Städtetag und Landräte fordern: Schulöffnung verschieben – Corona-Lockerungen werden begrüßt

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Mit der Bitte ans Land NRW, die für Donnerstag (23. 4.) geplante Öffnung der Schulen für Abschlussklassen auf Montag kommender Woche zu verschieben, bezieht der Städtetag NRW Stellung zu den Lockerungen der Coronaschutzverordnungen. Auch die Landräte kritisieren die Öffnung als zu früh.

Grundsätzlich würden Lockerungen begrüßt, schreibt  Thomas Hunsteger-Petermann, Vorsitzender des Städtetages  und Oberbürgermeister der Stadt Hamm.

„Die Städte in NRW finden es richtig, dass es jetzt eine Perspektive gibt, die Beschränkungen zu lockern. Das Leben in den Städten wird so wieder sichtbarer werden.

Die Gesundheit der Menschen in der Corona-Krise zu schützen, steht weiter im Mittelpunkt. Wir müssen weiter darauf achten, dass wir erzielte Erfolge einer langsameren Verbreitung des Virus nicht wieder aufs Spiel setzen.

Um Läden, Schulen und Kitas schrittweise zu öffnen, brauchen wir eine gute Vorbereitung und klare Vorgaben vom Land. Für konkrete Maßnahmen muss auch die praktische Expertise der Städte frühzeitig einbezogen werden. Die Verlängerung von Kita-Schließungen stellt viele Eltern vor Betreuungsprobleme. Deshalb werden die Städte alles dafür tun, die Notbetreuung wie jetzt geplant auszubauen und mehr Eltern als bisher zu entlasten.

Die Schulen müssen jetzt die Prüfungen unter neuen Vorzeichen organisieren. Das ist machbar, erfordert aber eine gute Vorbereitung. Die Schulen müssen grundgereinigt werden, die hygienischen Voraussetzungen geschaffen, Räume vorbereitet und der Schülerverkehr organisiert werden. Die kommenden Tage werden die Schulen nutzen, um den wieder beginnenden Unterricht der Abschlussklassen vorzubereiten.

Schon kommenden Donnerstag mit diesem Unterricht zu starten, ist nicht zu schaffen.

Die Städte bitten das Land, erst am 27. April mit dem Unterricht in den Schulen für die Prüfungsklassen zu beginnen. Damit der Infektionsschutz während des Betriebes funktioniert, müssen außerdem Hygienestandards eingehalten und trainiert werden. Für die Aufsicht brauchen wir ausreichend gesundes Personal und ein räumliches Konzept. Auch die Reinigung muss enger getaktet werden. Das Risiko einer neuen Infektionswelle müssen wir so gut es geht verhindern.“

Weiter sagt Hunsteger-Petermann:

„Erst nach und nach soll der Schulbetrieb für weitere Klassen schrittweise und nach einzelnen Jahrgängen gestaffelt wieder aufgenommen werden. Der jetzt vorgesehene Vorlauf bis zum 4. Mai ist wichtig, um sich darauf gründlich vorzubereiten. Bei den Schulen kommt es beispielsweise darauf an, den Unterricht womöglich zeitversetzt und in kleinen Gruppen neu zu organisieren. Das erfordert ein anderes Raumkonzept. Für die neuen Unterrichtszeiten muss zum Beispiel auch der Schülerverkehr wieder aufgenommen und verändert werden.

Die Städte unterstützen, dass mehr Eltern als bisher ihre Kinder wieder in Kitas betreuen lassen können. Auch alleinerziehende Berufstätige, Familien mit mehreren Kindern und Eltern mit besonderen gesundheitlichen Einschränkungen sollten Kinderbetreuung bevorzugt in Anspruch nehmen können.

Anschließend geht es darum, Vorkehrungen zu treffen, damit die Kindertagesstätten stufenweise wieder öffnen können. Wichtig ist dabei, wie gut Kinder in verschiedenen Altersstufen Hygiene- und Distanzregeln einhalten können. Zudem gibt viele Betreuungspersonen, die bereits älter sind oder Vorerkrankungen haben. Diese Risikogruppe gilt es besonders zu schützen. Deshalb wird es eine Herausforderung bleiben, bei einer steigenden Zahl von Kindern den Betreuungsschlüssel sicherzustellen.“

Quelle: Städtetag NRW

Die Mitglieder des Kommunalrates des Regionalverbands Ruhr, zu denen auch Landrat Michael Makiolla gehört, beklagen  in einem Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eine aus ihrer Sicht nicht ausreichende Einbindung der Kommunen in die Aktivitäten der Landesregierung.s.

Bessere Einbindung gefordert
Die Kreishaus- und Rathauschefs fordern vom Land – endlich – , einen Krisenstab einzurichten. Nur so sei sichergestellt, dass ressortübergreifende und mit den Kommunen abgestimmte Entscheidungen in eine eindeutige Erlasslage mündeten.

Falls Lockerungen der Kontaktbeschränkungen umgesetzt werden sollen, gehe dies  nur mit zeitlichem Vorlauf.

„Insbesondere bei der Wiederaufnahme des Schulbetriebs wird ein mindestens einwöchiger Vorlauf erforderlich sein.

