Positiv auf das Virus getestet – es folgte für eine 28-jährige Frau aus Unna eine nerven- und zeitzehrende Odyssee, die sie hier einmal schildern möchte.
„Nennt mich ,Frau K.´“, bittet sie, denn sie möchte nicht erkannt werden. Ihr Name und ihre Kontaktdaten sind der Redaktion bekannt.
Die Leserin schildert:
„Ich habe am vergangenen Montag durch Zufall von meinem Hausarzt erfahren, dass ich Corona-positiv getestet wurde. So weit, so gut. Ich hatte mich testen lassen, weil mein Partner auf der Arbeit Kontakt zu einer positiv getesteten Person gehabt hatte. Am Montag rief ich meinen Hausarzt an, weil ich eine Krankschreibung brauchte. Dort sagte mir die Helferin dann, dass sie das Ergebnis schon per Fax vorliegen hätte und dass es positiv sei.
Ich dachte, ja gut, es war Wochenende. Viele Leute müssen bestimmt kontaktiert werden. Warte ich mal ab, was das Gesundheitsamt sagt.
Den ganzen Nachmittag versuchte ich, beim Kreisgesundheitsamt jemanden zu erreichen, denn bis dahin war noch kein Anruf der Behörde gekommen, wie ich mich jetzt weiter verhalten sollte.
Ich hatte in der Zwischenzeit meine Kontaktpersonen schon selbst informiert. Es waren zum Glück nicht viele. Aber da war dann noch die Kita meines Sohnes, die mir im Nacken saß, weil sie dort natürlich wissen wollten, wie sie nun mit dem Befund umgehen müssen.
Ich hatte meinen Sohn zum Glück schon seit vier Tagen nicht mehr in der Kita gehabt, aber die Fragen stellten sich trotzdem. Ebenso bei meinem Arbeitgeber und meinen Kontaktpersonen.
Dienstagmorgen hatte ich immer noch keine Nachricht vom Gesundheitsamt erhalten. Den ganzen Vormittag versuchte ich dort jemanden zu erreichen – keine Chance: Es war entweder besetzt, oder niemand ging ran. 20 Minuten in der Warteschleife war nur ein Teil dieses Vormittags.
Nebenbei weiter noch die ganzen Anrufe von Menschen, die mich fragten: Bin ich denn nun auch noch im „Kontaktpersonen“-Umkreis? Jedesmal von mir die gleiche Antwort: „Ich weiß es leider nicht!“
Dann plötzlich ging mein Handy. Die Nummer vom Gesundheitsamt. Ich denke erleichtert: Na endlich! Der Mann am Telefon: „Ja, Sie haben versucht, uns zu ereeichen?“ Ich sagte, ja, „ich wurde positiv auf Corona getestet und muss nun mal wissen, wie es weitergeht.“
Seine Antwort: „Ja, ich gebe es weiter und schreibe es hier auf.“
Ehm ja…? Danke? Wieder keine Gewissheit, wie es nun weitergehen sollte. Über den offiziellen Weg hätte ich bis dahin selbst noch gar nichts von meinem positiven Ergebnis gewusst. Meine direkten Kontakte hatten sich bereits freiwillig in Quarantäne begeben und sich mittlerweile auch selbst um einen Test gekümmert.
Einen zweiten telefonischen Kontakt hatte ich dann mit dem Gesundheitsamt, weil ich an einer Grundschule als Kontaktperson angegeben worden war. Die Grundschule hat darauf wohl das Gesundheitsamt informiert oder befragt, wie sie das handhaben sollten.
Ich erklärte dem Mann vom Amt, dass sich seit zwei Tagen auf Anweisungen warte, was ich und meine Familie nun überhaupt weiter machen sollen, wie das mit der Ermittlung von Kontaktpersonen läuft usw… – Der Herr war etwas verdutzt und klärte mich dann erstmal über alles auf, was ich zu tun hätte. Seine Aussage war, sie hätten mein Ergebnis noch nicht bei sich vorliegen – laut Labor wurde das am Freitagabend per Fax rausgeschickt.
So musste ich dann mein Ergebnis, das ich schon am Montag von meinem Hausarzt bekommen hatte, selbst per Mail ans Kreisgesundheitsamt schicken.
Ich weiß nicht, wo es schief gelaufen ist, beim Labor oder beim Amt, aber ich kam mir auf jeden Fall ziemlich hilflos und alleingelassen vor.
Mein Vater wurde übrigens auch positiv getestet und noch nicht vom Gesundheitsamt informiert.
Also ich bin der Meinung, die Leute sind grundlegend überfordert mit allem und brauchen dringend Unterstützung.“
*Name und Kontaktdaten sind der Redaktion bekannt.
Mir geht es grade genauso. Habe am Samstag Mittag über die Warnapp mein positives Testergebnis, aber das Gesundheitsamt Unna hat sich bislang nicht gemeldet. Noch viel besser, die Kontaktaufnahme scheitert, da die Hotline offensichtlich offline ist und die Vermittlung sich weigert, einen weiterzuverbinden oder die Kontaktdaten zu notoieren und weiterzugeben. Keine Kontaktverfolgung, keine erklärte Quarantäne. Das sind unhaltbare Zustände. Die Bedrohung durch Corona besteht seit über 6 Monaten und das Gesundheitsamt Unna ist immer noch nicht in der Lage, die Situation auch nur annähernd zu händeln.
Hallo Herr Prolingheuer, das deckt sich leider mit vielen weiteren Erfahrungsberichten auf unserer Facebookseite. Man kann nur hoffen, dass schnell Personal aufgestockt wird. :-/