UNIQ/Urlaubsguru: Kritik an Berechnungsgrundlage für Risikogebiete

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Foto: UNIQ / UNIQ_Gründer Daniel Krahn & Daniel Marx

Die UNIQ GmbH (Unternehmen hinter Urlaubsguru) kritisiert die Berechnungsgrundlage für Risikogebiete.

Sehr geehrter Herr Maas,

momentan wird wieder viel über weitere Maßnahmen zum Infektionsschutz in der Bevölkerung diskutiert. Maskenpflicht am Arbeitsplatz, angepasste Richtlinien für Familienfeiern oder härtere Strafen bei Missachtung der Regeln sind relevante Punkte,
über die nachgedacht werden sollte.

Unser Brief richtet sich nicht gegen die allgemeinen gültigen Maßnahmen oder ausgeweitete Hygienekonzepte, um Neuinfektionen zu reduzieren. Uns geht es um die Berechnungsgrundlage der Obergrenze, die für die Entscheidung zu strengeren
Maßnahmen in Städten, Landkreisen und ganzen Ländern bis hin zur Ernennung von Risikoregionen genutzt wird.

Vor allem von Letzterem sind wir stark abhängig. Als Reisevermittler kann unser Online-Reiseportal Urlaubsguru zurzeit nur sehr eingeschränkt agieren. Das wirkt sich dementsprechend auf unsere wirtschaftliche Lage und liquiden Mittel aus. Wie andere Touristikunternehmen mussten auch wir bereits Arbeitsplätze abbauen und auf externe finanzielle Mittel zurückgreifen. Unsere
Gedanken kreisen daher momentan natürlich viel um die vorhandenen und geplanten Einschränkungen und Entscheidungen seitens der Regierung.

Mit diesem Brief möchten wir auf ein Anliegen aufmerksam machen, das uns sehr am Herzen liegt. Die Obergrenze für die Erlassung von weiteren Maßnahmen zum Infektionsschutz und der Ernennung von Risikoregionen liegt derzeit bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern.

Wir begrüßen diese Regelung, wollen aber gleichzeitig dazu anregen, über die Berechnungsgrundlage der definierten Obergrenze nachzudenken. Wenn die Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ausschlaggebend für die Entscheidung zu weiteren Einschränkungen ist, dann müssen unserer Meinung nach auch Touristen, die die Einwohnerzahl in Urlaubsregionen zeitweise (deutlich) erhöhen, berücksichtigt werden.

Im Juli haben beispielsweise die Hotels auf Mallorca und den Nachbarinseln 354.129 Gäste beherbergt:
https://www.mallorcamagazin.com/nachrichten/tourismus/2020/08/25/83183/hotels
-auf-mallorca-waren-juli-prozent-ausgelastet.html

Unseres Wissens nach wird die Tatsache, dass deutlich mehr Menschen auf Mallorca unterwegs sind als lediglich die Einwohner bei der Berechnung der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern nicht weiter beachtet.

Wäre es nicht angebracht, Touristen, die beispielsweise länger als eine Nacht in einer Region verbringen, bei den Berechnungen
zu berücksichtigen? Dieses Vorgehen würde zwar zunächst mehr Aufwand für Behörden und Institutionen bedeuten, mit den richtigen Schnittstellen dürfte sich aber eine effektive Lösung finden.

Wir möchten das Verständnis der Regierung für die Auswirkungen der Ernennung von Risikoregionen für die Tourismusbranche stärken. Für uns muss die Entscheidungsgrundlage viel agiler gehandhabt werden.

Auch fehlt uns die Relation zu Regionen in Deutschland: Einige Kolleginnen und Kollegen von uns haben sich in den vergangenen Wochen selbst ein Bild von deutschen Urlaubsregionen und beliebten Destinationen in Europa gemacht – darunter Mallorca,
Kreta und Kos.

Wir konnten alle Ähnliches feststellen: Während Deutschland völlig überlaufen ist, an vielen Orten (Zugspitze, bayrische Badeseen, Großstädte wie Düsseldorf und Dortmund) die Hygieneregeln nicht eingehalten werden oder aufgrund der Massen auch nur schwer einzuhalten sind, kann man sich in den europäischen Urlaubsregionen frei bewegen und dabei ohne Probleme die Hygiene- und
Abstandsregeln der Länder einhalten.