Nur so ist sukzessive der Übergang in geregelte Abläufe möglich. Dazu gehören unter anderem das sichere Befördern der Schüler, notwendige Vorbereitungen in den Schulen und Vorgaben für und Einüben von Verhaltensweisen“, ergänzt Makiolla.

(Quelle RVR)

3 KOMMENTARE

  1. Virologen, Infektiologen, Epidemiologen und alle weiteren Experten ebenso wie Erfahrungen aus anderen Ländern sagen dass eine deutliche Lockerung nicht vertretbar und unverantwortlich ist.
    Nur Leute die die Situation in den Schulen entweder nicht kennen oder auch nicht kennen wollen raten dazu wie der Ökonom Michael Hüther. Der faselt aber von Abstandsregelungen und von erforderlichen Hygienestandards. Immerhin schränkt er ein dass man die einfach intensiv vorbereiten muss.
    Wovon also träumt der Nachts? In 4 Tagen will er das schaffen was Lehrer, Schüler, Elternbeiräte in einem Jahrzehnt nicht bekommen haben?
    Und dann haben wir da den derzeit noch für NRW Verantwortlichen. Möchtegern CDU Vorsitzender und offensichtlich Profilneurotiker Laschet.
    Entgegen aller Expertenaussagen möchte er gerne unsere Kinder und die Familien als Versuchskaninchen benutzt damit seine Umfragewerte stimmen.
    Auch wenn es in der Verantwortung der Länder liegt sollte BK Merkel nicht nur mit deutlichen Worten da durchgreifen.
    Und dann, Zitat “Die Kreishaus- und Rathauschefs fordern vom Land – endlich – , einen Krisenstab einzurichten. Nur so sei sichergestellt, dass ressortübergreifende und mit den Kommunen abgestimmte Entscheidungen in eine eindeutige Erlasslage mündeten.”
    Sorry aber ich bin echt davon ausgegangen dass es so etwas gibt.
    In der freien Wirtschaft allgemein üblich in Krisensituationen ein Risikomanagement einzurichten und hier Nichtmals angedacht trotz der vorhersehbaren und dauernden Krise.
    Dies trifft gleichermaßen auf das Zitat zu “Die Verlängerung von Kita-Schließungen stellt viele Eltern vor Betreuungsprobleme. Deshalb werden die Städte alles dafür tun, die Notbetreuung wie jetzt geplant auszubauen und mehr Eltern als bisher zu entlasten.”
    Aha, man macht sich also jetzt Gedanken über die unzumutbaren Belastungen in den Familien. Donnerwetter.
    Dann wollen wir mal hoffen dass die Forderungen des Städtetages und der Landräte fruchtet.
    Allein mir fehlt der Glaube.

  2. Ich kann dem nur zustimmen: Die hygienischen Standards an deutschen Schulen sind seit eh und je „unter aller Sau“: Defekte Toiletten, defekte Waschbecken, defekte / fehlende Papiertuchspender und von Seife gleichfalls weit und breit keine Spur. Dass die Schüler bzw. einige Schüler daran durch Vandalismus die Schuld tragen, sei zwar erwähnt, ändert jedoch nichts an dem Status Quo. Woher will man nun für alle Schulen in diesem Land die geeigneten und in ausreichender Zahl benötigten Utensilien beschaffen? Wenn man die Hygiene in der erforderlichen Art und Weise gewährleisten will, gehört in jedes Klassenzimmer ein Seifenspender plus weitere Seifenspender auf den Fluren. Gleiches gilt für Papiertuchspender. Wie jedoch durch St. Gremling bereits aufgeführt, hat man einen adäquaten Zustand in Jahren „nicht auf die Kette bekommen“ und nun soll es binnen weniger Tage gelingen. Die frühzeitigen Schulöffnungen halte ich für völlig falsch. Im Internet ist heute zu lesen, dass die Reproduktionsrate innerhalb nur zweier Tage von 0,7 auf 0,9 gestiegen ist! Kein Wunder, wenn die Dummen nicht aussterben und, wie gestern gleichfalls im Internet zu lesen war, ein Verkaufsgeschäft in Massen stürmen, nur weil dort irgendein Bekleidungsteil von Dieter Bohlen in limitierter Anzahl feil geboten wird. Leute, schaltet doch mal das Gehirn ein! Für mich ist es unverständlich, dass Deutschland keine Maskenpflicht einführt – das Beispiel Jena (keine Neuinfektion innerhalb von 10 Tagen) zeigt deutlich, dass Masken der Verbreitung des Virus entgegenwirken (selbst mittels sog. Community-Masken). Auch bezüglich NRW-Ministerpräsident Laschet teile ich die Ansicht von St. Gremling: Es wird augenscheinlich agiert (Vorstoß bei den Lockerungen), um bei der nächsten Wahl in vorderster Reihe zu stehen. Hatte die Bundeskanzlerin vor Tagen nicht geäußert, dass sie einen „Flickenteppich“ bzgl. der Lockerungen auf keinen Fall erleben will? Das hat ja klasse geklappt! Natürlich bringen die Einschränkungen für sehr, sehr viele Menschen extreme Belastungen und Verluste mit sich, aber aus meiner Sicht kann man diese Pandemie nur in den Griff bekommen, wenn sich alle Menschen über einen gewissen Zeitraum an die Vorgaben halten. Mit Stand heute sind weltweit bereits über 170.000 an Covid-19 verstorben …..

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