hatte deutlich gemacht, dass 14 weitere Tage Distanzunterricht helfen könnten in der aktuellen Infektionslage und dabei, Lösungen in den Schulen vor Ort zu finden. Die Ausweitung des Präsenzunterrichts bedeute unter anderem auch mehr Kontakte auf dem Weg zur Schule.
Neben dem Kreis Düren wurde auch der Oberbergische Kreis bei der Landesregierung wegen der weiteren Schulöffnung in Zeiten steigender Corona-Infektionen vorstellig.
Das daraufhin eingeschaltete Gesundheitsministerium habe mitgeteilt, eine Aussetzung des nächsten Öffnungsschrittes für den Schulbereich nicht mitzutragen.
Auch die MK-Kommunen Lüdenscheid und Halver und die Gemeinde Ruppichteroth hätten die Öffnungen verhindern wollen, vergeblich.
Landesregierung sieht keinen Anlass, von ihrem Kurs abzuweichen:
Tests für Lehrer und Schüler würden «eine Menge Sicherheit in den Unterricht» bringen, hatte am Donnerstag Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärt. Gebauer hatte mehrfach erklärt, dass es dabei um Bildungserfolg und Bildungsgerechtigkeit sowie um den Schutz im Schulleben gehe.
«Im Rückblick war es richtig, so lange wie möglich am Präsenzunterricht festzuhalten. Das erste Schulhalbjahr konnte unter Wahrung der strengen Vorgaben für den Infektionsschutz weitestgehend im Präsenzunterricht durchgeführt werden»,
sagte sie. Davon profitierten die Schüler und Schülerinnen nun, zum Beispiel bei der Vorbereitung auf ihre Abschlussprüfungen.
„Und obwohl in den vergangenen Wochen in den Schulen eine zunehmende Professionalisierung des Distanzunterrichts zu beobachten war, ist es nun ebenfalls richtig, Schritt für Schritt den Präsenzunterricht für weitere Klassen wiederaufzunehmen.»
Nach Ansicht der Landeselternschaft der Gymnasien bleibt das Thema Schule in der Corona-Pandemie «ein Ritt auf der Rasierklinge».
„Es ist verständlich, wenn Eltern in Regionen mit einer hohen Inzidenz Bedenken haben, ihr Kind in die Schule zu schicken», erklärte Vorstand Franz-Josef Kahlen. Die Lage werde mit den steigenden Neuinfektionen wieder kritischer, während sich an den Schulen in Sachen Gesundheitsschutz kaum etwas getan habe.
«Der Schritt in den Präsenzunterricht am Montag läuft nicht parallel mit neuen, zusätzlichen Schutzmaßnahmen, die seit langer Zeit gefordert werden.»
„Der Unterricht im Wechselmodell kann nicht dem Unterricht in vollem Umfang entsprechen“
«Anders als im Herbst des letzten Jahres kehren die Schülerinnen und Schüler nur eingeschränkt an die Schulen zurück und werden in einem Wechselmodell unterrichtet», sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW.
Ob nach den Osterferien mehr Präsenzunterricht möglich sein werde, hängt davon ab, wie sich die Infektionszahlen entwickeln.
Ähnlich sieht das auch die Gewerkschaft GEW: «Der Unterricht im Wechselmodell kann nicht dem Unterricht in vollem Umfang entsprechen, es kann nicht die volle Stundentafel abgebildet werden. Es ist also eine deutlich andere Situation als vor den Weihnachtsferien.»
[…] Lesen Sie dazu auch: „Ein Ritt auf der Rasierklinge“ – Gebauer zwinge zu Öffnunge… […]
Bisher glaubte ich eine Landesregierung mit Hannelore Kraft und Schulministerin S. Löhrmann „schlimmer geht nimmer“. Werde derzeit eines besseren belehrt.
Diese Ignoranz und Arroganz gepaart mit Inkompetenz ist kaum noch zu überbieten von diesen Ministern.
Seit 1 Jahr haben wir das (Schul) Thema, seit Juli letzten Jahres im Angebot und als gut und wirksam getestet Luftreinigungsgeräte.
Was ist unternommen worden um wieder einen geregelten Unterrichtsablauf zu schaffen und das zu ermöglichen was von dieser Schulministerin als besonders Wichtig gepredigt wird, der soziale und direkte Kontakt /Präsenz der Schüler vor Ort? Nichts.
Stochern im Nebel, nicht nachvollziehbare Entscheidungen heute die morgen wieder gekippt werden.
Speziell Frau Gebauer wäre sicher wieder besser in ihrer „Jugendherberge“ aufgehoben und sollte dort die Betten für die Gäste machen.
Und zur Sicherheit kann sie dann ja täglich einen Schnelltest machen und sich das Stäbchen bis zum Trommelfell in die Nase stecken, so weiß sie zumindest was sie allen mit einem Test zumutet.