Zudem achtet das Personal von Hotels, Restaurants, Dienstleistern, etc. penibel auf die Einhaltung dieser, da viele einen weiteren Lockdown wirtschaftlich nicht überleben würden und Existenzängste haben.


Dass durch die Medien ein falsches Bild vermittelt wird, wurde in den letzten Wochen diskutiert und richtiggestellt: https://www.spiegel.de/reise/tourismus-in-spanien-wiesieht-der-urlaub-2020-dort-aus-a-4b7084e9-31a0-4518-a149-54c03c9caed5

Daher fordern wir:

Überdenken Sie die Entscheidungsgrundlage für verschärfte Maßnahmen zum Infektionsschutz und der Ernennung von Risikoregionen.

Berücksichtigen Sie Touristen (idealerweise auch weitere „Bewohner auf Zeit“ wie Saisonarbeiter) in der Berechnung von Einwohnerzahlen zum jeweiligen Zeitpunkt der Erfassung von Neuinfektionen.


Agilere Methoden bilden die Realität besser ab und würde auch dazu führen, dass Sie flexibler bei der Ernennung von Risikogebieten reagieren können.

Unter der ausgesprochenen Reisewarnung für 160 Risikoländer im Juni und der aktuellen Verlängerung bis Mitte September leidet die Tourismusbranche extrem – auch wir als agiles Online-Unternehmen mit einem flexiblen Geschäftsmodell.

Differenzierte Entscheidungen pro Land sollten getroffen werden.

Ähnlich wie in Spanien und Kroatien sollte eine Reisewarnung für einzelne Regionen einer Reisewarnung für das gesamte Land vorgezogen werden. Die weltweite COVID-19-Lage muss sehr ernst genommen werden, dabei darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass durch die Politik eine Atmosphäre der Angst geschaffen wird.

Dafür sorgen zum Beispiel aktuell die steigenden Fallzahlen in Deutschland, die von den Medien an die Öffentlichkeit kommuniziert werden.

Wurden in KW 11 127.457 Testungen von 114 übermittelnden Laboren durchgeführt, sind es inzwischen 875.524 Testungen von 181 übermittelnden Laboren (KW 33). Dass die Anzahl der Testungen fast sieben Mal so hoch ist wie noch zu Beginn der Pandemie, geht in der Berichterstattung unter.

Eine Darstellung der prozentualen Anzahl an Neuinfektionen im Vergleich zu den ausgeweiteten Testungen wäre realitätsnaher und lässt auch Laien die Situation besser einschätzen.


Wir können die aktuelle Situation nur mithilfe des Verantwortungsbewusstseins der Menschen überwinden. Dazu appellieren auch wir als Reisevermittler immer wieder an die Verantwortung aller, die innerhalb von Deutschland, aber auch über die
Ländergrenze hinaus unterwegs sind, sich an die jeweiligen Hygiene- und Abstandsregeln zu halten.

Zu diesem Brief ist noch zu sagen, dass wir natürlich in unseren Aussagen befangen sind. Wir haben ein Interesse daran, dass die Reisefreiheit wieder ausgeweitet und die Angst vor einer Infektion in anderen Ländern genommen wird.

Dennoch stellen wir unsere wirtschaftlichen Interessen nicht vor die Gesundheit der Menschen und nehmen die Aussagen des Auswärtigen Amtes und des Robert-Koch-Instituts sehr ernst.

Unser Brief an Sie soll zum Nachdenken anregen und zeigen, dass mit kleinen Anpassungen schon etwas bewirkt werden kann.

Wir stehen Ihnen auch gerne für einen persönlichen Austausch zur Verfügung und hoffen auf ein offenes Ohr Ihrerseits.

Mit freundlichen Grüßen,
die Geschäftsleitung der UNIQ GmbH
(Unternehmen hinter Urlaubsguru)

Quelle: UNIQ GmbH

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