„Lieben Dank an die Abreißer der Woche. Muss das denn wirklich sein, liebe Stadt Unna?“
Mit großem Ärger und Unverständnis reagieren jugendliche Biker auf das Abräumen ihres Bike-Parcours im Unnaer Bornekamp. Wie berichtet, hatte der Stadtrat vor einiger Zeit beschlossen, das Biken im sogenannten Bombentrichter nicht mehr zuzulassen. Naturschutz- und Sicherheitserwägungen waren dafür ausschlaggebend.
Jetzt sind Fakten geschaffen worden. In einem wütenden Facebookpost macht sich ein Unnaer Luft und bekommt von den Kommentatoren nahezu einhelligen Beifall.
„Wir haben Corona und die Jugendlichen haben viel Zeit an der frischen Luft verbracht, aus Lehm und umliegendes Gehölz echt coole Rampen und Kicker gebaut am Bombentrichter. Ist der Flurschaden durch das Abreißen des Fahrzeugs nicht viel schlimmer als der Jugend ihren Spaß zu nehmen?
Ich verstehe unsere Stadt und kontraproduktive Jugendarbeit nicht. Echt zum Kotz…. Ich glaube kaum, dass sich die Stadt Unna jemals mit dem Thema Jugend und Freizeit auseinandergesetzt hat.
Auch bezweifle ich, dass die Leute, die das anleiern, verstehen, wie wenig Möglichkeiten unsere Jugend in Unna hat. Geschweige denn eine sorgenfreie Jugend hatten.
Der Bombentrichter war, so lange ich denken kann, zugänglich für die Jugend und hat uns als Kindern bereits viel Freude gebracht. Umso erstaunlicher wie sehr manche Leute aus der Politik diesen wundervollen Ort der Jugend nicht gönnen.“
Das sagt die Stadt
Für die Stadt Unna teilte uns Stadtsprecher Christoph Ueberfeld nach Nachfrage beim Umweltamt folgenden Sachstand mit:
„Es stimmt, im Bornekamp am sogenannten Bombentrichter haben größere Erdbewegungen stattgefunden.
Nach der rechtlichen Prüfung im vergangenen Jahr ist klar, dass das Biken im Wald nicht erlaubt ist.
Die Stadt kommt hier ihrer Verkehrssicherungspflicht nach und wird auch künftig entsprechende Maßnahmen ergreifen, wenn dort wieder entsprechende Bauwerke stehen sollten.“
Zum Hintergrund der Diskussion – wieso der Bike-Parcours abgerissen wurde:
Nachdem die Fraktion „Wir für Unna“ im März dieses Jahres offiziell beantragt hatte, den MTB-Parcours im sogenannten Bombentrichter zu legalisieren, warf ihr die FDP vor, die Fakten nicht zur Kenntnis zu nehmen.
„Eine Legalisierung des Mountainbikens im Bombentrichter ist nicht so ohne weiteres und vor allen Dingen nur mit erheblichen finanziellen Aufwendungen möglich, da Vorschriften des Landesnaturschutzgesetzes klare Grenzen setzen.
Dies alles wurde bereits Ende 2019! nach Antrag der SPD-Fraktion im Umweltausschuss umfangreich geprüft und besprochen.
Aus den Auskünften der zuständigen Landesstelle, Wald- und Holz NRW, ging seinerzeit hervor, dass die Stadt Unna entweder
- das ganze Gelände sperren,
- einen einmaligen Ausgleichsbetrag von 150.000 € und wiederkehrend, befristet auf 3 Jahre, alle 18 Monate weitere 8.200 € für Baumkontrollen erbringen müsste
- oder alternativ einmalig einen Betrag von 690.000 € für die Kosten geeigneter Ausweichflächen und Aufforstung entrichten und diese Flächen erstmal finden müsste.
Die erneute Ablehnung im Rat dagegen ist nachvollziehbar und begründet.
Im Unterschied zur WfU wollen die Antragsteller FDP und Grüne ebenso wie alle Fraktionen eine realisierbare Alternative für die Jugendlichen finden, um das Mountainbiken zu ermöglichen.
Dass in diesem Zusammenhang ein Nutzungskonzept für die Flächen des ehemaligen Massener Freizeitbades wieder in das Blickfeld der Politik kommt, ist umso erfreulicher.
Die vielen Vorteile, die mit der Alternative eine Strecke auf eben diesem Gelände verbunden sind, wurden hier vormals ausführlich erörtert. … Zu nennen wäre hier z.B. die vorhanden Parkplätze, die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten für Snacks und Getränke, was die Wirtschaft in Massen ankurbeln kann, sowie die Erreichbarkeit für Rettungskräfte.
Auch der Vorwurf, das neue Gelände sei nicht geeignet, da es nicht zentral genug sei und kein Gefälle biete ist nicht korrekt dargestellt. Nimmt man den Markt als Zentrum von Unna, ist der Bombentrichter gerade einmal 100 m weiter weg, also eine ca. 20 Sekunden (!) längere Strecke. (Quelle: Google Maps)
Daher ist der Ratsbeschluss, zunächst einen Workshop mit 2.000 € zu unterstützen, richtig, um hier möglichst viele potentieller Nutzer, allen voran, die meist jugendlichen Mountainbiker, zu hören und alle Pros und Cons ernsthaft mit Blick auf eine Realisierung abzuwägen.
Gerne nehmen wir die Gedanken und Anregungen (auch von WfU ) auf und laden ein, uns gemeinsam für die Jugend in Unna zu engagieren, aber bitte dann offen und ehrlich und dazu gehört nun mal, dass der Bombentrichter nicht zur Verfügung steht!“
Wenn man eine Möglichkeit gesucht hätte, hätte man sie auch gefunden!
Schade für die Kinder.